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Teilzeitquote von Lehrkräften steigt auf Rekordniveau – Zahl der Studienanfänger ins Lehramt knickt ein

WIESBADEN. Mit Beginn des neuen Schuljahres rückt das Thema des Lehrkräftmangels wieder in den Fokus. Das Statistische Bundesamt zeigt aktuell zwei besorgniserregende Entwicklungen auf, die die ohnehin schon prekäre Lage verschärfen könnten: Die Teilzeitquote ist auf ein Rekordniveau gestiegen – und: Die Zahl der Lehramtsstudierenden ist erstmals seit Jahren wieder gesunken. Deutlich sogar.

Im Teufelskreis: Der Lehrermangel treibt die Belastung nach oben, wodurch die Teilzeitquote steigt – was den Lehrermangel verschärft. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Im Schuljahr 2020/2021 waren knapp 702.000 Lehrerinnen und Lehrer hauptberuflich an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland tätig, teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. 279.000 Lehrkräfte arbeiteten in Teilzeit, das sind knapp 40 Prozent. Damit lag die Teilzeitquote auf dem höchsten Stand seit 2011, als sie 39 Prozent betrug.

Knapp 513.000 Lehrkräfte waren im vergangenen Schuljahr weiblich, 189.000 Lehrkräfte waren männlich. Der hohe Frauenanteil kann die Teilzeitquote laut Destatis nicht allein erklären: 47 Prozent der Lehrerinnen arbeiteten in Teilzeit, aber immerhin auch 19 Prozent der Lehrer.

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Betrachtet man die Teilzeitquoten aller abhängig Beschäftigten, ergibt sich ein etwas anderes Bild: Nach Erstergebnissen des Mikrozensus lag die Teilzeitquote bei abhängig Beschäftigten über alle Wirtschaftsbereiche hinweg im Jahr 2021 bei 30 Prozent. Bei Frauen betrug sie 49 Prozent, bei Männern 12 Prozent. Die höhere Teilzeitquote bei Lehrkräften im Vergleich zu abhängig Beschäftigten aller Wirtschaftsbereiche sei auch auf den vergleichsweise höheren Frauenanteil unter Lehrkräften zurückzuführen, so heißt es bei Destatis.

Tatsächlich gibt es auch starke Indizien dafür, dass nicht die Lust auf mehr Freizeit immer mehr Lehrer dazu bringt, ihre Arbeitszeit individuell zu verkürzen – sondern das Gefühl schierer Überlastung in der Vollzeit-Stelle (wie News4teachers bereits 2019 berichtete).

Teilzeitquote bei Lehrkräften in den östlichen Bundesländern unter 30 Prozent

Wie im Bildungswesen insgesamt gibt es auch beim Beschäftigungsumfang deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern sowie zwischen Ost und West: Der Anteil der Lehrkräfte, die in Teilzeit arbeiteten, lag in den östlichen Bundesländern (ohne Berlin) bei 30 %, in den westlichen Bundesländern bei knapp 42 %. Am geringsten ist der Anteil der Teilzeitkräfte in Sachsen-Anhalt (19 %), gefolgt von Thüringen (22 %) und Brandenburg (27 %). Am höchsten war der Anteil der in Teilzeit beschäftigten Lehrkräfte in Hamburg und Bremen (jeweils 51 %) und Baden-Württemberg (47 %).

Fast zwei Drittel der Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt sind 50 Jahre und älter

Eine wichtige Größe, um den künftigen Bedarf an neuen Lehrkräften abzuschätzen, ist die Altersverteilung innerhalb der Berufsgruppe. Die anteilsmäßig größte Alterskohorte unter den Lehrkräften in Deutschland machten die 30- bis 39-Jährigen aus (29 %). Nur 7 % der Lehrkräfte waren jünger als 30 Jahre, 37 % dagegen 50 Jahre und älter.

