MÜNCHEN. Das kommende Woche anstehende Übertrittszeugnis sorgt in Bayern für Diskussionen – wie jedes Jahr. Die Noten darin entscheiden darüber, welche weiterführende Schulform ein Kind nach der vierten Klasse besuchen darf. Die einen kritisieren das System als nicht altersgerecht und unfair. Für andere trägt eben dieses zum Bildungserfolg bei.
Rund 112.000 Viertklässlerinnen und Viertklässler erhalten am 2. Mai in Bayern ihr Übertrittszeugnis – wie jedes Jahr begleitet von Freude, Enttäuschung und grundsätzlicher Kritik an der Schulpolitik. «Das Übertrittszeugnis bietet eine wichtige Einschätzung der Klassenlehrkraft über Stärken, Neigungen und Fähigkeiten sowie die zukünftige bestmögliche Förderung für die Schülerinnen und Schüler der ihr anvertrauten Klasse», teilte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) mit. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) hält die Übertrittsregeln dagegen für zu starr, für nicht altersgerecht und unfair.
Das Übertrittszeugnis gibt eine verbindliche Empfehlung dafür, ob Kinder nach der Grundschule aufs Gymnasium, die Real- oder Mittelschule wechseln sollten. Entscheidend ist dabei der Notendurchschnitt der drei Fächer Deutsch, Mathematik sowie Heimat- und Sachkunde. Bei einem Notendurchschnitt von bis zu 2,33 gibt es nach Angaben des Kultusministeriums eine Empfehlung fürs Gymnasium, bei bis zu 2,66 für die Realschule und ab 3,0 für die Mittelschule. Eine echte Empfehlung ist das allerdings nur in eine Richtung: Wessen Kind das Gymnasium genannt bekommt, kann es auch an eine Realschule schicken. Umgekehrt geht das nicht. Wer den nötigen Schnitt nicht schafft, hat allerdings die Möglichkeit des Probeunterrichts, in dem schriftliche und mündliche Aufgaben in Deutsch und Mathe bestanden werden müssen.
«Im aktuellen System werden die Kinder aus schwachen Familienverhältnissen und Kinder mit Migrationshintergrund systematisch frühzeitig zurückgelassen»
Der bayerische Elternverband bemängelt, dass beim Übertritt nur drei Fächer ausschlaggebend sind. «Es werden viele Dinge nicht bewertet», sagte die stellvertretende Landesvorsitzende Henrike Paede. Außerdem sei eine so wichtige Weichenstellung im Alter von neun bis zehn Jahren noch viel zu früh. Die Kinder müssten deshalb länger zusammen lernen können, so wie es an einer Gemeinschaftsschule möglich sei. «Im aktuellen System werden die Kinder aus schwachen Familienverhältnissen und Kinder mit Migrationshintergrund systematisch frühzeitig zurückgelassen», ergänzt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Den Kindern ginge außerdem die Lust am Lernen verloren, weil sie sich nur auf die Noten in den drei entscheidenden Fächern konzentrierten.
Ähnlich äußert sich die GEW. «Dieses System ist nicht mehr zeitgemäß. Wir reduzieren Kinder bereits im frühen Alter auf drei Ziffern und stellen aufgrund eines Notendurchschnitts die Weichen für eine gesamte Bildungskarriere. Das ist nicht altersgemäß und schon gar nicht fair. Kinder vergleichen sich und lernen, dass Leistung etwas ist, was in Konkurrenz zueinander geschieht. Das ist der falsche Ansatz für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder», sagt Florian Kohl, stellvertretender Vorsitzender der GEW Bayern. Der Druck laste schon früh auf den Kindern, die geforderten Noten zu schaffen, weil die Mittelschule – so heißt in Bayern die Hauptschule mittlerweile – für viele Eltern keine Option mehr sei.
«Eltern werden mit Hilfe der Übertrittsempfehlung dabei unterstützt, die Fähigkeiten und Präferenzen ihrer Kinder realistisch einzuschätzen»
«Das bayerische Übertrittsverfahren hat sich über Jahrzehnte hinweg bewährt und genießt breite Akzeptanz und Wertschätzung in der Bevölkerung», sagt dagegen Piazolo. Nach der vierten Klasse werde zwar eine erste Entscheidung getroffen, ein Wechsel zwischen den Schularten sei aber später noch jederzeit möglich. Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigen dem Ministerium zufolge außerdem, dass die Bildungsgerechtigkeit leidet, wenn der Elternwille stärker berücksichtigt wird. Die Wahl der weiterführenden Schule hänge dann stark von der Herkunft und der Vorbildung der Eltern ab, erklärte das Ministerium.
Unterstützung bekommt es von den Verbänden, die Realschul- und Gymnasiallehrer vertreten. «Eltern werden mit Hilfe der Übertrittsempfehlung dabei unterstützt, die Fähigkeiten und Präferenzen ihrer Kinder realistisch einzuschätzen, damit diese Erfolgserlebnisse verspüren, Freude am Lernen haben und den für sie am besten geeigneten Bildungsweg wählen», sagt der Landesvorsitzende des bayerischen Realschullehrerverbands, Jürgen Böhm. Auch der bayerische Philologenverband, der die Lehrkräfte an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen vertritt, befürwortet die Übertrittsregeln. Diese sorgten für ein höheres Leistungsniveau und am Ende für mehr Bildungsgerechtigkeit, teilte dieser mit. News4teachers / mit Material der dpa
Umfragen: Gros der (Sek-I-)Lehrkräfte für verbindliche Grundschulempfehlung
Kurze Antwort: Beim aktuellen Schulsystem geht es nicht anders. Nicht ohne Grund gibt es die in alle Richtungen durchlässige Erprobungsstufe in Klasse 5 und 6.
Man muss auch an das begabteste Drittel der Klassen denken. Die langweilen ab Weihnachten der ersten Klasse durchgehend, weil sie kognitiv nicht gefordert werden, weil die Lehrer sich um schwerpunktmäßig um das (verschuldet oder unverschuldet) unbegabteste bzw. unwilligste Drittel der Klasse kümmern müssen. Für die wenigen Gymnasien ab Klasse 5 in Berlin wird der Wechsel für die betroffenen Kinder ein Segen sein.
