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Beamtenbund: Schulen und Kitas sind “keine sicheren Orte” – ohne Luftfilter, Maskenpflicht und PCR-Tests

BERLIN. Der Deutsche Beamtenbund (dbb) hat aus den Erfahrungen der letzten eineinhalb Jahre die Anforderungen an Unterricht unter Pandemiebedingungen formuliert. Dass der Präsenzunterricht oberste Priorität hat, wie von der Politik beteuert wird – darin gehen die im dbb zusammengeschlossenen Lehrerverbände mit. Dies sei auch durchaus realisierbar, so heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Jedoch bedürfe es dafür „umfangreicher und ganzheitlicher“ Maßnahmen, damit Kinder und Jugendliche ausreichend geschützt werden. Konkret: Maskenpflicht im Unterricht, Luftfilter und PCR-Pool-Tests.

Die Lehrerverbände im Beamtenbund setzen auf Präsenzunterricht – fordern dafür aber Schutzmaßnahmen. Foto: Shutterstock

„Kinder und Jugendliche in der Altersspanne von fünf bis 19 Jahren weisen aktuell über doppelt so hohe Inzidenzwerte wie der Bundesdurchschnitt auf. Vereinzelte Inzidenzen jenseits der 300 zeugen von der ernüchternden Realität, dass unsere Bildungseinrichtungen nach eineinhalb Jahren Pandemie keine sicheren Orte sind“, sagt der stellvertretende dbb-Bundesvorsitzende Jürgen Böhm, der auch Chef des Verbands Deutscher Realschullehrer (VDR) ist. „Dass bisher noch keine Mittel für mobile Luftfilter für Kitas und Schulen abgerufen worden sind, zeigt, dass die von der Bundesregierung aufgesetzten Förderprogramme und deren Kriterien die Wirklichkeit an unseren Bildungseinrichtungen verkennen.“

“Dem Bildungsbereich wird bei weitem nicht die dauerhaft notwendige Aufmerksamkeit der Politik zuteil”

„An dieser Stelle ist entschlosseneres Vorgehen seitens der Politik gefragt. Zweifelsohne ist die Bewältigung der Pandemie in all ihren Facetten eine Mammutaufgabe, dem Bildungsbereich wird bei weitem aber nicht die dauerhaft notwendige Aufmerksamkeit zuteil. Mit dem Positionspapier ‚Schuljahr 2021/22. Unterricht unter Pandemiebedingungen – die Lehren aus über 1,5 Jahren Pandemie‘ treten wir mit konkreten Forderungen an die Politik heran, um die Qualität des Unterrichts und der Betreuung sicherstellen und gestärkt aus der Krise hervorgehen zu können”, ergänzte Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende der dbb Fachkommission Bildung und Chefin des Deutschen Philologenverbands.

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„Die Politik muss endlich reagieren. Mit Blick auf die Krisen-Monate, wird offensichtlich, wie wenig die Schulgemeinschaft unterstützt wurde. Mit dem Forderungspapier zeigen wir, was notwendig ist: das Pandemiegeschehen kontrollieren, niedrigschwellige Impfangebote schaffen, die Maskenpflicht – wo notwendig – umsetzen, das Testen und Lüften durch geeignete Strategien unterstützen und die personelle und materielle Ausstattung der Schulen angemessen ausgestalten. Nicht zuletzt bedarf es einer optimierten Kommunikation mit den Interessenvertretungen”, konkretisiert Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE). News4teachers

Hintergrund

Das dbb-Papier “Schuljahr 2021/22. Unterricht unter Pandemiebedingungen – die Lehren aus über 1,5 Jahren Pandemie” stellt fest: „Die Pandemie hat insbesondere Schwächen der Finanzierung unserer Schulen offengelegt. Strukturelle und altbekannte Missstände wurden abermals verschärft. Dies betrifft alle Bildungseinrichtungen – die allgemeinbildenden Schulen, Berufsschulen, Kindertagesstätten und Hochschulen.“

