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Mobile Luftfilter für Schulen? KMK-Präsidentin meint: „In der Fläche nicht sinnvoll“

POTSDAM. Die Kultusminister der Länder beraten am Donnerstag und Freitag über den Einsatz von Luftfiltern in Schulen – KMK-Präsidentin Britta Ernst (SPD) legt sich allerdings schon mal fest: Sie hält eine Ausstattung von allen Klassenräumen nicht für tauglich. «Wir halten uns an die Empfehlungen des Umweltbundesamtes, die eine flächendeckende Ausstattung aller Klassenzimmer mit Luftfiltern nicht für sinnvoll halten, weil wir am Lüften nicht vorbeikommen», sagte die Brandenburger Bildungsministerin der Zeitung «Prignitzer». Die Empfehlungen des Umweltbundesamtes sind allerdings widersprüchlich.

Der Landtag Nordrhein-Westfalen – hier die Wandelhalle – ist gut mit mobilen Luftfiltern gesichert. In den meisten Schulen sind die Geräte aber nicht notwendig, meint die KMK-Präsidentin. Foto: Alexandra Goertz / Shutterstock

Elterninitiativen dringen bundesweit auf mobile Luftfilter in Schulen gegen das Coronavirus – und tatsächlich haben zwei Bundesländer, Hamburg und Bremen, die Geräte bereits für alle Klassenräume bestellt. «Wenn Schulträger in Abstimmung mit Eltern der Auffassung sind, mehr Geräte aufstellen zu wollen, steht ihnen das selbstverständlich frei», erklärte Ernst.

Fast ein Jahr lang lieferte das Umweltbundesamt Kultusministern und Bürgermeistern ein Alibi zum Nichtstun

Das Umweltbundesamt (UBA) – auf das sich Ernst beruft – hat mit seiner Informationspolitik stark dazu beigetragen, dass deutschlandweit bislang nur wenige Kitas und Schulen mit mobilen Luftfiltern ausgestattet wurden und bis zum Winter wohl auch nicht werden. Fast ein Jahr lang redete die Behörde die Technik schlecht und lieferte Kultusministern und Bürgermeistern ein Alibi zum Nichtstun. Als immer deutlicher wurde, wie falsch diese Einschätzung ist, schwenkte das UBA im Sommer um – und empfahl plötzlich den Einsatz mobiler Luftfilter in Kita-Gruppenräumen und Schulen, wie News4teachers berichtete. Die Folge: Die Bundesregierung legte kurzfristig ein Förderprogramm auf, aus dem sich die Schulträger bedienen können.

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Damit gab und gibt es aber Probleme. Zum einen wird daraus nur die Hälfte der Kosten übernommen, sodass viele Kommunen nach wie vor zögern. Zum anderen aber ist das Programm mit 200 Millionen Euro viel zu klein dimensioniert, um alle Kitas und Schulen in Deutschland damit ausstatten zu können. Experten kalkulieren mit einem Finanzbedarf von mindestens einer Milliarde Euro allein für die Schulen.

Um die Begrenzung zu rechtfertigen, musste allerdings eine sachlich klingende Argumentation her. Und diese lieferte prompt das Umweltbundesamt: Infrage kämen die Virenfilter nur für jene etwa 15 bis 25 Prozent der Klassen- und Kita-Räume, die nicht gut zu belüften seien, hieß es plötzlich. Und siehe da: Plötzlich passen Finanzen und (behaupteter) Bedarf in etwa zusammen. Tatsächlich wurde das Förderprogramm des Bundes dann auch auf „Räume mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit“ beschränkt.

Inhaltlich nachvollziehbar ist das aber nicht: „Räume mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit“ sind früheren Einlassungen des UBA zufolge eigentlich überhaupt nicht für den Unterricht geeignet, ob mit oder ohne mobile Luftfilter – schon wegen steigender CO2-Werte in der Atemluft nicht.

„Fensterlüftung allein ist in Bildungseinrichtungen nicht geeignet, gute Innenraumluftqualitäten zu gewährleisten“

So erklärte die Behörde bereits 2019, also vor der Corona-Pandemie, grundsätzlich: „Fensterlüftung allein ist bei den gegenwärtigen Randbedingungen hinsichtlich der Personenbelegung und Raumgröße in Bildungseinrichtungen nicht geeignet, während der Nutzungszeiten gute Innenraumluftqualitäten sowie ein gutes und behagliches Innenraumklima zu gewährleisten“ (hier nachzulesen, Seite 10). In einer Broschüre mit dem Titel „Anforderungen an Lüftungskonzeptionen in Gebäuden, Teil I: Bildungseinrichtungen“ heißt es (im Fazit): „Zur Gewährleistung des Gesundheitsschutzes ist es (…) notwendig, neben optimal gestalteten Fenstern, eine zusätzliche bedarfsgeregelte technische Lüftung einzuplanen.“

Jetzt, in der Pandemie, kommen als weiterer Belastungsfaktoren noch Aerosole hinzu, Schwebeteilchen in der Luft also, die möglicherweise das Coronavirus mit sich tragen – und die alten Empfehlungen sollen plötzlich nicht mehr gelten? Riecht stark nach Alibi. News4teachers

Weil mobile Luftfilter fehlen, wird es in den meisten Klassenräumen ab jetzt wieder kalt – Kultusminister: „Frische Luft ist gesund“

 

 

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