Wieso langweilen? Ich sehe meine Aufgabe und Pflicht als Lehrerin darin, alle Kinder gleichermaßen zu fördern und zu fordern! “Das begabteste Drittel” meiner Klasse wird durch herausfordernde Aufgaben gefordert – das ist kein “vierjähriges Elend” (s.u. bei Lera)! Und zeitgleich kommt “Kevin” (siehe ebenfalls unten bei Lera) sich nicht doof vor, sondern wird entsprechend seiner Leistungen von mir gefördert. Das nennt man Differenzierung. Bei uns an der Grundschule das täglich Brot. Ok, das versteht nicht jeder oder jede…
Das sorgt dafür, dass Kevin schon nach der 1. Klasse im schlimmsten Fall ein halbes Jahr Schulwissenserwerb verloren hat und das noch nicht einmal merkt.Diese extreme Differenzierung der Grundschule verbaut den Schülern einen vielleicht gut zu erreichenden Übertritt in Klasse 4. Probleme in Deutsch führen dann unter Umständen dazu, dass ein sehr begabtes Kind in Mathe nie auf einem Gymnasium landet.
Wieso verbaut Differenzierung einen gut zu erreichenden Übertritt? Das verstehe ich nicht.
Ich zitiere mal einfach aus Ihrem eigenen Post etwas weiter oben: ” OK, das versteht nicht jeder oder jede….”
War das jetzt ein Plädoyer gegen Differenzierung im Unterricht? Ich fasse es nicht, welch krude Ansichten hier geäußert werden! Aber vielleicht wissen Sie auch gar nicht, was Differenzierung bedeutet.
Mit anderen Worten, man ziehe als Lehrer einen Unterricht auf mittleren oder am besten auf ganz hohem Niveau durch, damit Lera sich nicht langweilt und Kevin bleibt halt auf der Strecke…..
Nein, Differenzierung bedeutet im allerbesten Fall, dass Lera und Kevin so gefördert und gefordert werden, dass sie ihre Potenziale optimal entfalten können. Das ist ein hochkomplexer Anspruch an den Lehrer….
„Hochkomplexer Anspruch“ = Neusprech für „quasi unmöglich“
Lehrer, die nicht wissen, was Differenzierung bedeutet, gibt es nicht – sollten Sie wissen.
Weiterhin teilen sich Grundschullehrer in zwei Gruppen:
1. Die Bildungssimulierer: erkennbar an den üblichen Phrasen (Differenzierung, Individualisierung, ressourcenorientiert etc.). Sie werden vom System oft mit Funktionsstellen für das brave Abliefern der korrekten Kennzahlen belohnt. Kritikern werfen sie sofort Unkenntnis vor.
2. Die Humanisten: erkennbar daran, dass sie nicht an der Simulation teilnehmen und sogenannten „Unterricht“ mit „Leistungsanforderungen“ erteilen. Sie sollen sich aus der Sicht von Gruppe 1 dafür rechtfertigen, dass sie den Schülern ehrliches UND verständliches Feedback geben.
„Hochkomplexer Anspruch“ = Neusprech für „quasi unmöglich“
Differenzierung ist ein hoher, aber durchaus erfüllbarer Anspruch – zumindest aus meiner persönlichen Sicht – an den Lehrer.
Differenzierung heißt ja nicht, dass der Lehrer 25 qualitativ unterschiedliche Arbeitsblätter zum selben Thema konzipiert, sondern Aufgaben stellt, die in sich eine Differenzierung darstellen. Jeder arbeitet mit seinen Möglichkeiten an dieser Art der Aufgabe, kommt zu einem Ergebnis, dass seinen intellektuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten entspricht. Solche Aufgaben geben Raum für ganz unterschiedliche Betrachtungsweisen, wobei die Grundaufgabe immer dieselbe ist.
Klar kann ich auch differenzierte Arbeitsblätter auf den Markt schmeißen und im Bereich Lesen ist dies auch sinnvoll, aber in allen anderen Bereichen kann ich anders differenzieren. Als gutes Beispiel im Bereich Mathe sind wohl die seit vielen Jahren bekannten Pik-As Aufgaben zu nennen. Aber auch schon die fast 30 Jahre alten produktiven Rechenübungen.
Und es geht im Unterricht immer um die gute Mischung: Entdeckender Unterricht gemischt mit übenden Anteilen ist wohl das Mittel der Wahl.
Ich gebe Ihnen Recht, dass eine gewisse Differenzierung zum Unterrichten dazu gehört.
Ursprünglich wurde die Differenzierungsbreite indirekt durch die Schulfähigkeitsuntersuchung begrenzt. Für Problemfälle im Allgemeinen gab es Sonder-/Förderschulen.
Heutzutage wird jedoch gefordert, dass man zusätzlich dazu noch inklusiv beschulte Kinder zeitgleich fördert, also eigentlich nicht schulfähige Kinder. Der Öffentlichkeit beschriebene Situationen, wie beispielsweise Sonderpädagogen als Unterstützung gibt es entweder nur stundenweise oder gar nicht. Die Kooperation mit solchen Kräften kostet ebenfalls Zeit.
Auch die Feststellung (war vor rund 10 Jahren häufig zu lesen), dass heutige Kinder viel heterogener aufwachsen als noch vor Jahrzehnten, fordert erhöhten Differenzierungsbedarf.
Wie soll nun eine Lehrkraft dem allem gerecht werden? Ich gehe mal davon aus, dass die Kollegen vor Jahrzehnten auch nicht an Unterarbeitung litten? Wo soll diese Zeit herkommen? Von dem her sehe ich heutige Anforderungen als “quasi unmöglich” an, sollte man nicht an anderer Stelle dafür schludern.
Das setzt natürlich eine gehörige intrinsische Motivation und Selbstständigkeit bei den Kindern und bei Ihnen eine mindestens dreifache Unterrichtsvorbereitung voraus. Ein Privatleben haben Sie somit nicht mehr.
Eher fünffache, da sitzt nämlich auch noch das Förderkind „Lernen“ und das nicht deutsch sprechende Migrantenkind.
Liebe Marie, wie recht Sie haben:
Bei mir kommt dann noch das Förderkind “geistige Entwicklung” und das mit “frühkindlichem Autismus” on Top… Noch Fragen, U.L.I.?
Das Förderkind “Lernen” erhält seinen Wochenplan glücklicherweise von der Förderlehrerin. Ich weiß dies sehr zu schätzen! Auch, dass sie regelmäßig mit im Unterricht ist, ebenso wie die Schulsozialarbeiterin. Luxus? Ja! Und ich würde mir wünschen, dass diese Förderung flächendeckender an allen Schulen zum Tragen käme (anstatt mit dem Geld neue Autobahnen zu bauen…).