Auch hierbei gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Den größten Anteil an Lehrkräften, die 50 Jahre und älter waren, wies Sachsen-Anhalt mit 63 % auf, gefolgt von Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 59 %. Betrachtet man die über 60-jährigen Lehrerinnen und Lehrer, so ist deren Anteil ebenfalls in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern am höchsten: In allen drei Ländern betrug er rund 17 %.

Zahl der Studienanfänger in Lehramtsstudiengängen erstmals wieder gesunken

In den vergangenen Jahren hatten sich immer mehr junge Menschen für ein Lehramtsstudium entschieden. Im Wintersemester 2020/2021 lag die Zahl der Studierenden in Lehramtsstudiengängen mit 265 600 Studierenden auf dem höchsten Wert seit mehr als 25 Jahren. Im Wintersemester 2021/2022 konnte dieses Niveau mit 265.200 Lehramtsstudierenden in etwa gehalten werden, es gab nur einen minimalen Rückgang um knapp 0,2 Prozent. Deutlich gesunken ist hingegen die Zahl der Studienanfänger im ersten Hochschulsemester: Sie fiel um 14 Prozent von 37.400 im Studienjahr 2020/2021 auf 32.300 im Studienjahr 2021/2022. Der Rückgang bei den Lehramtsstudiengängen fiel dabei deutlicher aus als der demografisch wie pandemiebedingte Rückgang bei den Studienanfängern insgesamt (‑4 Prozent).

Klassengrößen über die Jahre leicht gesunken

Im Schuljahr 2020/2021 wurden 749 800 Schülerinnen und Schüler eingeschult. Insgesamt ist die Zahl der Schüler und Schülerinnen an allgemeinbildenden Schulen gegenüber dem Schuljahr 2019/2020 leicht um 0,6 % auf 8,4 Millionen gestiegen. Binnen zehn Jahren ist die Zahl der Schüler und Schülerinnen unter anderem demografisch bedingt jedoch um 5 % gesunken: Im Schuljahr 2010/2011 lag sie bei knapp 8,8 Millionen. Gleichzeitig ist die Zahl der Lehrkräfte um 4 % gestiegen.

In der Diskussion um gute Lehr- und Lernbedingungen wird häufig die Klassengröße genannt. Je nach Schulart sanken die Klassengrößen in den letzten Jahren im Schnitt um ein bis zwei Schülerinnen und Schüler. Durchschnittlich am kleinsten waren die Klassen zuletzt an Förderschulen. Dort lagen sie im Schuljahr 2020/2021 bei zehn Schülerinnen und Schülern. Die größten Klassen mit durchschnittlich 26 Schülerinnen und Schülern wiesen Gymnasien auf.

Nur 2 Prozent ausländische Lehrkräfte, 12 Prozent ausländische Schülerinnen und Schüler

Im Schuljahr 2020/2021 machten ausländische Lehrkräfte mit knapp 2 % nur einen geringen Anteil der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen aus. Insgesamt unterrichteten 11 880 Lehrerinnen und Lehrer hauptberuflich an allgemeinbildenden Schulen, die keine deutsche, aber mindestens eine ausländische Staatsangehörigkeit besaßen. Am häufigsten vertreten war die Staatsbürgerschaft Frankreichs (940 Lehrkräfte), gefolgt von Polen (810) und den USA (790). Demgegenüber hatten im Schuljahr 2020/2021 rund 12 % der Schülerinnen und Schüler in Deutschland keine deutsche Staatsbürgerschaft.

Der Anteil ausländischer Schülerinnen und Schüler unterscheidet sich auffällig nach Schulart. So besuchten 2020 unterdurchschnittlich viele ausländische Schülerinnen und Schüler beispielsweise Gymnasien (6 %) und Freie Waldorfschulen (2 %). Überdurchschnittlich hoch war der Anteil ausländischer Schülerinnen und Schüler dagegen beispielsweise an Hauptschulen (28 %) und Förderschulen (15 %). Auch an den verschiedenen Abendschulen wie Abendhauptschulen (64 %), Abendrealschulen (48 %), Abendgymnasien (18 %) und Kollegs (23 %) war der Anteil ausländischer Schülerinnen und Schüler besonders hoch. News4teachers

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