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Lauterbach fordert Maskenpflicht im Unterricht, Kinderärzte-Verband Impfpflicht für Lehrer

Angesichts der vierten Corona-Welle in Deutschland wird zunehmend darüber debattiert, wie ungeimpfte Kinder vor Infektionen geschützt und zugleich Schulschließungen verhindert werden können. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sieht Forderungen nach einer Impfpflicht für Mitarbeiter an Schulen und Kitas kritisch – und befürwortet stattdessen die Maskenpflicht im Unterricht über den Winter hinweg. Der Kinderärzte-Verband hatte die Impfpflicht für Lehrkräfte und Kita-Fachkräfte gefordert.

Hält Maskenpflicht im Unterricht für unumgänglich: der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Foto: Karl Lauterbach

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) verlangte in der «Rheinischen Post», dass Lehrer und Erzieher Nachweise über die Impfung oder Genesung vorlegen sollten. «Wir haben noch keine Impfung für unter Zwölfjährige. Um sie zu schützen, müssen wir also nach Möglichkeit alle Personen impfen, die mit ihnen zu tun haben», sagte Verbandssprecher Jakob Maske. Lehrkräfte und Erzieher nur zu testen, sei zu wenig.

Der Berufsverband hatte am Sonntag zudem eine allgemeine Impfpflicht für Erwachsene gefordert – und Schulschließungen während der gesamten vierten Welle grundsätzlich abgelehnt, obwohl die Inzidenzen unter Schülern Rekordwerte erreichen, wie News4teachers berichtete. Die Grünen-Fraktionschefin im NRW-Landtag, Josefine Paul, nahm den Ball dem Bericht zufolge sofort auf: Für Erzieher und Lehrer sei eine Impfpflicht zumindest zu prüfen. Eine generelle Impfpflicht lehnte sie hingegen ab.

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„Die Impfquote von 95 Prozent bei Lehrkräften zeigt, dass Pädagoginnen und Pädagogen Verantwortung übernehmen”

Lehrerverbände wiederum lehnen eine Impfpflicht für Lehrkräfte ab – unter Verweis darauf, dass fast alle in Deutschland ohnehin geimpft seien (wie unlängst das “Schulbarometer”, eine Umfrage unter Lehrerinnen und Lehrern, ergab).

So hatten sich die Bundesspitzen von GEW und VBE im Zusammenhang mit der Studie geäußert: „Die Impfquote von 95 Prozent bei Lehrkräften zeigt, dass Pädagoginnen und Pädagogen Verantwortung übernehmen – und alle Diskussionen über eine Impfpflicht von Lehrkräften an den Problemen vorbeigehen“, unterstrich GEW-Bundesvorsitzende Maike Finnern. Und VBE-Chef Udo Beckmann erklärte: „Die vielfältigen Unkenrufe nach einer Impfpflicht von Lehrkräften bekommen durch die Umfrage eine weitere Bremse. 95 Prozent der Befragten gaben bereits im September an, geimpft zu sein. Dies deckt sich mit unseren Eindrücken und weiteren Erhebungen, die teilweise nur länderspezifisch veröffentlicht sind. Wer weiter eine Impfpflicht für Lehrkräfte fordert, macht sich lächerlich.“

Der Philologenverband NRW hält eine Impfpflicht für Lehrkräfte ebenfalls für sinnlos – und fordert stattdessen, landesweit die Maskenpflicht im Unterricht wieder einzuführen. Gespräche dazu liefen hinter den Kulissen, so heißt es in der «Rheinischen Post». “Bis jetzt scheint es aber nicht so zu sein, dass sich das Schulministerium in dieser Frage bewegen würde”, sagte Landeschefin Sabine Mistler gegenüber der «Rheinischen Post». Etliche Bundesländer, die die Maskenpflicht im Unterricht gestrichen hatten, haben sie mittlerweile wieder eingeführt – darunter Bayern, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein.

Lauterbach: Die Aufhebung der Maskenpflicht an Schulen in Nordrhein-Westfalen war «vollkommen unnötig» und «verantwortungslos»

«Die Impfpflicht in Altenheimen ist richtig, weil sie besonders gefährdete Menschen schützt. Aber an Schulen wäre sie nicht unbedingt notwendig, weil die Kinder und Jugendlichen durch eine Covid-19-Infektion eher nicht so stark getroffen werden», sagte Lauterbach der «Rheinischen Post». Im Podcast «Die Schulstunde» des Redaktionsnetzwerks Deutschland erklärte er: «Die Maskenpflicht wird wahrscheinlich über den gesamten Winter benötigt werden.» Die Aufhebung der Maskenpflicht an Schulen in Nordrhein-Westfalen Anfang November sei «vollkommen unnötig» und «verantwortungslos» gewesen. Seitdem hätten sich dort viele Kinder infiziert.

Kinder könnten trotz milderer Covid-Verläufe ebenfalls Langzeitfolgen bekommen, warnte Lauterbach. «Wir müssen damit rechnen, dass ungefähr vier bis sieben Prozent der Kinder, die an Covid symptomatisch erkranken, also Symptome bekommen, Long Covid entwickeln», sagte er. «Es wird Kinder geben, die haben Covid und sind danach nicht mehr so schwungvoll und auch nicht mehr so gut in der Schule wie vorher.»

Der Kinderärzte-Verband hingegen sieht Schutzmaßnahmen an Schulen kritisch. BVKJ-Präsident Dr. med. Thomas Fischbach hatte sich vor vier Wochen für eine Abschaffung der regelmäßigen Corona-Tests an Schulen ausgesprochen – und gegen eine Maskenpflicht im Unterricht. News4teachers / mit Material der dpa

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