Und selbst, wenn Sie permanent und flächendeckend drei Professionen im Klassenraum versammeln, müssen Sie als Lehrkraft mindestens dreifach differenzieren – und dann sind Sie auch noch nicht allen Kindern gerecht geworden.
Die Utopie der individuellen Förderung im Massenbetrieb…
Bei uns hatte das Förderkind seine Hilfsperson einmal pro Woche neben sich sitzen.
Ist Geld Ihr Problem? Bei uns gibt es nicht mehr genug Menschen, die Lehrer werden könnten.
Dreifach reicht nicht aus, weil ich in einer jahrgangsgemischten Klasse arbeite. Da muss immer für mindestens 2 unterschiedliche Jahrgangsstufen vorbereitet werden… 😉
Und ja, das macht viel Arbeit. Auch am Wochenende. Aber die Kolleginnen und Kollegen der weiterführenden Schulen, die hier zahlreich vertreten sind, schreiben doch auch von viel Wochenend- und Ferienarbeit, Korrekturstress usw. Der Korrekturstress hält sich an der Grundschule in Grenzen. Dafür ist die Vor- und Aufbereitung der Lerninhalte mitunter etwas aufwändiger…
Und ja, auch bei mir findet noch ein Privatleben statt…
Funktionsstelle, ich komme…
Och nööö, nicht noch ne Stelle. Meine Funktion als Klassenlehrerin reicht mir völlig! Und mit kurz vor 60 bin ich eher an einer Stelle als Pensionärin interessiert…
Arghhh… jahrgangsgemschter Unterricht. Kennen wir. Eine Katastrophe!! Das kommt zu der sowieso schon bestehenden enormen Heterogenität noch eine hausgemachte hinzu. Und dann wird han mit den üblichen, sinnfreien Worthülsen abgespeist. Oder noch besser: “Sie müssen das als Bereicherung sehen….”
Genau, es setzt eine aufwendige Unterrichtsvorbereitung voraus und genau das ist einer der Gründe nicht immer auf das ach so tolle Leben von uns Lehrern an der Basis runterzuschauen und meinen, dass Unterricht an an einer Grundschule nur Schnickschnack wäre. Genau diese Heterogenität macht den Unterricht an Grundschulen so aufwendig, denn wir haben den Auftrag alle Kinder ihren Fähigkeiten entsprechend zu fördern und zu fordern.
Wir haben deshalb meist auch nicht mehr Privatleben als Lehrer anderer Schulformen. Sie korrigieren am Wochenende Klausuren, wir machen uns Gedanken über mehrfach differenzierte Unterrichtsstunden.
Das ist oft genug nur blasse Theorie. Sieht man auch an etlichen Beiträgen hier. Nicht alles kann in jeder Klasse gelingen, das leuchtet doch eigentlich jedem ein.
@U.L.I.
… und das schaffen Sie in jeder Stunde und für jedes Kind? Auch für Kinder mit Förderbedarf (Lernbehinderung, em-soz., Sprachbehinderung, LRS, Dyskalkulie, …), Kinder mit geringen D-Kenntnissen? Wieviele Kollegen sind bei Ihnen zeitgleich im Unterricht? Meinen Sie, wenn jedes Kind individuelle Aufgaben “selbständig” bearbeitet wird es individuell gefördert? Das klappt evtl. beim oberen Drittel, bei den anderen aber nicht. So meine langjährigr Berufserfahrung. Sollten Sie am Gym. arbeiten, mag es vielleicht noch irgendwie funktionieren, aber an einer GS?
Nein, das ist doch logisch, dass man das nicht in jeder Stunde und für jedes Kind immer hinbekommt! Aber es gar nicht erst zu versuchen macht doch auch keinen Sinn…
Eine gut funktionierende Arbeitsteilung im Jahrgangsstufenteam erleichtert die Arbeit rund um das Vorbereiten enorm. Wöchentlich erstellen wir gemeinsam ein Padlet, auf dem alles zusammengetragen wird, was ansteht: Arbeitsblätter, Lernzielkontrollen, Projektideen usw. Nicht jede Kollegin und jeder Kollege muss alles alleine machen und stets neu erfinden.
Wie ich oben bereits schrieb, habe ich in vielen Stunden pro Woche Hilfe durch Förderschullehrerinnen oder/und eine Schulsozialarbeiterin. Das ist nicht selbstverständlich, ich weiß.
Und ja, wie ich schrieb meine ich natürlich “das obere Drittel”, das durch herausfordernde Aufgaben auch mal selbstständig arbeiten kann. Dies muss man natürlich vom 1. Schuljahr an mit den Kindern trainieren. Selbstständig mit dem iPad zu recherchieren, in Büchern Dinge nachzuschlagen, eine gewissenhafte Selbstkontrolle zu praktizieren fällt nicht einfach so vom Himmel. Und klar, dass dieses “obere Drittel” sich nicht selber die schriftliche Division erarbeitet. Das findet dann wieder in einer Phase statt, die sehr viel lehrerzentrierter ist.
Welch paradiesischen Verhältnisse! Die Förderschullehrerin hat genau eine Stunde pro Woche für jede Klasse Zeit, Wochenpläne müssen die Grundschullehrer selbst auch für die I-Kinder erstellen und ich kenne in der Umgebung keine einzige Grundschule, die eine Schulsozialarbeiterin hat.
„Nein, das ist doch logisch, dass man das nicht in jeder Stunde und für jedes Kind immer hinbekommt!“
Jetzt kommen wir der Wahrheit schon näher.
Nächster Schritt:
Es ist logisch, dass EIN Lehrer nicht 25 Kinder individuell fördern kann.
Es werden aber immer alle 25 Kinder individuell sein. Wieviele Schulformen soll es geben. 25? Mir scheint, hier denken immer alle nur an die Gym Fraktion, die nochmal selektiert werden soll und dann hat Lehrer dort Ruhe. Rest egal. Tatsächlich müssten wohl 90 % aller Lehrer an diese anderen Schulen beordert werden.
Ich kann mich nicht erinnern, hier die Unwahrheit gesagt bzw. geschrieben zu haben… Ich schrieb in meinem Ausgangspost lediglich, dass es meine Aufgabe und Pflicht sei, als Lehrerin Kinder zu fördern und zu fordern (= viele rote Daumen… skurril…).
