BERLIN. Alle Jahre wieder gibt es Ärger um das Mathematik-Abitur. Die Frage ist eigentlich nur, in wie vielen Bundesländern es diesmal als zu schwer empfunden wurde. Und zu jedem Semesterbeginn beklagen die Hochschulen, dass die Abiturientinnen und Abiturienten nicht genug Mathematik aus der Schule mitbrächten. Was tun? Eine Tagung von Repräsentantinnen und Repräsentanten aus Schulen, Hochschulen, Kultusministerien und ihnen zugeordneten Landesinstituten der Bundesländer auf Einladung der von drei Mathematik-Fachgesellschaften getragenen Kommission „Übergang Schule-Hochschule“ ging nun auf Lösungssuche. Ergebnis: eine deutliche Kritik an der „Outputqualität der Lehramtsausbildung in Mathematik“.
Ausgangspunkt der Diskussionen waren die 2019 von den drei Fachgesellschaften DMV, GDM und MNU gemeinsam verabschiedeten Handlungsempfehlungen zur Verbesserung des schwierigen Übergangs von der Schule an die Hochschule im Fach Mathematik in allen Studienfächern mit Mathematikanteilen – denn daran hapert es in der Praxis. „Zentrale Herausforderung ist dabei eine große Lücke zwischen den mathematischen Kompetenzen, die Studienanfänger:innen aus ihrer Schulausbildung mitbringen, und den erwarteten Lernvoraussetzungen der Hochschullehrenden“, so heißt es in dem Tagungsbericht.
Immerhin: Die Zentralisierung der Abiturprüfung in Mathematik durch einen gemeinsamen Aufgabenpool, dem die Bundesländer zu immer höheren
Anteilen die Aufgaben für die Abiturprüfung in Mathematik entnehmen,
schreitet voran. Aber: „Die Aufgaben in den Abiturklausuren im Fach Mathematik sind derzeit zwar nicht zu schwer, aber sehr umfangreich und laut Berichten der Schulpraxis in der vorgesehenen Prüfungszeit von vielen Schüler:innen kaum zu bewältigen. Hier sollten Rückmeldungen aus den Ländern eingeholt werden, um ggf. nachzusteuern.“
Auf der Tagung wurden insbesondere Defizite bei der Aus- und Fortbildung von Lehrpersonen für Mathematik festgestellt. Zusammengefasst fordern die Tagungsteilnehmer*innen folgende Punkte:
- Die Ausbildung von Mathematiklehrkräften, deren Qualität eine Voraussetzung für guten Mathematikunterricht ist, muss als zentrale Aufgabe der Hochschulen ernstgenommen werden. Dabei gilt es, die Ausbildung und deren Bedingungen in ihrer Qualität zu verbessern, die Bedeutung der Lehramtsausbildung in den Hochschulen zu stärken und die Zahl der Absolvent*innen zu erhöhen, da sich bundesweit ein großer Lehrkräftemangel im Fach Mathematik abzeichnet.• Auch die hochschuldidaktische Weiterentwicklung der Lehre an Hochschulen wird als sehr wichtig angesehen. „Hier fordern die Tagungsteilnehmer:innen, dass die Attraktivität der Fort- und Weiterbildungsangebote durch einen spezifischen Bezug zur Mathematik erhöht werden soll und sich diese nicht nur auf allgemein-methodische Aspekte beziehen dürfen und darüber hinaus auch alternative Formen institutionalisierter Lehrentwicklung etabliert werden sollten.“
- Die Fort- und Weiterbildung von Mathematiklehrkräften muss insbesondere hinsichtlich der Problematik des Übergangs Schule-Hochschule verbessert werden. Dafür bieten sich aus inhaltlicher und organisatorischer Sicht besonders regionale, durch die Kultusministerien unterstützte und längerfristig angelegte Kooperationen von Schulen und Hochschulen an.
- Modellversuche zeigten, dass gut konzipierte Kooperationen zwischen Schulen und Hochschulen zur Unterstützung der Studienorientierung von Schüler*innen sehr erfolgreich sein können. Solche bisher nur regional bestehenden Kooperationen sollten bundesweit etabliert und ausgeweitet werden.
- Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fordern eine Abstimmung der Hochschulen über die von Studienanfänger und -anfängerinnen erwarteten mathematischen Vorkenntnisse untereinander und über die Fächergrenzen hinweg. Schon bei der Konzeption und Einrichtung von Studiengängen sollte diese Abstimmung erfolgen. Eine verbindliche Festlegung der Vorkenntnisse soll insbesondere bei Studieninteressierten für Transparenz sorgen und ihnen eine möglichst gute Einschätzung bzgl. der zu erwartenden Studieneingangsanforderungen ermöglichen. News4teachersZur Mathematik-Kommission und zum vollständigen Tagungsbericht gelangen Sie hier:
http://www.mathematik-schule-hochschule.de/