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Stundentafel wegen Lehrermangels kürzen? GEW zeigt Verständnis – aber…

BERLIN. Um der eklatanten Einstellungslücke von über 1.000 Lehrkräften in der Bundeshauptstadt etwas entgegenzusetzen, regen Vertreterinnen und Vertreter der Berliner Regierungskoalition die Reduzierung der Stundentafel an – so hat die GEW erfahren. Noch im Mai hatte Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) beteuert, die Stundentafel  werde deshalb nicht zusammengestrichen. In Anbetracht der kritischen Lage ist es aus Sicht der Bildungsgewerkschaft allerdings nachvollziehbar, jetzt über eine Kürzung der regulären Unterrichtsstunden nachzudenken.

Kein Lehrer, kein Unterricht. Foto: Shutterstock

Der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann gibt allerdings zu bedenken, dass bei der Reduzierung der Stundentafel die Konsequenzen vorab bedacht werden müssen: „In den Grundschulen und den sonderpädagogischen Förderzentren stellt sich sofort die Frage nach der Betreuung. Das darf auf keinen Fall zu Lasten der Kolleg*innen gehen. Für die Betreuung müsste dann mehr Personal eingestellt werden.“ Wie dies bei dem massiven Fachkräftemangel, den es auch unter Erzieher*innen gibt, gelingen kann, ist unklar.

Mit einer Reduzierung des Unterrichtsangebotes müsste zudem eine Absenkung der Leistungsanforderungen und ein Umdenken bei den schulischen Inhalten einhergehen. „Einfach so weitermachen geht nicht. Wenn es weniger Unterricht gibt, können am Ende nicht dieselben Leistungen abgefragt werden“, erklärt Erdmann.

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“Die multiprofessionelle Aufstellung von Schule muss jetzt mit aller Kraft vorangebracht werden“

Aufgrund der multiplen globalen Krisen sollte zudem grundsätzlich über schulisches Lernen neu nachgedacht werden. „Neben fachlichen Kompetenzen sollten psychologischen und soziale Kompetenzen einen viel größeren Raum im schulischen Kontext bekommen. Kinder und Jugendliche bauchen konkrete ganzheitliche Unterstützung und zum Beispiel Angebote zur Erhaltung der mentalen, physischen Gesundheit sowie zur Krisenbewältigung. Das Programm „Stark trotz Corona“ konnte diesen Anspruch leider nicht erfüllen. Die multiprofessionelle Aufstellung von Schule muss daher jetzt mit aller Kraft vorangebracht werden“, fordert Erdmann.

„Wir sind in einer absoluten Krisensituation. Es braucht ein kluges und transparentes Vorgehen. Um tragfähige Lösungen zu entwickeln, sollten die Vertretungen von Schüler*innen, Eltern und Pädagog*innen auf jeden Fall einbezogen werden“, so der GEW-Landesvorsitzende.

Eine Kürzung von Förderstunden in den Bereichen Sonderpädagogik und Sprache lehnt die GEW allerdings ab. „Schüler*innen mit Förderbedarf brauchen am allermeisten eine gezielte Förderung“, meint Erdmann und betont: „Wir stehen vor einem riesigen Scherbenhaufen. Die Kinder und Jugendlichen brauchen noch mehr Unterstützung als je zuvor und es ist weit und breit nicht genug pädagogisches Personal da.“ News4teachers

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