Den Titel eines “Supa-Leras” beanspruche ich definitiv nicht für mich. Keine Sorge. Der gebührt “ernstzunehmenderen Gesprächspartner”, die sich in der Grundschullandschaft auch viel besser auskennen als ich nach 30 Jahren. Und somit die Spezies der Grundschullehrer versiert in zwei Gruppen aufteilen können…
Und jetzt geh’ ich mein Privat- und Familienleben genießen und chille im Garten ein bisschen in der Sonne.
Touche‘!
Das Sie Differenzieren/Individualisieren nicht können/wollen, haben vermutlich die meisten verstanden.
Differenzierung ist im Anfangsunterricht deutlich leichter als in höheren Klassen. Haben Sie mal versucht, zu beweisen, dass die Wurzel aus 2 eine irrationale Zahl ist, oder mit 15Jährigen ein klassisches Musikstück zu verstehen oder das Wesentliche aus einem englischen Text zu erkennen? Können Sie mit einem Blick erkennen, ob eine Jugendliche in Sozialkunde das Wesentliche einer Argumentation erkannt hat? Dann machen Sie das alles mal auf 4 verschiedenen Anforderungsniveaus und erklären Sie dem jeweiligen Schüler in 2 Minuten, was er schon richtig hat und worauf er noch achten sollte. Allerdings haben Sie keine 2 min Zeit pro Schüler in einer normalen Unterrichtsstunde …
Ich stimme Ihnen zu, was die inhaltliche Differenzierung angeht. Allerdings gehe ich davon aus, dass sich in höheren Klassen schon ein angemessenes Arbeitsverhalten entwickelt hat (oder zumindest haben sollte). Wie soll ich aber den leistungsstarken Kindern in den ersten Grundschulklassen gerecht werden, wenn ich sowohl Kinder in der Klasse habe, die aufgrund einer geistigen Behinderung, extremer Verhaltensauffälligkeiten und/oder nicht ansatzweise ausreichenden Sprachkenntnissen eigentlich eine 1:1 Betreuung bräuchten, während zusätzlich auch in der pflegeleichtesten Grundschulklasse Kinder vertreten sind, die sehr unselbständig, aufmerksamkeitsbedürftig, motorisch unruhig und/oder lernschwach sind? Ich müsste mich da nicht nur verteilen können, sondern eigentlich 25fach teilen können.
Das gelingt alles noch, wenn die Kinder in der Lage und bereit sind, sich wenn nötig zurückzunehmen und zu warten, bis die Lehrerin Zeit hat. Ich beobachte in der 5. Klasse eine Zunahme kleiner Autisten, die sich mit ihrem Anliegen (ohne böse Absicht, einfach weil sie es so gewohnt sind) einfach zum Lehrer durchdrängen. Ist das nur in der Nordpfalz so?
Oje, geht es noch etwas arroganter? Bei meiner jetzigen Klasse fällt mir die Innere Differenzierung leicht, ich habe alle Kinder mit all ihren Stärken und Schwächen gut im Blick. Könnte eventuell daran liegen, dass ich diesmal unter 20 Kindern, kein Inklusionskind, keine super verhaltensauffälligen Kinder und nur ganz wenige Kinder mit Sprachproblemen habe. Mir ist jeden Tag sehr bewusst, dass dies leider nicht der Normalfall ist. Sobald die Grundschulklassen zum Platzen voll und mit Problemen überfrachtet sind, bleibt die individuelle Förderung leider auf der Strecke. Das geht natürlich nicht nur Zulasten der potentiellen Gymnasiasten, teilweise trifft es sogar eher die ruhigen Kinder im mittleren Leistungsbereich, die eben selten hervorstechen.
Verbessert endlich die Lernvoraussetzungen in der Grundschule, dann können wir auch gerne über eine gemeinsame Beschulung ALLER bis zum Ende der Sek I reden.
Hm, arrogant wollte ich bestimmt nicht wirken. Wer mich kennt, würde sagen, dass ich alles andere als arrogant bin… 😉
Mich haben aber die Kommentare massiv geärgert, die beinhalteten, dass die Zeit an der Grundschule “ein vierjähriges Elend” sei, dass sich Grundschüler vier Jahre lang langweilen. Kommentare, die von “Leistungsträgern” sprechen und suggerieren, dass “Kevin” alles andere als ein Leistungsträger ist…
Auch ich weiß, dass nicht jedes Kind für das Gymnasium geeignet ist. Daher vergebe ich Empfehlungen für alle Schulstufen, die man in NRW nach Klasse 4 besuchen kann: Gymnasium, Realschule, Hauptschule, Gesamtschule. Dennoch muss ich doch 4 Jahre lang als Klassenlehrerin zumindest versuchen, bestmöglich zu fördern und zu fordern.
Dass das in einem guten Team natürlich viel besser klappt, als alles alleine zu machen, ist logisch. Da habe ich wohl Glück an meiner Schule. Bei uns ist es auch erlaubt, phasenweise mal einzelne ähnlich leistungsstarke Lerngruppen klassenübergreifend zusammenzulegen, so dass eine von uns mit den “schwächeren” und die andere Kollegin mit den “stärkeren” arbeitet.
Auch wenn es wieder arrogant klingen mag: In meinen 30 Berufsjahren habe ich rückblickend noch nie den Vorwurf (von Eltern oder Kindern) gehört, dass sie sich extrem gelangweilt hätten oder dauerhaft massiv unterfordert gewesen wären. Im Gegenteil.
Ui, ui, ui, das ist aber die gaaaanz böse äußere Differenzierung – unter dem Deckmantel, dass alle im gleichen Gebäude sind. Wow.
Wie gesagt: Hauptsache, der Anschein wird gewahrt.
Ich sprach von “Phasen”, nicht von dauerhaften Lerngruppen.
Im Übrigen habe ich nie von “böser Außendifferenzierung” gesprochen. Unser komplettes Schulsystem ist außendifferenziert. Ich habe mir das nicht einfallen lassen…
Als ich (mehrmals und an verschiedenen Personen gerichtet) von Unterforderung und Langweile gesprochen habe, hatte ich allerdings auch den Eindruck, dass das einfach “nicht gehört” wird…
Das ist der Idealfall, aber leider kann das nicht jeder oder jede gleich gut – teilweise auch sicher situationsbedingt. Und da man ja keine Kind zurücklassen darf, werden eher Abstriche beim Fordern der guten Schüler gemacht oder das Anforderungsniveau sinkt insgesamt.
