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Ethikrat stellt sich gegen Kultusminister: „Schutz der Kinder muss Priorität haben“

BERLIN. Immer mehr Bundesländer lockern die Corona-Schutzmaßnahmen in Schulen, obwohl die Inzidenzen insbesondere unter Kindern und Jugendlichen rasant steigen. Das ruft jetzt auch den Deutschen Ethikrat auf den Plan: Deutschlands höchstes Gremium für moralische Fragen verurteilt den Kurs der Kultusminister, Infektionen unter Schülerinnen und Schülern bis hin zur Durchseuchung offensichtlich in Kauf nehmen. Kritik kommt auch von den Lehrerverbänden.

“Hunderte von Kindern werden von Komplikationen betroffen sein”. Foto: Shutterstock

Der Deutsche Ethikrat fordert mehr Rücksichtnahme auf Kinder und Jugendliche in der Corona-Politik, so berichtet die „Rheinische Post“. Damit ist allerdings nicht gemeint, was die Kultusminister als Politik im Sinne der Kinder und Jugendliche deklarieren – nämlich die Schutzmaßnahmen in Schulen Schritt für Schritt abzubauen. Im Gegenteil: „Gerade bei jüngeren Kindern steigen die Infektionszahlen enorm. Auch, wenn schwere Verläufe bei Kindern seltener auftreten, werden bei starkem Infektionsgeschehen Hunderte von Kindern von Komplikationen betroffen sein“, sagt die Vize-Vorsitzende des Ethikrats, Susanne Schreiber, der „Rheinischen Post“ zufolge. Sie ist Professorin für Theoretische Neurophysiologie an der Humboldt-Universität zu Berlin

Schreiber erklärt: „Der Schutz unserer Kinder in den Schulen muss eine hohe Priorität haben. Wir schulden ihnen ein möglichst normales soziales Leben und müssen dabei dafür sorgen, dass ihre Gesundheit nicht gefährdet wird. Eine Augen-zu-und-durch-Mentalität reicht hier nicht aus.“ In der vergangenen Woche ist die Maskenpflicht im Unterricht in Baden-Württemberg gefallen, in der kommenden Woche fällt sie in Nordrhein-Westfalen und in Schleswig-Holstein – und eine Woche später dann in Sachsen. Bayern, wo schon vor Wochen die Maskenpflicht im Unterricht gestrichen wurde, will sie hingegen angesichts drastisch steigender Inzidenzen unter Schülern wieder einführen.

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Lehrerverbände fragen: Wo bleiben mobile Luftfilter zum Schutz der Kinder in Schulen?

Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und den Verband Bildung und Erziehung (VBE) hängt eine Rückkehr zur Maskenpflicht von den örtlichen Inzidenzen ab. Beide Verbände pochen aber auf den flächendeckenden Einsatz von Luftfiltern an Schulen, um etwaige Coronaviren einzudämmen. Viele Schulen seien damit „immer noch nicht so ausgestattet, wie es notwendig ist“, sagt GEW-Chefin Maike Finnern dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). VBE-Präsident Udo Beckmann beklagt, dass erst an einem Viertel der Schulen überhaupt einzelne Luftfilter eingesetzt würden. «Das ist schlicht zu wenig.“

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, kritisiert die Kultusminister scharf. Die Politik setze dort „gegen den ausdrücklichen Rat des in Deutschland für die Gefahrenabschätzung von Infektionskrankheiten zuständigen Robert-Koch-Instituts und die Mehrheit der Virologinnen und Virologen“ Lockerungen durch – zu einem Zeitpunkt, an dem Gesundheitsschutzmaßnahmen eher zu intensivieren seien, sagt er laut „Rheinische Post».

Meidinger: „Wir drohen, die Kontrolle über das Infektionsgeschehen – gerade auch an Schulen – zu verlieren.“. News4teachers / mit Material der dpa

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