Von News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek
DÜSSELDORF. Zunächst mal: News4teachers wünscht allen Leserinnen und Lesern ein erholsames und gesundes Weihnachtsfest – keine Selbstverständlichkeit in dieser Zeit. Wir sollten durchatmen (in Gesellschaft nötigenfalls auch mit Maske im Gesicht). Turbulente Tage, das lässt sich sicher vorhersagen, werden noch folgen. Wir alle benötigen Kraft, um diese schier endlose Krise zu überstehen. Diese Kraft wünschen wir Ihnen – und uns. Von den Kultusministerinnen und Kultusministern wünschen wir uns vor allem eins: endlich Ehrlichkeit.
Unserer Redaktion ist im vergangenen Jahr immer wieder „Panikmache“ vorgeworfen worden, weil wir schonungslos über Sachverhalte berichtet haben, die nicht jede und jeder lesen mag. Das Gegenteil aber ist richtig: Panik ist kopflos. Wer seinen Kopf hingegen gebraucht, um sich seriös zu informieren und sich verifiziertes Wissen anzueignen – der wandelt mögliche Angst in Respekt, in ein Gefühl also, dass wir brauchen, um eine Herausforderung annehmen und schließlich meistern zu können. Respekt vor einer Aufgabe sorgt dafür, dass wir mit gebotenem Ernst bei der Sache sind. Und diesen Ernst benötigen wir, um die größte Krise in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg zu überstehen.
Dummerweise haben das viele unserer Politikerinnen und Politiker nicht verstanden. Die Intransparenz, Sprunghaftigkeit und Widersprüchlichkeit ihrer Entscheidungen gerade im Bildungsbereich, in den täglich mehr als 15 Millionen Menschen (Schülerinnen und Schüler, Kita-Kinder, Lehrkräfte und Kita-Fachkräfte) direkt einbezogen sind, mit Eltern sogar gut 40 Millionen, sorgen insbesondere im aufgeklärten Teil dieser Hälfte der deutschen Bevölkerung für ein extremes Maß an Irritation – und das zu Recht. „Was uns gerade präsentiert wird, ist eine intellektuelle Beleidigung an alle und keine Perspektive“, sagte die Virologin Prof. Melanie Brinkmann im März zur Politik der Kultusminister. Das gilt bis heute.
Eine Psychologin, über deren Posts auf Twitter News4teachers unlängst berichtet hat, schrieb: „‘Schränkt eure Kontakte ein. Die Lage ist heikel.‘ – ‚Schulen bleiben geöffnet, egal was kommt. Wir halten an der Präsenzpflicht fest.‘ Was Familien gerade erleben, ist ein Prototyp für Double-Bind-Kommunikation. Wie in einer toxischen Beziehung. Das ist psychisch extrem belastend.“
Das ist unser Weihnachtswunsch an die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker in diesem Land: Lassen Sie’s sein, Märchen zu erzählen!
Weiter betont sie: „In einer toxischen Beziehung wird viel gelogen, verschwiegen, vertuscht, getäuscht. Bedürfnisse und Interessen werden ignoriert. Es gibt widersprüchliche Erwartungen, so dass man Dinge nur auf die eine oder andere Weise falsch machen kann. Nie richtig. Wir brauchen hier mehr Ehrlichkeit.“
Und das ist tatsächlich unser Weihnachtswunsch an die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker in diesem Land: Lassen Sie’s endlich sein, Märchen zu erzählen!
„Kinder sind keine Treiber der Pandemie“, „Schulen wirken wie Hygienefilter in der Pandemie“, „Schulen sind sicher“ – diese und solche Sprüche (von den PR-Abteilungen der Kultusministerien ersonnen und dann in der KMK an alle zum Weitersagen verteilt) mögen medial gute Verbreitung finden, verkaufen aber die Bürgerinnen und Bürger für dumm, die mittlerweile sehr wohl RKI-Daten lesen und verstehen können.
Offensichtliche Unehrlichkeit von Entscheidern erzeugt Angst. Das Verhalten der Politikerinnen und Politiker, die den Bildungsbetrieb in der Krise führen sollen (und zwar: aus ihr heraus), lässt nur zwei Schlüsse zu: Entweder ihnen fehlt das Verständnis dafür, was wirklich vor sich geht. Oder sie verschleiern ihre wahren Ziele. Keine der beiden Optionen trägt zur Beruhigung bei.
Deshalb, sehr geehrte Politikerinnen und Politiker, werden wir von News4teachers nicht damit aufhören, Sie mit Stimmen aus der Wissenschaft zu konfrontieren. Wir werden auch in Zukunft daran arbeiten, Ihre Versäumnisse offenzulegen. Wir werden nach wie vor Ihre Widersprüchlichkeiten aufzeigen und Ihre Unwahrheiten anprangern. Wir werden weiter ihre Beweggründe analysieren, auch die weniger ehrenvollen – und werden immer wieder Ihre Untätigkeit öffentlich machen, auch wenn Sie versuchen, diese mit Wortgetöse („Schulen wirken wie Scheibenbremsen in der Pandemie“) zu verbrämen. Kurz: Wir werden Sie weiterhin nerven. Versprochen!
Wir fordern vehement Ehrlichkeit von Ihnen ein. Es ist nicht „Panikmache“, über Tatsachen aufzuklären – das gilt für uns, aber erst recht für Sie. Im Gegenteil: Realität wahrzunehmen und zu beschreiben, das ist die Grundlage aller Sachlichkeit. Anders lassen sich Probleme nicht lösen, schon gar nicht solche in der Dimension dieser Pandemie. In diesem Sinne: Besinnliche Weihnachten. News4teachers
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