Ja, leider, das ist mir bei meinen Kindern aufgefallen und ich muss es selbst als Lehrerin auch häufig so machen. Das ist sehr frustrierend und nicht gerecht denen gegenüber, die leistungsstark sind und auch ein Recht auf Förderung nach ihrem Bedarf haben.
Es gibt hervorragende Fortbildungen, in denen man das Handwerk lernen kann. Wenn man dann noch an einer Schule arbeitet, wo Teamarbeit und Innovatives Arbeiten zum Alltag gehört, dann ist das nichts exotisches.
Oh, “Fortbildung, Teamarbeit und innovatives Arbeiten” und alles ist prima?!
Dann haben die Lehrer, die hier von Problemen berichten, wohl einfach nicht ihr Handwerk gelernt?
Gut, dass das geklärt ist….
Das hat nichts mit individuellem Können, sondern mit der Bereitschaft zum Fake zu tun.
Das ist sehr lobenswert, dass SIE das machen. Jedoch trifft das, wie meistens, nicht auf alle Lehrkräfte zu. Wir hatten zwei Kinder in der Grundschule mit insg. 4 verschiedenen Lehrkräften und die große Differenzierung, die immer als eine der aufwändigsten Aufgaben der Grundschullehrkräfte genannt wird, fand zumindest bei meinen Kindern kaum statt (ich kenne aber auch GS-Lehrkräfte, die das tun!). Meine Kinder haben sich gelangweilt und das zweite Kind bekommt auch nächste Woche das Übertrittszeugnis – wir sind froh, dass er dann endlich wieder gefordert wird an der weiterführenden Schule!
Aktuell sieht die “Differenzierung” beim noch 4.-Klass-Kind so aus, dass es “schonmal die Hausaufgaben erledigen darf”. Dann hat es zu Hause nichts mehr und lernt auch nicht, sich zu organisieren und auch Hausaufgaben in mehreren Fächern zu erledigen, wie es ab September der Fall sein wird. Das wird eine große Umstellung… und hier hat die Grundschule (und ich spreche bewusst!! nur von unserer GS und verallgemeinere nicht) leider nicht angemessen darauf vorbereitet.
Seien Sie versichert, dass U.L.I das im Falle, dass er/sie in einer Regelschule unterrichtet, in den wenigsten Stunden diese Differenzierungen sinnvoll vornehmen kann. Dort sitzen 25-30 Kinder auf unterschiedlichsten Intelligenz- und Sprachniveaus in einer Klasse, bildungsfern neben bildungsnah, vernachlässigt neben heliumkoptert, EmSoz neben Autismusspektrumsstörung. Differenzierte Aufgaben verlangen differenzierte Auswertungen, die benötigen Zeit, und davon haben Sie in 45 Minuten höchstens 1-2 pro Kind. Weiterhin muss sowas vorbereitet werden, und so ein Lehrer unterrichtet in der Grundschule ca. 28h/Woche. Jede Stunde auf drei bis vier Anforderungsniveaus vorbereiten? Da findet dann kein Familienleben mehr statt, Wochenenden gibt es eh nicht und der Tag hat 16 Arbeitsstunden.
Unter den derzeitigen Bedingungen können die Grundschulen die Erwartungen der Eltern überhaupt nicht erfüllen – das ist so, als wenn Sie jemandem ein Hollandrad in die Hand geben und erwarten, dass er die Tour de France damit gewinnt. Ich finde es großartig und schwer beeindruckend, was die Grundschulen mit immer schwieriger zu beschulenden SuS, immer fordernderen Eltern und immer weniger ausgebildeten Lehrkräften überhaupt noch hinbekommen! Mein Respekt an alle Grundschullehrkräfte hier!
So sieht’s aus.
„Seien Sie versichert, dass U.L.I das im Falle, dass er/sie in einer Regelschule unterrichtet, in den wenigsten Stunden diese Differenzierungen sinnvoll vornehmen kann.“
Hat sie ja weiter oben schon selbst eingeräumt und sich auf den Standpunkt zurückgezogen, dass man das Unmögliche dennoch versuchen müsse, garniert mit den üblichen Verweisen auf ein multiprofessionelles Team…
Das glaube ich Ihnen. Ist allerdings ein Argument FÜR die Aufteilung an verschiedene Schularten mit verschiedenen Niveaus nach der 4. Klasse.
Nach bald 30 Jahren im Lehrerjob finde ich nichts ungerechter, als Kindern mit unterschiedlichen Begabungen dasselbe abzuverlangen. In der seit zehn Jahren immer schlechter werdenden Personalsituation und der damit einhergehenden immer größeren Belastung der Lehrkräfte ist es aus meiner Sicht unmöglich, Kindern in einer Gemeinschaftsschule gerecht zu werden. Das überfordert die einen und unterfordert die anderen und erzeugt letztlich Frust bei allen Beteiligten. Mit genügend Personal und kleinen Klassenstärken, welche eine individuelle Förderung (gleich auf welchem Niveau) ermöglichen, sähe das für mich evtl. anders aus – derzeit jedoch bin ich für Aufteilung der SuS ab der weiterführenden Schule auf verschiedene Anforderungsniveaus, um die Spreizung des Leistungsvermögens nicht noch weiter ausufern zu lassen. Dazu wünschte ich mir eine echte Durchlässigkeit der Schulformen, um „Spätzündern“ gerecht werden zu können.
Für mich bleibt die Frage, wie Haupt- (oder Mittel-)Schulen aussehen müssten, damit Eltern diese als gute Schule für ihre Kinder ansehen. Da ich mir nicht vorstellen kann, dass Eltern ihre Kinder gern permanent scheitern sehen (und so etwas erlebe ich in jeder Klassenstufe hier an meinem Gym), denke ich, dass der Ansatz darin liegen muss, alle Schulformen so auszustatten, dass die Eltern die Schulen nach den derzeitigen geistigen Möglichkeiten ihres Kindes auswählen.
“Für mich bleibt die Frage, wie Haupt- (oder Mittel-)Schulen aussehen müssten, damit Eltern diese als gute Schule für ihre Kinder ansehen.”
… so wie vor dem Jahr 2000?
Man muss nur wirklich wollen, sprach die Schnecke am Rande der Autobahn.
Das versteht nicht jede/r.
“ich kann, weil ich will, was ich muss!”
Ich glaube, so sprach I. Kant .
