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NRW macht bei Digitalisierung der Schulen (endlich) Tempo. Gebauer startet „Aufholjagd“

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DÜSSELDORF. Die digitale Transformation soll in den Schulen in NRW an Fahrt gewinnen. Das Schulministerium stellt ein neues Strategiekonzept bis zum Jahr 2025 vor. Ministerin Gebauer spricht von einer Aufholjagd. Noch vor den Herbstferien soll ein Programm starten, aus dem digitale Endgeräte für Schülerinnen und Schüler bezahlt werden.

“Das ist ein Quantensprung”: NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer stellt ihr Digitalkonzept vor. Foto: Land NRW / Martin Götz

Bei der Digitalisierung an den Schulen will NRW Tempo machen und bis 2025 bei Unterrichtsgestaltung, Lehrerfortbildung und Ausstattung vorankommen. Dafür wendet die Landesregierung weitere 184 Millionen Euro auf, um Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten auszustatten, wie Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in dieser Woche ankündigte – und zwar für besonders belastete allgemeinbildende Schulen oder auch Förderschulen. Rund 370.000 Schülerinnen und Schüler könnten davon demnächst profitieren, sagte Gebauer. Sie erklärte: «Mit einem zweiten Ausstattungsprogramm für Schülerinnen und Schüler werden wir an besonders belasteten Schulen eine Vollausstattung für alle Schülerinnen und Schüler umsetzen. Das ist ein digitaler Quantensprung.»

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Das Programm, das noch vor den Herbstferien starten soll, ist Teil einer «Digitalstrategie Schule NRW» bis 2025, die Gebauer vorstellt. Digitale Kompetenzen ergänzten die grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen, sagte sie. Es handle sich um ein Gesamtkonzept mit Zielen und Maßnahmen für das «Lehren und Lernen in der digitalen Welt» und umfasse im Kern drei Handlungsfelder.

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Der Unterricht solle, erstens, konzeptionell weiterentwickelt werden, um pädagogische und didaktische Chancen der Digitalisierung voll auszuschöpfen. Es brauche, zweitens, entsprechend qualifizierte Lehrkräfte, eine Fortbildungsoffensive sei in Gang gesetzt. Der Nachweis digitaler Kompetenzen für angehende Lehrkräfte sei seit Frühjahr 2019 prüfungsrelevant. Als drittes müsse der Zugang zu digitalen Medien und digitaler Infrastruktur sichergestellt werden. Inzwischen seien rund 70 Prozent der Schulen an ein leistungsfähiges Gigabit-Netz angeschossen. Das Ziel, alle anderen bis Ende 2022 anzuschließen, werde erreicht, meinte die Ministerin.

Beim digitalen Lernen setze der Prozess schon in der Grundschule an. Dort erfolge eine erste «informatische Grundbildung». Im neuen Schuljahr 2021/22 sei zudem das Pflichtfach Informatik an den weiterführenden Schulen ab Klasse 5 gerade eingeführt worden.

«Ein paar Computer in die Klassenzimmer zu stellen, reicht nicht aus»

Ab dem Schuljahr 2022/23 soll es an jeder Schule einen Digitalisierungsbeauftragten geben, der Unterrichts- und Schulentwicklungsprozesse unterstützen werde, kündigte Gebauer an. «Ein paar Computer in die Klassenzimmer zu stellen, reicht nicht aus», betonte sie in Düsseldorf. Die Pädagogik stehe im Mittelpunkt. Derzeit seien 180 Medienberater in den Schulen im Einsatz, 2022 weitere 30 Stellen vorgesehen.

Für die digitale Weiterentwicklung des schulischen Bildungsbereichs von 2020 bis 2025 sind insgesamt fast zwei Milliarden Euro vorgesehen – zum Teil schon investierte Summen und das 184-Millionen-Euro-Ausstattungsprogramm eingerechnet. Die FDP-Politikerin sprach von einer «digitalen Aufholjagd». Man habe die «Digitalstrategie Schule NRW» in einem intensiven Prozess mit Schulaufsicht, Schulen und Schulträgern erarbeitet. Um Investitionen in die Digitalisierung zu verstetigen, brauche es einen «Digitalpakt 2.0». Dazu strebe das Land NRW nach der Bundestagswahl Gespräche mit der neuen Bundesregierung und den Kommunen an.

Nach Ansicht des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) ist es «höchste Zeit, dass eigentlich Selbstverständliches nicht nur mittels einer theoretischen Strategie, sondern auch durch praktische Umsetzung und Unterstützung selbstverständlich wird.» Die Probleme in NRW seien flächendeckend und vielfältig, aber zu spät angegangen worden, monierte die Lehrergewerkschaft GEW. An vielen Schulen gebe es noch immer kein funktionierendes WLAN, es mangele an IT-Fachkräften zur Unterstützung, es brauche dringend umfassende Fortbildungen.

“Um ein pädagogisch-didaktisch passgenaues Digitalkonzept zu implementieren, brauchen die Schulen mehr Personal“

Das Gesamtvolumen von zwei Milliarden Euro, davon 184 Millionen Euro für ein zweites Ausstattungsprogramm für Schülerinnen und Schüler, sei sehr beachtlich – meint der Verband lehrer nrw. „Das zeigt, dass die aktuelle Landesregierung das Thema Digitalisierung offenbar endlich ernst nimmt. Ob die Digitalstrategie Schule NRW ein Erfolg wird, hängt allerdings maßgeblich von der Umsetzung vor Ort ab. Geld und guter Wille allein reichen nicht“, betont Vorsitzender Sven Christoffer. Damit aus der Digitalstrategie eine wirkliche Digitaloffensive für die Schulen werden kann, sind aus seiner Sicht drei Punkte entscheidend:

Mehr Personal: „Die meisten Schulen sind schon jetzt personell am Limit oder darüber hinaus. Um ein sinnvolles und pädagogisch-didaktisch passgenaues Digitalkonzept zu implementieren, brauchen die Schulen mehr Personal“, meint lehrer nrw.

Mehr zeitliche Ressourcen: „Ab dem Schuljahr 2022/23 soll es an jeder Schule in NRW eine Digitalisierungsbeauftragte bzw. einen Digitalisierungsbeauftragen geben. Die Kolleginnen und Kollegen, die diese Aufgabe übernehmen sollen, brauchen mehr als nur eine symbolische Entlastung. Digitalisierung nebenbei funktioniert nicht“, so heißt es.

Mehr Funktionsstellen: „An den Schulen muss es Koordinatoren für Digitalisierung geben, die das Bindeglied zwischen Schulleitung und Kollegium bilden und den Digitalisierungsprozess steuern. Das erfordert neue Funktionsstellen, denn gerade in kleineren Systemen ist die Führungsebene viel zu dünn besetzt, um eine solche Herkulesaufgabe zu stemmen.“ News4teachers / mit Material der dpa

Bürokratie, Fachkräftemangel, Datenschutz: Scheitert die Digitalisierung der Schulen, bevor sie richtig begonnen hat?

 

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