BERLIN. Bei der Corona-Lage in Deutschland rechnet eine Gruppe von Berliner Modellierern mit einer Trendumkehr. Ab Ende Februar erwarte man wegen der Omikron-Untervariante BA.2 einen erneuten Anstieg der Infektionszahlen, schreibt ein Team um Kai Nagel von der Technischen Universität Berlin (TU) in einem Bericht. BA.2 gilt als noch besser übertragbar als der bisher hauptsächlich hierzulande verbreitete Omikron-Subtyp BA.1. Gleichzeitig schleifen immer mehr Kultusminister den Corona-Schutz in Schulen – aktuell: KMK-Präsidentin Karin Prien.
Keine Kohortenregelung in den Schulen mehr ab dem 3. März, keine Pflichttests mehr ab 21. März, keine Masken mehr in den Schulen spätestens ab dem 1. April – so sieht laut NDR der dreistufige Fahrplan von Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) aus. Jeder Öffnungsschritt sei wohlüberlegt und der Lage angepasst, so Prien: „Bei allem Verständnis für die Sorgen von manchen Eltern, wir müssen raus aus der Kultur der Angst an unseren Schulen und stufenweise zurück zur Normalität“, so erklärte sie im Kieler Landtag.
Prien ist nicht die einzige Kultusministerin, die ein Ende praktisch aller Schutzmaßnahmen in Schulen terminiert. Zuvor hatten Sachsen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt ähnliche Schritte angekündigt – entgegen einer Stellungnahme des Corona-Expertenrats der Bundesregierung, der einen besseren Gesundheitsschutz in Schulen fordert, wie News4teachers berichtet.
Das Papier bekommt nun durch eine Studie der TU Berlin neue Dringlichkeit. Die Wissenschaftler beschreiben derzeit eine Überlagerung zweier Wellen: Unterhalb der abflachenden BA.1-Welle deute sich ein erneuter Anstieg durch den Subtyp BA.2 an. Bisher wachse der Anteil von BA.2 am Infektionsgeschehen pro Woche um etwa 85 Prozent. Ende Februar dürfte BA.2 für die Mehrheit der Infektionen sorgen, hieß es. Höhe und Zeitpunkt des Maximums lassen sich den Forschern zufolge kaum vorhersagen: So hänge die Entwicklung von den Freizeitaktivitäten der Menschen ab und davon, wie gut man nach durchgemachter BA.1-Infektion vor BA.2 geschützt ist.
Werden dazu verschiedene Annahmen getroffen, ergeben sich laut dem Papier grob zwei extreme Szenarien: Bei hoher Kreuzimmunität und niedrigem Niveau an Freizeitaktivitäten ergebe sich eine BA.2-Welle «mit einem Niveau von maximal den Werten der BA.1-Welle von Mitte Februar». Im ungünstigsten Fall hingegen – niedrige Kreuzimmunität, viele Aktivitäten – könnte die kommende Welle das Niveau von Mitte Februar um das bis zu 2,5-Fache übersteigen, hieß es.
Das Team rät, die Situation auch angesichts des Verlaufs in Dänemark mit einem Wiederanstieg von Krankenhausaufnahmen genau zu beobachten, «um notfalls zeitnah entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können». Einer dänischen Studie vom Dienstag zufolge können Infektionen mit den beiden unterschiedlichen Omikron-Untervarianten kurz nacheinander in seltenen Fällen vorkommen. Betroffen waren meist junge Ungeimpfte. dpa / News4teachers