Trotz widriger Bedingungen und mangelnder technischer Ausstattung seien allerdings zahlreiche innovative und digitale Unterrichtskonzepte entwickelt worden. „Auch wurde
durch das große Engagement der Lehrkräfte sichergestellt, dass die Schülerinnen und Schüler Aufgaben erhielten und ihre Kompetenzen weiter ausbauen konnten. Dennoch haben die partiellen Schulschließungen und der Wechselunterricht den Lernfortschritt und die persönliche Entwicklung von vielen Kindern und Jugendlichen beeinträchtigt, weitreichende psychosoziale Folgen und substanzielle Einschränkungen für deren Alltag mit sich gebracht. Daher müssen der Präsenzunterricht und höchste Unterrichts- und Betreuungsqualität als oberste Ziele verfolgt werden.“

Aber: Dabei gilt es, eine möglichst sichere Umgebung zu schaffen und gleichzeitig die individuelle Förderung sicherzustellen. Dafür sind rasches Handeln und verbindliche Konzepte seitens der Politik unerlässlich. Schulen sind Orte der Bildung, der Begegnung und des sozialen Lernens. Es bedarf umfangreicher Maßnahmen und ausreichender Personalkapazitäten, da mit Schulen ihrem Auftrag wieder gerecht werden können.“

Konkret wird gefordert, zunächst mal einen Pandemie-Indikator festzulegen, der die Situation in den Schulen erkennen lässt. „Erneute partielle Schulschließungen ausschließlich mit einer hohen Inzidenz zu begründen, wird der veränderten, fragmentierten Situation nicht gerecht. Dabei ist das Infektionsgeschehen in der jungen Bevölkerung genau zu beobachten. Ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen besteht insbesondere bei Kindern unter 12 Jahren die Gefahr hoher Infektionszahlen.“

„PCR-Pooltest-Kapazitäten sollen für alle Schulen und alle Altersgruppen zur Verfügung gestellt werden”

Im Streit um die Maskenpflicht bezieht der dbb Position: „Das Tragen einer medizinischen Maske führt maßgeblich zu einer geringeren Virusübertragung durch Aerosolpartikel.“ Deshalb sei die  Maskenpflicht in Abhängigkeit des aktuellen Infektionsgeschehens und der aktuellen Handlungsempfehlungen der Wissenschaft anwenden. Bei einem geringeren Infektionsgeschehen sollten insbesondere jüngere Kinder nicht zusätzlich durch das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung belastet werden.

Weiter heißt es: „Der Einsatz von Lüftungs- und Luftreinigungsanlagen wird als wirksames Mittel für den Infektionsschutz diskutiert. Da der Einbau von stationären raumlufttechnischen Anlagen die nachhaltigste Maßnahme zur Verbesserung der Innenraumlufthygiene darstellt, ist dieser prioritär zu fördern. Ergänzt durch den zusätzlichen Einsatz von mobilen Luftfiltern kann eine zeitnahe Besserung erreicht werden.“ Der dbb fordert deshalb „den flächendeckenden Einsatz von stationären raumlufttechnischen Anlagen und Luftfiltern mit Nachdruck zu verfolgen und die Förderung auszuweiten“.

Regelmäßiges Testen dient der frühzeitigen Erkennung von Infektionen und kann Übertragungen und Ausbrüche maßgeblich einschränken. „PCR-Pooltest-Kapazitäten sollen für alle Schulen und alle Altersgruppen zur Verfügung gestellt werden, bei Engpässen soll das Testangebot zunächst prioritär für Kinder unter 12 Jahren verfügbar sein, jedoch sukzessive auf alle Altersklassen ausgeweitet werden.“ Die Durchführung der Tests sei nach Möglichkeit außerhalb der Schule durch geschultes Fachpersonal zu realisieren, um Infektionsausbrüche innerhalb der Schule zu minimieren.

Hier geht es zum vollständigen Positionspapier.

KMK-Präsidentin: Schul-Ausbrüche und hohe Inzidenzen unter Kindern sind „für uns einfach nicht besorgniserregend“

 

 

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