Website-Icon News4teachers

Elternverband: “Noten sind ungerecht – wie das Schulsystem selbst”

MÜNCHEN. Der Bayerische Elternverband (BEV) hat anlässlich des Schuljahresendes und der Zeugnisvergabe im Freistaat ein überholtes Lern- und Leistungssystem in den Regelschulen kritisiert: Noten seien ungerecht – so ungerecht wie das Schulsystem selbst. 

Schulnoten sind nicht objektiv. Foto: Shutterstock

„Über Leistung und Begabung eines Kindes sagen Noten wenig“, meint Martin Löwe, der Landesvorsitzende des BEV. „Noten zeigen nur, wie ein Kind beim Vergleich mit seinen Klassenkameraden abschneidet. Sie zeigen nicht, was ein Kind kann und erst recht nicht, wie es sich entwickelt hat.“ Noten seien weder objektiv noch könnten sie den Lernfortschritt belegen. Ein Kind, das statt 30 Fehlern nur noch 15 mache, habe enorm dazugelernt, aber immer noch eine Sechs. „Ein solches Bewertungssystem kann man doch nicht ernst nehmen!“, sagt Löwe.

Ebenso sei das Sitzenbleiben falsch. Es diene nachweislich nicht zur Leistungsverbesserung und sei volkswirtschaftlicher Unsinn. „Was nützt es dem Schüler, zehn Fächer, in denen seine Leistung ordentlich war, noch einmal ein ganzes Jahr lang durchzukauen, nur weil er in Geschichte und Englisch Lücken hat?“, fragt Löwe. Weil den Wiederholern scheinbar alles bekannt sei, nähmen sie den Unterricht nicht ernst, das führe oft zu einer Verschlechterung, typischerweise im Jahr nach der Wiederholung. Das Sitzenbleiben koste den Steuerzahler und die betroffenen Familien zudem viel Geld.

Anzeige

„Schule sollte das fördern, was in den Kindern steckt, und nicht aussortieren, was nicht ins Schema passt“

„Gute Noten verleiten Eltern und Schüler zu falscher Zufriedenheit, schlechte Noten zerstören ein positives Selbstwertgefühl und produzieren damit erst Versager“, sagt Löwe. „Schule sollte das fördern, was in den Kindern steckt, und nicht aussortieren, was nicht ins Schema passt.“ Der BEV fordere deshalb einen guten Unterricht, der individuell fördert, und ein begabungsgerechtes System der Leistungsbewertung. Solange dies nicht gegeben sei, müssten Eltern Zeugnisnoten kritisch hinterfragen.
„Zudem führt der durch Lehrermangel verursachte schulindividuelle Unterrichtsausfall die vom Kultusministerium viel gepriesene Vergleichbarkeit und Objektivität von Noten gänzlich ad absurdum. Dieses Bewertungssystem muss dringend an die Erfordernisse der Gegenwart angepasst werden“, so Löwe.

Eltern, die mit dem Zeugnis nicht zufrieden sind, rät der BEV, zunächst trotzdem die Leistung des vergangenen Schuljahres zu würdigen, denn jedes Kind habe Mühe auf die Schule verwendet, auch wenn das Zeugnis nicht glänzend ausgefallen sei. Nach ein paar Tagen Abstand solle dann eine ruhige und sachliche Analyse des Zeugnisses und des Lernverhaltens erfolgen. Ein Vertrag zwischen Kind und Eltern, wie es die Schwächen im nächsten Schuljahr verbessern kann, erspare so manche Diskussion und sei verbindlicher als bloße gute Vorsätze. „Schülerinnen und Schüler haben oft selbst die besten Vorschläge, wie sie ihre Leistungen verbessern können und was Sie dafür benötigen, dies sollte unbedingt mit aufgenommen werden“, meint Löwe. News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert.

Debatte kocht hoch: Ist es altersgerecht und fair, Zehnjährige nach aktuellen Noten in drei Fächern auf Schulformen zu verteilen?

Die mobile Version verlassen