MAINZ. In allen Bundesländern werden Quereinsteiger in Zeiten des Lehrermangels heftig umworben. Deren Arbeitszufriedenheit ist jedoch oft niedriger als die der ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer, zeigt jetzt eine internationale Studie. Das kann sich negativ auf die Unterrichtsqualität und die Bindung an die Schule auswirken, warnen die Wissenschaftler.
Quereinsteiger sind in ihrem neuen Job oft weniger zufrieden als ihre Kolleginnen und Kollegen, die sich bereits vor oder im Studium für den Lehrberuf entschieden haben. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten von über 125.000 Lehrkräften aus 13 Ländern hinsichtlich ihrer Arbeitszufriedenheit ausgewertet haben. Für die Studie nutzten sie Daten aus den PISA-Erhebungen der Jahre 2015 und 2018. Von den rund 125.000 Lehrerinnen und Lehrern hatten etwa zwei Drittel
eine klassische Ausbildung durchlaufen, die sie für das Lehramt befähigte. Ein Drittel waren Quereinsteiger, die ein alternatives Zertifizierungsprogramm absolvierten und mehr oder weniger auf ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vorbereitet wurden. Durchschnittlich wiesen sie eine Berufserfahrung von 16 Jahren auf.
Neben der insgesamt höheren Arbeitszufriedenheit zeigte sich, dass die curriculare Vorbereitung durch die Erstausbildung für diejenigen, die schon immer Lehrer werden wollten, wichtiger war als für diejenigen, die einen anderen Weg eingeschlagen haben. Die berufliche Weiterbildung dagegen war für diejenigen, die sich in ihrer Erstkarriere befanden wie für diejenigen, die sich für den Lehrerberuf als Zweitkarriere entschieden hatten gleichermaßen wichtig.
Für Studienmitautor Tim Fütterer, von der Universität Tübingen werfen die Befunde einige Probleme auf. „Das kann deshalb zum Problem werden, da die Arbeitszufriedenheit nicht nur mit dem persönlichen Wohlbefinden, sondern auch negativ mit der Qualität des Unterrichtes zusammenhängen kann“, so der Bildungsforscher. Eine niedrige Unterrichtsqualität wirke sich letztendlich negativ auf das Lernen der Schülerinnen und Schüler aus. „Zudem bleiben zufriedene Lehrkräfte länger im Beruf“, so Fütterer, was angesichts des sich immer weiter verschärfenden Personalmangels an den Schulen ein wichtiges Ziel sei.
Für die Bildungspolitik biete die Studie einige Implikationen, so die Forscherinnen und Forscher. Wissend, dass sich viele Lehrkräfte nur unzureichend durch alternative Zertifizierungsprogramme vorbereitet fühlen, könnten Bildungspolitikerinnen und -politiker die Qualität und Wirksamkeit von Berufseinstritts- und Arbeitsbedingungen prüfen, um Übergangsschocks und geringe Arbeitszufriedenheit zu vermeiden. „Deshalb ist es wichtig, Quer- und Seiteneinsteiger in der Übergangsphase intensiv zu unterstützen, beispielsweise durch Mentoring und Vernetzungsinitiativen“, so Tim Fütterer. Daneben sollten bildungspolitische Entscheidungsträgerinne und Entscheidungsträger die spezifischen Bedürfnisse ihrer Lehrkräfte in der zweiten Laufbahn in Bezug auf formelle und informelle Weiterbildungsmöglichkeiten in ihrem Bildungssystem sorgfältig untersuchen, um spezifische Herausforderungen anzugehen. (zab, pm)
Ein Drittel der neuen Lehrkräfte eines Bundeslandes sind gar keine (ausgebildeten)