“Ich muss gar nichts.”
Die Sterne
Wer hat den besten Kalenderspruch? It’s on.
So haben wir zumindest eine Schnittmenge Lera. Sei es auch nur die musikalische Vorliebe zum Indie-Pop! 😉 Ich hoffe ja mal, dass das nicht nur “ergoogelt” war…
“Du musst nicht zur Schule gehen.
Du musst nicht doppelt so viel machen wie die anderen.
Du musst nicht Pausen machen.
Du musst deine Meinung nicht ändern.
Du musst auch nicht arbeiten gehen.
Du kannst dich auch einfach so verlaufen.”
In diesem Sinn: Wir verstehen so manches nicht 😉
So sympathisch und “bildungspolitisch nah” mir Ihre Einstellung ist ….
Ich habe im 5km-Umkreis mit 5 GS zu tun
– 3 städtisch, 2 ländlich.
Schon in den Herbstferien der 1. Klasse erzählen mir Kinder, dass sie sich langweilen, “weil sie immer nur ausmalen”. Deren Eltern sind entsetzt, weil nach ihrem Gefühl die Vorschule in der Kita anspruchsvoller war als der Unterricht.
Die LuL wiederum sind erschöpft, weil ihre Kräfte von einem Drittel der Erstklässler aufgebraucht werden und sie die “Funktionierenden” mit Arbeitsblättern beschäftigen.
Die LuL hier in der Gegend stehen alleine vor 26 Kindern – Schulbegleiter sind Mangelware, Förderlehrer/-innen sowieso.
Ich bin selten auf N4T, weil mich der Ton immer so runterzieht und ich auch nicht ansatzweise die Zeit derer habe, die hier täglich mehrfach kommentieren.
Was mich aber am meisten schockiert hat, war die Erkenntnis, dass Grundschul-LuL WENIGER verdienen als andere.
Was sagen wohl dazu diejenigen, die immer viel zu viel Leistungsdruck auch in der Grundschule wittern? Ausmalen und spielen statt lernen? Funktionierende und nicht funktionierende Kinder? Heißt es nicht, nur in heterogenen Lerngruppen könne gut gelernt werden, weil alle mit- und voneinander lernen? Nur keine Einteilung nach Fähigkeiten?
Die würden sich wahrscheinlich schon an dem Begriff “funktionieren” aufhängen. Der ja grundsätzlich nur eine (zugegeben technoide) Umschreibung ist
=> für: “sich der Situation angemessen verhalten können”.
Eine Fähigkeit, die aber gelesen wird als “duckmäuserisches Angepasstsein zwecks pflegeleichter Verwahrung”.
Ansonsten meine ich, dass sich Spielen und Leistung nicht ausschließen.
Siehe:
– Konkurrenzspiele. Die ich persönlich genau so wichtig finde wie
– Kooperationsspiele. Hier zeigt sich, dass Heterogenität von Vorteil sein kann, wenn die Binnenstreuung angemessen ist.
Aber …!? Was ist angemessen?
Persönlich denke ich, dass NICHT angemessen ist, wenn von 26 Erstklässlern 8 Kinder die Arbeitsanweisung nicht einmal als solche verstehen, während 8 Kinder diese schon umsetzen, obwohl die begleitenden Arbeitsblätter noch gar nicht bei allen angekommen sind.
Dann hat man noch 10 Kinder, die an sich die Aufgabe lösen können, es aber in der Unruhe nicht schaffen.
8 Kinder sind heillos überfordert und hubschraubern möglicherweise durch den Raum.
10 Kinder finden keine bekömmliche Lernatmosphäre vor.
8 Kinder sind unterfordert und langweilen sich eventuell.
Bei einer solchen, vermutlich nicht unüblichen, Binnenstreuung bedarf es mehr als 1 Lehrkraft und selbstverständlich einer professionellen Einschätzung von Entwicklungsstand und Leistungsfähigkeit der Kinder.
Letzteres ist Basis für ein Erfassen der Problematik, eine adäquate Ansprache und somit für das Beschreiten eines Lösungsweges.
Einige sehen darin Stigmatisierung und Leistungsdruck.
Warum, weiß ich auch nicht.
Da diese Leute aber nie eine Lösung anbieten, die in unserem Universum realistisch ist, ignoriere ich sie.
Für mich ist übrigens eine mögliche (Teil-)Lösung die Wiedereinführung des Vorschulkindergartens – dieses Mal mit Fokus auf Sprachbildung.
(Und eine bindende Empfehlung zur Schulart am Ende der GS-Zeit.)
Ich arbeite seit ca. 30 Jahren ausschließlich im städtischen Bereich in NRW im Rheinland. Es ist mir wirklich schleierhaft, wie Erstklässler bereits ab Herbst mit Ausmalbildern “beschäftigt” werden… Mal davon abgesehen, dass der Lehrplan (zu/so) voll ist und die kids überwiegend so wissbegierig – die SL hat doch auch ein Auge darauf, was man inhaltlich macht! Würde ich die Schülerinnen und Schüler nur ausmalen lassen, hätte ich ein fettes Problem! 😉
Dass nicht alle Schulen mit IB’s, Förderlehrern oder Schulsozialarbeitern so gut ausgestattet sind, wie ich offenbar das Glück hatte, weiß ich. Auch zu schätzen! Ich hatte aber auch immer SL, die sich schwer bemüht haben. Keine Ahnung, ob das ausschlaggebend war…
Ja, der Ton hier ist… gewöhnungsbedürftig. Ich poste zum ersten Mal. Dass ich aber oben gleich massenhaft rote Daumen dafür erhalte, weil ich schrieb, dass wir doch zumindest als Lehrerinnen und Lehrer in der GS fördern und fordern sollten (und sich somit meiner Meinung nach Kinder zumindest nicht 4 Jahre lang langweilen sollten), hat mich massiv irritiert. Und nicht nur das.
Und nochmal ja: A12. Seit 30 Jahren. Aber nun, seit wenigen Monaten, auf der Startbahn Richtung A13! In kleinen Häppchen, Monat für Monat. Damit hatte ich nicht mehr gerechnet. Kurz vor der Pensionierung werde ich das Ziel wohl erreicht haben! 🙂
Danke für Ihre respektvoll formulierte Antwort.
A13 … und Sie haben es sich verdient!
