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Landkreis verzeichnet Kinder-Inzidenz von fast 5.500! Statt mehr Schutz: Schüler werden künftig weniger PCR-getestet

BERLIN. Die Durchseuchung der Kinder und Jugendlichen in Deutschland schreitet voran – die Inzidenzen unter Schülerinnen und Schülern liegen regional bereits bei Spitzenwerten von fast 5.500. Die Zahlen werden allerdings absehbar sinken; das Infektionsgeschehen an den Kitas und Schulen wird zunehmend ins Dunkelfeld gedrängt. Denn die in Deutschland knappen Kapazitäten bei PCR-Tests und die geplante Priorisierung der Auswertungen auf Menschen aus dem Gesundheitsbereich werden dazu führen, dass Ausbrüche an Kitas und Schulen immer seltener registriert werden.

Coronaviren unter dem Elektronenmikroskop (gelb eingefärbt). Foto: NIAID, Wikimedia Commons, CC BY 2.0

Sebastian Mohr, Physiker und Statistiker in einer Wissenschaftler-Gruppe um die Max-Planck-Forscherin Viola Priesemann, sammelt aktuelle Corona-Daten und veröffentlicht sie fortlaufend in einer Übersichtskarte mit Inzidenzen in den Städten und Kreisen in Deutschland, die sich auch nach Alter spezifizieren lässt. Das Bild, das sich dort zunehmend für die Fünf- bis 14-Jährigen zeigt, ist erschreckend: Immer mehr Regionen sind dunkelblau gefärbt. Die Farbe markiert Inzidenzen über 3.000.

Die Omikron-Variante heizt das Infektionsgeschehen insbesondere unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland auf ein bislang nicht gekanntes Niveau an. Der Landkreis Uckermark in Brandenburg verzeichnet eine Inzidenz von 5.447 bei den Fünf- bis 14-Jährigen – so viel war noch nie in einer deutschen Kommune gemessen worden, in keiner Altersgruppe. Auch andere Städte und Landreise melden drastische Werte für Schülerinnen und Schüler an Grundschulen und in der Sekundarstufe I – Hotspot ist vor allem Brandenburg: die Stadt Potsdam beispielsweise 4.780, der Landkreis Teltow-Fläming 4.844, Potsdam-Mittelmark 4.061. Die Bundeshauptstadt Berlin verzeichnet eine Kinder-Inzidenz von 3.702.

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Auch in den übrigen Regionen Deutschlands schreitet die Durchseuchung der Schülerinnen und Schüler voran – mit Inzidenzwerten von über 3.000. Der bayerische Landkreis Erding etwa liegt bei 3.303, Hamburg bei 3.599. Schwerin erreicht 4.070, die Stadt Bonn 3.765. Die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden liegt bei 3.899, die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel bei 3.161. Im Durchschnitt, so meldete das Robert-Koch-Institut in der vergangenen Woche, liegt die Inzidenz für Kinder und Jugendliche bei knapp über 1.000 – Tendenz stark steigend.

Angesichts dieser Zahlen sollen nicht mehr alle per Schnelltest positiv Getesteten einen PCR-Test bekommen. Die Gesundheitsminister der Länder sprachen sich heute einstimmig dafür aus und begrüßten entsprechende Vorschläge von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für eine Priorisierung von PCR-Tests. Die Laborkapazitäten seien endlich, sagte Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) in Magdeburg nach einer Schaltkonferenz mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Ländern. Unbedingt eine PCR-Testung erhalten sollten Personal in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen sowie Hochrisikopatienten und Personen mit dem Risiko schwerer Krankheitsverläufe. „Da soll der Zugang zu PCR-Tests erhalten bleiben.“

“Für unsere Kinder wäre eine Durchseuchung mit Omikron ein absolut unverantwortbares Experiment“

Für alle anderen Personen, die keine Symptome haben und ein positives Antigentest-Ergebnis vorweisen können, soll auf eine Bestätigung per PCR verzichtet werden – Schülerinnen und Schüler fallen dann künftig aus den offiziell gemeldeten Inzidenzen heraus. Die Durchseuchung der Kitas und Schulen wird im Verborgenen stattfinden. Dabei hatte Lauterbach unlängst erst selbst davor gewarnt, Omikron ungebremst durch die Kitas und Schulen laufen zu lassen. „Viele denken: Omikron verläuft milder, weshalb keine Durchseuchung? Die billige Impfung… Das wäre ein grosser Fehler, viele Menschen würden schwer erkranken mit oft bleibenden Schäden. Für unsere Kinder wäre es ein absolut unverantwortbares Experiment“, so schrieb er auf Twitter.

Eine weitere Konsequenz der Entscheidung, Infektionen unter Schülerinnen und Schülern nicht mehr mit PCR-Tests bestätigen zu lassen, betrifft Kinder mit schweren Verläufen und möglichen Folgeschäden, dies es durchaus gibt. So erklärt via Twitter der auf Familienrecht spezialisierte Rintelner Rechtsanwalt Thorsten Frühmark: „Weniger PCR-Tests für Schüler führen jetzt dazu, dass Ansprüche nicht mehr gegenüber den Unfallkassen durchgesetzt werden können. Infizieren und nicht dafür haften. Was kommt noch?“, so schreibt er. News4teachers / mit Material der dpa

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