Von News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek.
DÜSSELDORF. Immer auf die Kleinen: In der Pandemie mussten junge Menschen sehr viele Abstriche machen – um zum Dank in Schulen ohne Corona-Schutz (Luftfilter sind ja zu teuer, für Schülerinnen und Schüler jedenfalls) durchseucht zu werden. Jetzt treibt die Altenrepublik eine neue Sau durchs Dorf: das soziale Pflichtjahr für Menschen um die 20. Praktisch – angesichts des Personalnotstands in den Sozial- und Gesundheitsberufen. Mein Vorschlag: Macht’s doch selbst!
Das vergreisende Deutschland hat ein Problem mit seiner Jugend. Einerseits wird pauschal an jungen Menschen herumgemeckert: Sie seien schlecht erzogen, mangelhaft in Rechtschreibung, kaum noch ausbildungs- oder studierfähig, trotzdem einem Akademisierungswahn anheimgefallen. Andererseits überlässt die Generation der Baby-Boomer, die – noch – an den Schalthebeln der Macht sitzt, die unbequemen Zukunftsentscheidungen gerne mal den folgenden Generationen (siehe Klima).
Der Vorschlag eines sozialen Pflichtjahrs für junge Menschen passt ins Bild – Über-60-Jährige (in diesem Fall: Steinmeier, 66, und Merz, 66) regen an, dass die Jugend doch mal mehr fürs Gemeinwohl arbeiten müsste. Als ob die jungen Menschen in Deutschland nicht genug damit zu tun hätten, sich durch marode Bildungseinrichtungen zu kämpfen und ihren Platz in einer immer komplexer werdenden Welt zu erarbeiten, eine Aufgabe, bei denen ihnen die Älteren immer weniger helfen können – eben weil die Welt so kompliziert geworden ist (wozu die Altvorderen durchaus beigetragen haben, aber das ist eine andere Geschichte…).
“Man kommt raus aus der eigenen Blase, trifft ganz andere Menschen, hilft Bürgern in Notlagen. Das baut Vorurteile ab und stärkt den Gemeinsinn”
Wie wäre es denn andersherum mal mit einer Debatte um ein soziales Pflichtjahr für Ruheständler? Die Menschen werden im Schnitt immer älter, die Lebenserwartung steigt, und viele sind mit Eintritt ins Rentenalter topfit. Statt egoistisch dem Hedonismus zu frönen und in Scharen zu Oldtimer-Shows und auf Kreuzfahrtschiffe zu strömen, könnten diese Seniorinnen und Senioren doch wunderbar den Jüngeren dabei helfen, Deutschlands Zukunft zu gestalten – sei es, dass sie (die Älteren) soziale Dienste in Kitas und Schulen übernehmen, sei es, dass sie sich in Umwelt-Initiativen engagieren, um den folgenden Generationen mehr als verbrannte Erde zu hinterlassen.
“Man kommt raus aus der eigenen Blase, trifft ganz andere Menschen, hilft Bürgern in Notlagen. Das baut Vorurteile ab und stärkt den Gemeinsinn”, meint der Bundespräsident zurecht über einen verpflichtenden Sozialdienst – klingt doch nach einem herrlichen Programm für Menschen, die sich gerade voller Tatendrang aus ihrem Berufsleben verabschiedet haben. News4teachers
Merz offen, Schulabgängern soziales Pflichtjahr aufzubrummen – FDP strikt dagegen