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Kultusminister winkt ab: Wir werden keine IT-Fachkraft pro Schule beschäftigen

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HANNOVER. Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) hat Wünschen von Schulen und von kommunalen Schulträgern nach IT-Fachkräften, die sich um die Wartung der Schul-IT kümmern, eine Absage erteilt. „Wir werden keinen Fachmann pro Schule beschäftigen“, so erklärte er laut einem Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (HAZ).

Dass Lehrkräfte – oder sogar der Hausmeister – den IT-Support einer Schule übernehmen müssen, scheint in der Politik nicht immer als Problem wahrgenommen zu werden. Illustration: Shutterstock

Tonne war bei einem Schulbesuch in Neustadt, wo er einen Bewilligungsbescheid für Mittel aus dem Digitalpakt Schule persönlich überbrachte, mit Berichten aus der pädagogischen Praxis konfrontiert worden. „Es kann nicht sein, dass die digitalen Stundentafeln und das Netzwerk drei Tage brachliegen, weil die Supportfrage nicht ausreichend geklärt ist“, so beschrieb laut HAZ der stellvertretende Schulleiter des örtlichen Gymnasiums das Problem, mit dem offenbar viele Schulen im Stadtgebiet zu kämpfen haben.

So berichtete ein weiterer Schulleiter: „Ich komme morgens in die Schule, und das Netzwerk ist zusammengebrochen.“ Er sei froh, dass sein Hausmeister sich gut auskenne und auch einige Computerprobleme lösen kann. Wenn es zu kompliziert werde, rufe die Schule städtische ITler zur Hilfe – aber auch dort stoße der Support an Grenzen. „Wir bräuchten vielleicht so etwas, wie eine IT-Schulassistenz. Fachleute an den Schulen, die sich eben um die Technik kümmern“, schlug der Schulleiter vor.

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„Sie sind beim Gehalt an Tariflöhne gebunden und können insofern nicht genauso viel zahlen wie wir“

Tatsächlich erweise sich die fehlende Betreuung der immer mehr anwachsenden Schul-IT als Kernproblem, so bestätigten Vertreter der Stadt. „Es braucht viel Zeit, dass alles zu verwalten. Das können Lehrer nicht mehr nebenher erledigen“, so hieß es. Bürgermeister Dominik Herbst wünscht sich deshalb finanzielle Unterstützung durch das Land Niedersachsen. „Wenn die Stadt den Support sicherstellen muss, dann muss auch klar sein, woher das Geld kommt“, so Herbst in Richtung des Ministers. Tonne zeigte dem Bericht zufolge allerdings keine Lösungsmöglichkeit auf.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (CDU) hatte unlängst gegenüber dem „Handelsblatt“ den Vorschlag von KMK-Präsidentin Karin Prien (CDU) begrüßt, Kommunen zu erlauben, aus Digitalpakt-Mitteln neben der Planung der digitalen Infrastruktur an Schulen „auch Aufträge für Wartung und IT-Support an Fremdfirmen vergeben zu können“, denn  dafür fehle den Kommunen vielfach das Personal. Selbst wenn es mehr IT-Kräfte auf dem Markt gäbe, wären Gemeinden mit den Staatsgehältern kaum konkurrenzfähig. Die GEW hatte dem Bericht zufolge gefordert, die Kommunen sollten mehr IT-Kräfte ausbilden.

Thomas Jordans, Geschäftsführer von AixConcept (eines IT-Dienstleisters für Schulen aus Aachen) bestätigt die Probleme der Kommunen. „Wir haben in der Vergangenheit oft hohe Wartezeiten beobachtet, wenn Schulträger versucht haben, den schulischen IT-Support mit eigenen Kräften zu realisieren – nicht nur von mehreren Tagen, sondern sogar Wochen“, so Jordans laut einer Pressemitteilung. Der Fachkräftemangel der IT-Branche treffe nun mal nicht nur Unternehmen, sondern auch Kommunen – und das sogar noch härter. Im direkten Vergleich seien die Städte im Nachteil: „Sie sind beim Gehalt an Tariflöhne gebunden und können insofern nicht genauso viel zahlen wie wir.“ News4teachers

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