MANNHEIM. Ein transparenter Wettbewerb unter den Ländern, bei dem sich die besten Lösungen bundesweit durchsetzen. Davon ist die deutsche Bildungslandschaft weit entfernt. Vielen Politikerinnen und Politikern ist die glänzende Fassade wichtiger als die Chance zur Verbesserung, zeigt nun eine Untersuchung zur Transparenz politischer Entscheidungen.
News4teachers, soviel Selbstlob sei einmal gestattet, trägt erheblich zur Transparenz zwischen den 16 Bildungssystemen der Bundesrepublik bei. Wie wichtig diese Transparenz im föderalistischen System tatsächlich ist und wie viel noch zu tun ist, belegt jetzt eine Studie ausgerechnet anhand der Bildungspolitik.
„Woran scheitert der deutsche Bildungsföderalismus?“, fragen Forscherinnen und Forscher des ZEW Mannheim, des Ludwig Erhard ifo Zentrums für Soziale Marktwirtschaft und Institutionenökonomik in Fürth und des ifo Instituts in München provokant in einer Pressemitteilung zur neuen Studie. Gemeinsam sind der Frage nachgegangen, wie Transparenz zu besseren politischen Entscheidungen beitragen kann. In einem Experiment hatten sie dazu über 10.000 Bürgerinnen und Bürger und alle Landtagsabgeordneten zur Qualität von Bildungspolitik in ihrem Bundesland befragt. Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass transparente Informationen zu Bildungsleistungen insbesondere bei Politikerinnen und Politikern aus leistungsschwächeren Bundesländern auf wenig Gegenliebe stoßen.
Fehleinschätzungen bei Bildungserfolgen
In der Studie wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Gruppen aufgeteilt. Nach Zufallsprinzip erhielten manche Informationen zu Schülervergleichstestleistungen auf Bundeslandebene, die anderen nicht. Die Forscherinnen und Forscher untersuchten, ob diese Informationen das Antwortverhalten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Hinblick auf gemeinwohlorientierte Kompromisse beeinflussten wie etwa ihre Meinung zu transparenten und regelmäßigen Schülervergleichstests auf Ebene der Bundesländer.
Sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch Politprofis zeigten in der Untersuchung falsche Vorstellungen über die tatsächlichen Leistungen der Schülerinnen und Schüler in ihrem Bundesland. „Unser Experiment zeigt, dass transparente Informationen zu den Bildungsleistungen die Zufriedenheit mit der Bildungspolitik im eigenen Bundesland reduziert, wenn Schülerleistungen vergleichsweise schlecht sind“, erläutert ZEW-Ökonom Justus Nover, Ko-Autor der Studie. „Informationen zu den Bildungsleistungen erhöhen außerdem die Unterstützung für regelmäßige Schülervergleichstests als transparenzfördernde Maßnahme.“
Einen weiteren Befund stellt Sebastian Blesse vom Ludwig Erhard ifo Zentrum heraus: „Die Ergebnisse legen nahe, dass Politikerinnen und Politiker aus Sorge vor einer negativen Reputation mehr Transparenz ablehnen.“ Justus Nover ergänzt: „Ein hohes Maß an Transparenz ist notwendig, um den Erfolg von politischen Maßnahmen umfassend abbilden zu können. Das ist im deutschen Bildungsföderalismus jedoch kaum gewährleistet, folglich wird Wettbewerb zwischen den Bundesländern um die besten bildungspolitischen Ansätze aufgrund von mangelnder Transparenz verhindert“. Dabei könnte ein solcher Wettbewerb zu besseren Bildungserfolgen führen, wenn bewährte Maßnahmen von den Bundesländern gegenseitig übernommen werden, sind die Studieninitiatoren überzeugt. In der Realität blieben Reformen im Interesse des Gemeinwohls jedoch häufig auf der Strecke. (zab, pm)
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