Website-Icon News4teachers

Durchseuchung! Virologin Eckerle warnt Eltern davor, ihr ungeimpftes Kind zur Schule zu schicken

BERLIN. Angesichts des explodierenden Corona-Infektionsgeschehens in den Kitas und Schulen schlagen zwei prominente Virologinnen Alarm: Dr. med. Jana Schroeder, Chefärztin des Instituts für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie der Stiftung Mathias-Spital, spricht von einer „Durchinfektion“ der Kinder und Jugendlichen, die derzeit ablaufe – was „ethisch nicht vertretbar“ sei. Noch deutlicher wird Prof. Dr. med. Isabella Eckerle, Leiterin der Abteilung Infektionskrankheiten an den Universitätskliniken in Genf: Sie warnt Eltern davor, ihr ungeimpftes Kind zur Schule zu schicken.

Eine Corona-Infektion verläuft bei Kindern meist symptomlos – aber eben nicht immer (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Da es eine Schulpflicht gebe, müsse der Staat das Grundrecht auf Bildung und auf körperliche Unversehrtheit des Einzelnen sicherstellen – meint die Virologin und Infektiologin Jana Schroeder. „Ungeimpfte Schüler haben das Recht auf eine sichere Schule: Infektionsschutz und Bildung schließen sich nicht aus und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden“, sagt die Chefärztin gegenüber der „Deutschen Welle“. Der Schlüssel liege darin, die Inzidenzen an den Schulen niedrig zu halten. „Lockdowns und Schulschließungen passieren, wenn die Regierung Maßnahmen verzögert, bis es zu spät ist“, kritisiert Schroeder. „Die beste Schul-Schließungsprophylaxe ist Infektionsprophylaxe – und Infektionsschutz ist auch Kinderschutz.“

Davon kann in den Kitas und Schulen aber keine Rede sein. Schroeder spricht von „Durchinfizierung“. Ethisch sei die nicht vertretbar. Denn rund ein Prozent der Kinder müsse wegen Corona ins Krankenhaus. Auch sei noch unklar, welche Spätfolgen Infektionen haben könnten. Eine Studie der TU-Dresden ergab erst unlängst, dass Kinder stark an Covid-Langzeitfolgen leiden können, wie News4teachers berichtete. Schröder: “In allen Lebensbereichen gilt ‘better safe than sorry’ – außer bei Kindern in der Pandemie“.

Anzeige

Ihre Kollegin Isabella Eckerle stößt ins selbe Horn. „Wir kennen einfach dieses Virus noch nicht gut genug, um Langzeitfolgen bei den Jüngeren auszuschließen. An der Infektionsdynamik von Kindern ist nichts grundlegend anders als bei Erwachsenen. Sie werden zwar in der Regel weniger schwer krank, aber auch sie infizieren sich und geben das Virus an andere weiter. Es wäre schön, wenn Sars-CoV-2 ein Virus wäre, das Kindern nichts anhaben könnte. Aber es gibt inzwischen genug Daten, die zeigen, dass auch Kinder schwer erkranken können. Auch wenn dies nur einen kleinen Prozentsatz betrifft, so kann man das ja nicht einfach ignorieren. Und derzeit sind es die Jungen, die die Inzidenzen hochtreiben. Der Infektionsschutz an den Schulen ist dringender ist als je zuvor“, so sagt sie in einem aktuellen Interview mit dem „Spiegel“.

Die Impfung von Kindern unter 12, die in den USA seit mehreren Wochen läuft, kommt in Deutschland nach Eckerles Einschätzung wohl zu spät – zumindest bei der derzeitigen Politik der weit offenen Kitas und Schulen. „Diese Impfung der Kinder wäre ein weiteres, wichtiges Instrument in der Pandemiebekämpfung. Aber momentan befindet sich der Impfstoff in Europa noch im Zulassungsverfahren. Und selbst wenn die Zulassung vorliegt, werden viele noch auf eine Stiko-Empfehlung warten, bis dann zögerlich die Impfungen starten. Auf das, was die nächsten Wochen passieren wird, hat das keinen Einfluss. Es ist leider die Frage, ob die Kinderimpfung diesen Winter in Deutschland überhaupt noch relevant wird.“

“Es gibt inzwischen viele Empfehlungen für Schutzmaßnahmen an Schulen, deren Wirkung in validen Studien nachgewiesen wurde”

Wird es wieder Kita- und Schulschließungen geben? Eckerle: „Wenn das wirklich passieren sollte, muss man sich fragen, warum man es wieder hat so weit kommen lassen. Ich kann einfach nicht verstehen, warum man mit den Schulen wieder unvorbereitet in den Herbst und Winter geht. Es gab so viele Warnungen. Und es gibt inzwischen viele Empfehlungen für Schutzmaßnahmen an Schulen, deren Wirkung in validen Studien nachgewiesen wurde. Aber diese Schutzmaßnahmen müssen auch konsequent und flächendeckend umgesetzt werden. Dazu hätte man den Sommer intensiv nutzen müssen. Außerdem muss man auch darauf achten, dass die allgemeine Inzidenz nicht zu hoch wird, sonst könnte es trotzdem kritisch für die Schulen werden.“

Ihrem Ärger über das Versagen der Politik insbesondere gegenüber Kindern macht Eckerle in Tweets Luft.

So postet sie: „Es gibt & gab lang schon pragmatische Vorschläge wie man Kinder vor #SARSCoV2 #COVID19 schützen könnte & trotzdem in deren Bildung investiert, von vielen Seiten gab es Input dazu. Es ist auch nicht so, dass man keine Zeit gehabt hätte, sich vorzubereiten. Falsche Prioritäten?“

Dem Kinderärzte-Verband DVKJ, der seit Pandemiebeginn für weit offene Kitas und Schulen und gegen Schutzmaßnahmen dort trommelt, schreibt sie ins Stammbuch: „Vielleicht hätte man früher auf angemessenen Infektionsschutz an Schulen plädieren sollen, statt die Infektionen dort unbekümmert in die Höhe schießen zu lassen. Leider viele Akteure, die kontinuierlich gegen solche Maßnahmen gewettert haben. Die Schließungen sind der Preis.“

Zur Behauptung, dass offene Kitas und Schulen gut für benachteiligte Kinder seien, erklärt sie: „Wie in jedem anderen Bereich, den die Pandemie erschüttert, ist auch der Schutz der Kinder einfacher für privilegierteren Familien. Wer es sich leisten kann/Zugang zu Informationen hat, hat mehr Möglichkeiten. Auch deswegen: fehlender Infektionsschutz ist ein Desaster.“

Eltern rät Eckerle: „Wenn ich ein ungeimpftes schulpflichtiges Kind hätte, das ich vor einer #SARSCoV2 #COVID19 Infektion schützen wollte, würde ich es in der aktuellen Situation in #Deutschland und in der #Schweiz nicht in die Schule schicken.“

Die Aussichten für Familien? Düster. Eckerle: „Ich glaube der Zeitpunkt ist gekommen, wo wir uns gedanklich erneut auf ein bescheidenes, kompliziertes, trauriges Weihnachten einstellen können. Danke für nichts, Entscheidungsträger & Querdenker.“ News4teachers

Durchseuchung der Kinder läuft: Kinderärzte-Verbände machen Druck, dass Kitas und Schulen offenbleiben – um jeden Preis

Die mobile Version verlassen