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Schulen müssen Unterrichtsausfall bald wieder melden – warum eigentlich?

DÜSSELDORF. Die Schulen in Nordrhein-Westfalen müssen ihren Unterrichtsausfall wieder erfassen und melden. Die wegen der Corona-Pandemie ausgesetzte Pflicht wird zum kommenden Schuljahr wieder eingeführt. Das geht aus einem Rundschreiben des NRW-Schulministeriums an die Schulleitungen hervor. Unterdessen wurde das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage zum Thema im Auftrag der oppositionellen SPD-Fraktion bekannt. Ergebnis: Es fällt offenbar viel Unterricht aus. Der VBE bezweifelt denn auch den Sinn der Datensammelei – jeder wisse doch, dass Lehrkräfte fehlten.

Es darf bald wieder gezählt werden. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

«Um einen umfassenden Überblick über das Schulsystem hier in Nordrhein-Westfalen zu haben, ist es für uns von großer Bedeutung zu wissen, wie viel und auch aus welchen Gründen Unterricht an den Schulen ausfällt», teilte Schulministerin Dorothee Feller (CDU) mit. Neben der flächendeckenden, über das gesamte Schuljahr durchzuführenden Wochenmeldung sei jede Schule verpflichtet, einmal im Schuljahr über einen Zeitraum von zwei Wochen an einer Detailerhebung teilzunehmen. Die Wochenmeldung soll unmittelbar nach den Sommerferien starten.

«Es wäre überraschend, wenn die Zahlen alles andere als erschreckend werden, denn der Lehrkräftemangel ist gewaltig»

Die Teilnahme ist für alle öffentlichen Schulen verpflichtend. Die flächendeckende Erhebung war zum Schuljahr 2018/19 eingeführt worden, wurde coronabedingt allerdings schon im Frühjahr 2020 wieder ausgesetzt, um die Schulen während der Pandemie zu entlasten. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine müssen die Schulen zudem wöchentlich die Aufnahme geflüchteter Schülerinnen und Schüler melden, für die der Unterricht organisiert werden muss.

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«Es wäre überraschend, wenn die Zahlen alles andere als erschreckend werden, denn der Lehrkräftemangel ist gewaltig», kommentiert Anne Deimel, Landesvorsitzende des Bildungsverbands VBE, den Bescheid. Die Erhebung schaffe aber keine weiteren Lehrkräfte. «Vom Wiegen allein wird die Sau nicht fett», heißt es in der Mitteilung des VBE.

Tatsächlich lässt eine aktuelle Umfrage, die die SPD-Landtagsfraktion in Auftrag gegeben hatte, das Ausmaß erahnen. Mehr als die Hälfte der Eltern in NRW berichten danach von regelmäßigem Unterrichtsausfall bei ihren Kindern. Fast jedes vierte befragte Elternteil (22 Prozent) berichtet sogar von «mehrmals wöchentlichen» Ausfällen. Besonders betroffen seien Hauptfächer wie Mathe und Deutsch.

«Der Unterrichtsausfall ist nicht nur ein großes Ärgernis für die Familien, sondern vor allem ein großes Problem für die betroffenen Kinder. Jeder Unterricht, der ausfällt, ist ein Stück weniger Chancengleichheit», sagt Jochen Ott, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW (von Beruf Lehrer). Die Eltern teilen diesen Eindruck offenbar. Jeder zweite Befragte sieht der Umfrage zufolge negative Folgen bei den eigenen Kindern aufgrund von Unterrichtsausfall. Eine deutliche Mehrheit sieht zudem jetzt schon keine Chancengleichheit bei der Bildung.

«Das, worunter die Schulen schon lange leiden, wird durch die aktuelle Elternumfrage bestätigt»

In dieser Gemengelage vermissen Mütter und Väter offenbar Engagement seitens der Landesregierung. Mehr als 60 Prozent meinen jedenfalls, dass Schwarz-Grün nicht genug gegen den Unterrichtsausfall unternimmt. «Seit ihrem Amtsantritt befindet sich die Ministerin im schulpolitischen Blindflug. Mir ist schleierhaft, warum sie die Erhebung erst zum kommenden Schuljahr wieder einführen wird», kritisiert Ott mit Blick auf die Ankündigung Fellers, die Meldung der Daten wieder einzuführen: «Leider hat sie die Zeit auch nicht dafür genutzt, endlich ein digitales, systematisches und schulscharfes Monitoring des Unterrichtsausfalls sowie des Vertretungsunterrichts zu entwickeln.» In dieser Hinsicht sei das vergangene Schuljahr verschlafen worden – meint der SPD-Fraktionschef.

«Das, worunter die Schulen schon lange leiden, wird durch die aktuelle Elternumfrage bestätigt», meint VBE-Landeschefin Deimel. Vielerorts falle täglich Unterricht aus. Darunter litten besonders die Schülerinnen und Schüler. «Ohne den notwendigen Unterricht wird ihnen die Möglichkeit genommen, konstant und tiefergehend zu lernen», so Deimel. Die Schulleitungen und Lehrkräfte litten allerdings auch darunter. Unterrichtsausfall, Vertretungsunterricht, aufgeteilte Klassen gehörten zu ihrer täglichen Arbeit. Deimel forderte von der Politik effektive Maßnahmen gegen den Lehr- und Fachkräftemangel an Schulen.  News4teachers / mit Material der dpa

VBE-Landeschefin Deimel: Leistungsdruck erhöhen? „So funktioniert Lernen nicht“

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