BERLIN. Das Regionale Berufliche Bildungszentrum Müritz in Waren (Mecklenburg-Vorpommern) hat den mit 100.000 Euro dotierten Deutschen Schulpreis 2022 gewonnen. Vier weitere Preise in Höhe von je 30.000 Euro gehen an die Havelmüller-Grundschule in Berlin, die IGS im niedersächsischen Buchholz, das Placida-Viel-Berufskolleg in Menden (NRW) und die Deutsche Europäische Schule in Singapur. Im Rahmen des renommierten Wettbewerbs zeichnen die Robert Bosch Stiftung GmbH und die Heidehof Stiftung GmbH in Zusammenarbeit mit der ARD und der ZEIT Verlagsgruppe jährlich die – angeblich – besten Schulen aus.
Den Hauptpreis überreichte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger heute im ewerk in Berlin in Vertretung des Bundeskanzlers, der wegen seiner Corona-Erkrankung nicht selbst vor Ort sein konnte.
„Gute Bildung braucht Wertschätzung. Dafür steht der Deutsche Schulpreis”, betont Bundeskanzler Olaf Scholz anlässlich der Verleihung des Deutschen Schulpreises. „Die heute gekürten Preisträger-Schulen sind auch Vorbild für andere Schulen. Sie zeigen, wie Schule in all ihrer Vielfalt gelingen kann und wie mit gutem Unterricht jede Schülerin und jeder Schüler erreicht werden kann.“ Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger unterstreicht: „Gute Schulen und ihre innovativen Konzepte müssen sichtbar gemacht und gewürdigt werden. Das leistet der Deutsche Schulpreis.“
Berufliche Schule bildet für den Arbeitsmarkt der Zukunft aus
Das Regionale Berufliche Bildungszentrum Müritz in Mecklenburg-Vorpommern ist eine staatliche berufliche Schule mit zwei Standorten und sechs Fachbereichen. Vom Koch bis zur Mediengestalterin lernen hier insgesamt 1.400 Jugendliche und bereiten sich auf den Arbeitsmarkt vor. „Obwohl Fachpraxisunterricht in Mecklenburg-Vorpommern nicht vorgeschrieben ist, hat es die Schule geschafft, die praktische Arbeit in erheblichem Umfang in den Unterricht zu integrieren“, lobt Michael Schratz, Gründungsdekan der School of Education der Universität Innsbruck und Sprecher der Jury des Deutschen Schulpreises.
Sogenannte „SimLabs“ (Simulationslabore) unterstützen diesen Praxisbezug. In der Holzwerkstatt, der Lehrküche oder dem Lehrrestaurant lernen die Schüler:innen an oftmals moderneren Geräten als in den Betrieben. „Den Kern der Unterrichtsqualität – das hohe fachliche Niveau und der starke Bezug zur Lebenswelt – sichert das Team der didaktischen Jahresplanung“, erklärt Schratz. In diese Jahresplanung sind alle im Bildungsgang beteiligten Lehrkräfte über Fachgruppen eingebunden. Sie haben die sich verändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes im Blick und entwickeln die individuellen Lernsettings kontinuierlich weiter.
Zu den übrigen Preisträgerschulen schreibt die Jury:
- “Die Havelmüller-Grundschule ist nicht nur Lern-, sondern auch Lebensort. Das zeigt sich in den vier Lernhäusern – auch Familienhäuser genannt, in denen rund 75 Kinder in jahrgangsübergreifenden Klassen lernen. Obwohl das Konzept der Lernhäuser erst seit dem Schuljahr 2021/2022 besteht, ist die Umsetzung in höchstem Maße gelungen. Der Unterricht zielt darauf ab, die Schüler:innen zum selbstständigen Lernen zu befähigen, ihre sozialen Kompetenzen zu entwickeln und eine demokratische Schulkultur zu etablieren. Eine Besonderheit der Schule ist der fest im Stundenplan verankerte Projektunterricht – entwickelt vom Havelseminar, einer Gruppe von Lehrkräften der Schule, die kontinuierlich an Konzepten der Unterrichtsentwicklung arbeiten.”
- “Die größte Stärke der IGS Buchholz ist ihre ausgeprägte und motivierende Feedbackkultur. Gleichzeitig überzeugt die noch junge Gesamtschule durch ihre hohe Fachlichkeit. Ihre pädagogische Qualität zeigt sich zum Beispiel in der Ausgewogenheit von Instruktionsphasen und Phasen des selbstbestimmten Lernens. Darüber hinaus ist das hohe Maß an Partizipation beeindruckend. Alle Schüler:innen haben weitreichende Mitsprachemöglichkeiten – das reicht von der Schul- und Unterrichtsentwicklung bis hin zur konkreten Planung des Unterrichts.”
- “Das Placida-Viel-Berufskolleg macht vor, wie man mit Unterrichtsentwicklung, Flexibilisierung und Individualisierung eine ganze Schule verändern kann. Die Schule koppelt ihre Schulentwicklung konsequent an den Unterricht. Gleichzeitig beweist das Placida-Viel-Berufskolleg, dass sich berufliche Bildung und Lernen nach dem Daltonplan nicht ausschließen. Die durchgehende Verzahnung von Fachunterricht, Dalton, Mentoring und Digitalisierung mündet in einem sehr bemerkenswerten Konzept – in Daltonconnects, das Standardisierung und Individualisierung vereint.”
- “Die systematische Unterrichtsentwicklung der Deutschen Europäischen Schule Singapur ist vorbildhaft. Auch wenn viele Lehrkräfte nur einige Jahre an der Schule sind, gelingt es der Schule, ihren zukunftsorientierten Unterricht konsequent zu verbessern – zum Beispiel durch gut vernetzte Teamstrukturen, fest im Stundenplan verankerten Kooperationszeiten, Professionellen Lerngemeinschaften und regelmäßigen Unterrichtsbesuchen. Viele Schüler:innen müssen aufgrund von häufigen Ortswechseln oft instabile Lebenssituationen bewältigen. Mit einem multiprofessionell aufgestellten Förderzentrum bietet die Deutsche Auslandsschule engmaschige Unterstützung, berät, diagnostiziert und fördert die Lernenden.”
Der Deutsche Schulpreis 2023: Schulen können sich jetzt bewerben
Seit dem Start des Programms haben sich rund 2.500 Schulen für den Preis beworben. Bei der Entscheidung über die Preisträger bewertet die Jury sechs Qualitätsbereiche: „Unterrichtsqualität“, „Leistung“, „Umgang mit Vielfalt“, „Verantwortung“, „Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner“ und „Schule als lernende Institution“. Diese Merkmale seien inzwischen als Kennzeichen für gute Schulqualität allgemein anerkannt, heißt es.
In diesem Jahr stand der Wettbewerb unter dem Motto „Unterricht besser machen“. Eine 50-köpfige Jury aus Bildungswissenschaft, Schulpraxis und Bildungsverwaltung hatte Anfang des Jahres 20 Schulen aus 81 Bewerbungen ausgewählt. Sie wurden im Mai und Juni von Juryteams besucht und begutachtet. Im Anschluss hat das Auswahlgremium 15 Schulen für das Finale nominiert. Die im Finale nicht ausgezeichneten bekommen ein Preisgeld von jeweils 5.000 Euro.
Alle allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Deutschland sowie alle Deutschen Auslandsschulen können sich ab sofort bis zum 15. Februar 2023 für den Deutschen Schulpreis 2023 bewerben. News4teachers
Mehr Informationen unter www.deutscher-schulpreis.de/bewerbung