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Studie: Viele Schulbücher gehen an den Bedürfnissen der Schüler vorbei

VECHTA. Schülerinnen und Schüler in Deutschland lernen hängt entscheidend von ihren Schulbüchern ab. Allerdings war bisher wenig darüber bekannt, welche Bedürfnisse die Lernenden selbst haben. Die Bildungswissenschaftlerin Hanna Lathan hat nachgefragt.

Hannah Lathan, Lernforscherin im Fach Geographie an der Universität Vechta hat nun die Qualität von Schulbüchern untersucht und dazu Schülerinnen und Schülern, sowie Autorinnen und Autoren befragt. Die Studie stellt fest, dass einige aktuell genutzte Bücher an den Bedürfnissen von Schülern vorbeigehen.

Nicht immer kommen im Unterricht hinreichend aktuelle Schulbücher zum Einsatz. Foto: Shutterstock

„Obwohl Schulbücher das wichtigste Unterrichtsmedium in fast allen Fächern sind, werden sie kaum wissenschaftlich untersucht. Meistens werden sie losgelöst von dem Unterricht betrachtet, in dem sie genutzt werden“, so die Wissenschaftlerin. „Diese Studie beforscht den ‚echten Unterricht‘, bei dem Schulbuchautorinnen und -autoren sowie Schülerinnen und Schüler befragt werden. Das hat in dieser Form noch nie stattgefunden.“

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Schüler-Bedürfnisse vom Einband bis zu den Aufgaben

Bereits das Äußere der Bücher entscheide über die Motivation der jungen Menschen. Weichere Softcover-Einbände und eine eher kleinteilige Cover-Gestaltung lehnten viele ab. Vor allem aber komme es auf die „inneren Werte“ an: Während von längeren Texten geprägte Seiten durchfielen, schätzten die Probandinnen und Probanden besonders einen Aufbau, der beispielsweise durch eine klare Farbgebung Orientierung schafft.

„Zur Gliederung müssen Autoren und Autorinnen wissen, dass nach spätestens zehn bis 15 Zeilen ein Absatz notwendig wird, um Sinneinheiten klar voneinander zu trennen und den Text leicht lesbar zu machen“, fasst Hannah Lathan zusammen. Zudem fühlten sich die jungen Lernerinnen und Lerner besonders von Aufgaben angesprochen, die ihnen die Möglichkeit zum aktiven Handeln gaben. Bücher, die zu den Aufgaben eine kombinierte Nutzung von Medien wie YouTube oder Apps anboten, bekamen bei den Schülerinnen und Schülern ein besonderes Plus.

Die Realität der Schulbücher sieht dagegen teilweise anders aus. Während einige Werke durchaus auf moderne Lernbedürfnisse ausgerichtet seien, ergab die Studie etwa, dass teilweise veraltete Schulbücher mit Daten- und Bildmaterialien aus den 1990er Jahren genutzt würden. Dazu kämen Aufgaben, die in Einzel- und „Stillarbeit“ mit schlichten oder unverhältnismäßig langen Texten gelöst werden sollen. Das sei „Gift für gutes Lernen“ und demotiviere Schülerinnen und Schüler, meint Hannah Lathan, die selbst Schulbuchautorin ist.

Handreichung zu Qualitätskriterien für Lehrkräfte und Autoren

Als Konsequenz aus ihrer Studie hat Hannah Lathan eine Handreichung zu Qualitätskriterien für Lehrkräfte und Autoren von Schulbüchern entwickelt. Diese lasse sich überdies auf andere Lehr- und Lernmaterialien wie Arbeitshefte übertragen – oder auf digitale Anwendungen wie Lern-Apps, die im Zuge der Digitalisierung vermehrt zum Einsatz kommen. (zab, pm)

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