Was die Kinder als “nur ausmalen” bezeichnen, bedeutet wohl:
=> Arbeitsblatt bekommen
=> schnell fertig geworden
=> LK: “Malt das doch noch schön aus!”
Sie ist dann sicher noch mit den Langsameren beschäftigt oder – wie ich befürchte – mit denen, die mangels Sprache/Aufmerksamkeit/Konzentration die Aufgabe gar nicht erfasst haben.
Fa i r finde ich es für meine Ehemaligen nicht, wenn sie nicht die Aufmerksamkeit der LK bekommen, weil sie “funktionieren”.
Das wird mir von den LuL übrigens so bestätigt – und die sind auch nicht froh darüber, weil sie ja ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden.
Vertrackt.
Ich freue mich über Ihre klugen, freundlichen, abgewogenen, das Gespräch fördernden Beiträge hier. ich habe dadurch mehr über die Arbeit in der Grundschule gelernt.
Die roten Daumen gab es sicherlich nicht für die (eigentlich selbstverständliche) Meinung, dass Kinder gefordert und gefördert werden sollten. Auch nicht dafür, dass Kinder sich nicht 4 Jahre in der GS langweilen sollten, eher für die Bemerkung, eine Beschwerde über Langeweile noch nie von Schülern oder Eltern gehört zu haben. Was mag (wenn stimmend) der Grund dafür sein? Paradisische Zustände….?
Das Prinzip der Differenzierung ist so banal, dass Sie den Beteiligten an dieser Diskussion durchaus unterstellen sollten, es verstanden zu haben!
Allein, bei der (zumindest hier in NRW) so gewollten und hochgelobten Heterogenität der Schülerschaft ist es eine Farce.
Ja, auch mein Sohn hat sich nach den ersten Wochen in der GS nur noch gelangweilt, es sei denn, er fühlte sich gerade als Co-Lehrer und Sparringspartner für die leistungsschwächeren Kinder mißbraucht. Daran haben auch die ab und zu auf den Tisch geworfenen, “differenzierten” Arbeitsblätter nicht substantiell etwas geändert.
(Das 4-jahrige Elend unterschreibe ich sofort.)
Man könnte natürlich das Verfahren ergänzen um standardisierte Tests, aber niemand scheint das zu wollen. Dann stünde nämlich die Frage im Raum, ob diese Tests gerichtsverwertbare Ergebnisse liefern. Ich nehme an, das wäre ein Albtraum für die Testentwickler. Die wollen jede Verantwortung von sich wegschieben. Deswegen darf ja auch VerA 3 nicht benotet werden (was eigentlich naheläge).
Das Jammern über die Ungerechtigkeit des Verfahrens ist aber dann nicht glaubhaft, wenn kein Alternativverfahren vorgeschlagen wird, sondern stattdessen die Einheitsschule. Bei letzterer erwarte ich zumindest eine ernsthafte Diskussion ihrer Nachteile, z.B. der Umgang mit der systematischen Unterforderung der talentierten Schüler.
In der gestrigen FAZ (27.4.2023) steht ein Interview mit Prof. Pant, in dem er zugibt, dass überhaupt keine Einigkeit darüber existiert, was eigentlich Gerechtigkeit im Bildungswesen sein soll. Er spricht von drei Varianten, die in der Diskussion einfach zusammengeworfen werden. Und er spricht von einer schleichenden Umstellung auf die Vorstellung einer Teilhabegerechtigkeit, wobei aber tatsächlich nachweisbare Mindeststandards für Teilhabe nach der Schulzeit auch nicht existieren. Die ganze Gerechtigkeitsdiskussion ist somit einigermaßen nebulös.
Interessant. Ich glaube auch, dass viele auf den Zug der Diskussion um “Bildungsgerechtigkeit” aufspringen, während sie davon ausgehen, dass das bedeutet, dass alle ein Recht auf Gymnasium/Abitur haben…
Es haben schon alle das Recht auf das Gymnasium und das Abitur. Die Voraussetzungen müssen diese Kinder nur erfüllen.
Da ist der Knackpunkt: Ohne die notwendigen Voraussetzungen geht es nicht, genauso wenig wie man ein Haus ohne Fundamente bauen kann.
Daher müssen die Kenntnisse, kognitiven Fähigkeiten und Anstrengungsbereitschaft da sein, um das Gymnasium besuchen zu können, sonst werden die, die das mitbringen und auch die Leistungsträger sind, durch andere gebremst und langweilen sich. Auch die Spitzenschüler haben Rechte, gefördert und in ihren Fähigkeiten bestmöglich unterstützt zu werden! Das wird oft vernachlässigt, die “laufen alleine”, denkt man, weil alle Kraft für die Schwächeren gebraucht wird. Diese Ungerechtigkeit können und sollten wir uns nicht leisten, denn sie fällt auf unsere Wirtschaft zurück.
Eine begabungsgerechte Zuweisung an die Schularten und ein passend gegliedertes Schulsystem mit Aufbau- und Anschlussmöglichkeiten bietet allen alle Chancen – und die Hoffnung, dass “die Starken die Schwachen mitziehen”, wie sie von den Verfechtern der Einheitsschulen geäußert werden, ist erstens bloße Träumerei und kann zweitens Missbrauch der Lernstarken sein, wenn sie versuchsweise als Hilfslehrer dienen sollen.
Sie gehen bei ihren Vorstellungen davon aus, dass das System “Schule” noch den Zweck hat, den es eigentlich hatte und haben soll.
Ich gehe da nicht mehr von aus.
Ein echter, für alle gleicher, unmanipulierter Test um WISSEN würde wie eine Atombombe detonieren.
Ziel ist Verwahrung bei Bildungssimulation – und das bedeutet natürlich, dass es (wie in zerfallenden Teilsystemen üblich) um dummes, kindisches Zeug geht:
1. Oberste Prämisse: Gute Gefühle! (Völlig unabhängig davon, ob das überhaupt angemessen wäre, sich “gut zu fühlen”, wenn man alles falsch macht.
2. Subjektive Zufriedenheit der quantitativen Mehrheit der Wähler/Eltern.
Wenn Sie diese Ziele als die echten, wahren Ziele betrachten – ergibt alles Sinn, was da passiert.
OT: Wir hatten einen sehr guten Lehrer, der uns beibrachte, generalisierte Formulierungen wie “das ist gerecht, richtig etc.” tunlichst zu vermeiden. Nebulös ist da eine sehr nette Umschreibung.
