MÜNCHEN. Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), erklärt zum Schulstart nach den Osterferien mit Corona-Lockerungen, der Integration ukrainischer Kinder und Jugendlicher sowie akutem Lehrermangel: Von Normalität könne keine Rede sein. Im Gegenteil: „So schwierig, wie es jetzt ist, war es noch nie.“
„Vieles ist neu und noch lange nicht normal: Nicht nur die kürzlich gefallene Maskenpflicht und die am 1. Mai endende Testpflicht. Neu sind auch die vielen Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine, die wir an unseren Schulen integrieren wollen. Wir Lehrerinnen und Lehrer nehmen diese nach besten Kräften mit Herz und Haltung an. Was aber immer wieder vergessen wird und überhaupt nicht neu ist: Der Lehrermangel in Bayern!“, so erklärt die BLLV-Chefin. Drei Herausforderungen auf einmal bedeuteten eben keine Normalität, wie von der KMK behauptet wird.
„Natürlich versuchen wir Lehrerinnen und Lehrer diesen schwierigen Seiltanz. Drei Krisen treffen aufeinander. So schwierig, wie es jetzt ist, war es noch nie. Drei Krisen zu bewältigen, heißt freilich Zugeständnisse zu machen, heißt deutlich über die eigenen Grenzen zu gehen und heißt einfach auch, dass eben nicht alles professionell gehen kann. Als BLLV sehen wir es als unsere Aufgabe an, die Situation nicht mit dem Blick auf öffentliche Erwartungen schönzureden, sondern die Stolpersteine zu benennen. Lehrerinnen und Lehrer wollen es schaffen, spüren dabei aber auch jeden Tag, dass sie sich nicht die Blöße geben wollen, es nicht zu schaffen“, sagt Fleischmann.
„Wie sollen wir so unserem professionellen pädagogischen Anspruch und jedem einzelnen Kind gerecht werden”
Sie betont: „Die Corona-Pandemie löst nach den Ferien immer noch Unsicherheiten und Ängste bei Schülern und Schülerinnen, Eltern, Lehrern und Lehrerinnen aus: Die Inzidenzen sind weiter sehr hoch, die Maske ist trotzdem bereits gefallen, mit ihr aber nicht die Sorgen um Sicherheit und Gesundheit.“ Wenn in der kommenden Woche in Bayern auch noch die Testpflicht falle, würden diese Sorgen nicht kleiner. „Wir riskieren, dass immer mehr Unterricht ausfällt. Wir riskieren, dass die Kolleginnen und Kollegen, die dann die Fahne noch hochalten, auch noch ausfallen. Zudem wissen wir doch alle, dass die Schülerinnen und Schüler aufgrund der Pandemie großen Bedarf nach individueller Förderung, nach sozial-emotionalen Lernangeboten und nach Normalität haben. Wer aber soll das nun alles auffangen?“
Wo bleibe die Rückendeckung der Politik, so fragt die Lehrerverbands-Präsidentin. „Wie sollen wir so unserem professionellen pädagogischen Anspruch und jedem einzelnen Kind gerecht werden? Wir erwarten, dass der große Einsatz und die vorbildliche Haltung von Lehrerinnen und Lehrern wertgeschätzt werden. Wir tragen die Verantwortung und wir geben alles – aber: Wir brauchen Vertrauen, Rückendeckung und Unterstützung.“ News4teachers