Leider wird gar nicht berücksichtigt, dass die jetzigen Viertklässler seit dem ersten Schuljahr mit Corona zu tun hatten. Und der letzte Winter war geprägt von Grippewellen und Unterrichtsaufall. Ich halte es nicht für gerecht, die Entscheidung von kleinen Nachkommastellen abhängig zu machen. Ob 2,33 oder 2,66? Was sagt das über ein Kind aus? Das ist in meinen Augen Pädagogik nach Maßband, nicht meins.
Soweit ich weiß, kann ein Kind auch mit 2,66 aufs Gymnasium kommen. Das hängt dann von weiteren Tests ab. Wenn man keine klar definiert Grenze hat, dann wird sofort erst recht über Ungerechtigkeit geklagt (z.B. mit Verdacht auf Korruption).
In Bayern kann man mit 2,66 nicht aufs Gymnasium gehen. Da bleibt nur noch der Probeunterricht!
Der sogenannte Probeunterricht ist eine dreitägige Aufnahmeprüfung, in der an zwei Tagen diverse schriftliche Prüfungen in Mathematik und Deutsch geschrieben werden und am 3. Tag mündlicher Unterricht stattfindet, wo die Schüler beobachtet und dadurch indirekt geprüft werden.
Der Probeunterricht findet nach Anmeldung an der gewünschten Schule im Mai in der Regel im Mai/Juni vormittags in der aufnehmenden Schule statt. Die schriftlichen Aufgaben werden bayernweit gestellt. Jeder, der den Schnitt von 2,33 nicht erreicht hat, kann daran teilnehmen.
Ähnlich verläuft der Probeunterricht (Aufnahmeprüfung) zur Realschule. Er findet zeitlich parallel statt. Hier können die Schüler, die die 2,66 nicht erreicht haben, ihr Glück versuchen.
Wie “bald geschafft” schreibt: Nur mit Probeunterricht, der eine Aufnahmeprüfung ist.
Jeder kann doch den Test mitmachen.
Auch wenn ich die Einwände gegen dieses Verfahren und diese exakten Notenschnitt-Grenzen durchaus verstehe, finde ich schon, dass das etwas aussagt. Nach meinen 18 Jahren am Gymnasium sehe ich, es sind häufig die SuS, die mit 2,33 zu uns kamen (und wer weiß, wie viele Elterndiskussionen den Schnitt noch etwas nach oben gespusht haben), die schon in der Unterstufe arge Probleme in einigen Fächern bekommen. Oft scheitert es schon am Verstehen der Aufgabe (was man überhaupt tun soll).
Außerdem gibt es bei >2,33 bis 2,66 noch die Möglichkeit, am Gymnasium am Probeunterricht teilzunehmen, wenn man der Meinung ist, dass die Note den Leistungen des Kindes nicht entspricht. Das schaffen nicht viele und wenn doch, gehören sie häufig zu denen, die früh Probleme bekommen und überfordert sind. Daher finde ich schon, dass die Noten eine recht starke Aussagekraft haben und irgendeine Orientierung benötigt man ja. Ausnahmen gibt es selbstverständlich immer, da auch andere Faktoren eine Rolle spielen und man die Entwicklung natürlich nicht vorhersehen kann. Insgesamt ist in Bayern das Schulsystem viel durchlässiger geworden und das ist auch ein Argument dafür, die Kinder nicht aufs Gym. zu prügeln, sondern an einer für sie angemessene Schulform anzumelden und sollte sich das Kind so entwickeln, dass es doch noch Abitur machen kann, gibt es dafür Wege.
Der Schlüsselsatz ist doch:
Für viele Eltern ist die Mittelschule keine Option.
Ich gehe sogar soweit:
Für viele Eltern gibt es nur das Gymnasium. Ob die Kinder dann da mitkommen oder nicht, ist erst mal egal.
Es ist etwas faul Staate Dänemark
Weiter unten schrieb ich, dass das aus Elternsicht (habe selbst keine Kinder) auch irgendwo verständlich ist, wenn man sich das budnesweite Bildungschaos anschaut.
Dann bleibt leider nur das Gymnasium die Wahl, mit der Folge, was ich tagtäglich bei 5. und 6. Klässlern beobachte: liebenswerte SuS, die mit viel Lebensfreude in die weiterführende Schule gestartet sind, sitzen spätestens nach einem Jahr häufig sehr traurig und demotiviert im Unterricht, nachdem sie schriftlich eine 5 nach der einkassieren. Das Bemühen und der Fleiß reicht leider dann schlichtweg nicht aus, wenn es an der nötigen Intelligenz und Auffassungsgabe fehlt. Diese SuS werden von einem Schuljahr zum nächsten geschleppt, müssen immer um ihre Versetzung bangen und machen kaum schulische Erfolge, erfahren aber von zu Hause massiven Druck. Aber ob diese meist ruhigen und introvertierten SuS im heterogenen Chaos an IGSen nicht auch untergingen? Dann doch lieber das gut bürgerliche Gymnasium mit all seinen Stärken und Schwächen.
Es wird immer schlimmer, ich habe schon Eltern erlebt, deren Kind die erste (!) Klasse wiederholen soll. Begründung: im Moment sind die Leistungen guter Durchschnitt, aber das reicht doch nicht, um später aufs Gymnasium zu kommen. Da fasst man sich nur noch an den Kopf!
Da es sich nicht um eine endgültige oder unrevidierbare Entscheidung handelt, erübrigen sich alle hier vorgebrachten „Argumente“ der Kritiker und somit auch die ganze „Diskussion“ über eine angeblich total unfaire Übertrittsempfehlung nach klaren Kriterien.
Wer fordert, das vierjährige Elend der Grundschule für die Leistungsträger von morgen um weitere x Jahre zu verlängern, damit sich Kevin x Jahre weniger doof vorkommt, ist für mich kein ernstzunehmender Gesprächspartner.
Vielleicht sollte man den “Übertritt” in die 5. Klasse auch grundsätzlich nicht ganz so wichtig nehmen. Es ist nicht lebensentscheidend – da wird es noch viele Abzweige geben, die auch noch zum Ziel führen werden. Für viele Kinder wäre das Gymnasium vielleicht auch nicht die richtige Schule und sie können sich auf den anderen Schulen viel besser entwickeln. Und mit entsprechender Qualifikation ist am Ende noch jeder Schulabschluss möglich. Wichtig ist doch nur, alle Kinder irgendwie mitzunehmen und das ist vielleicht einfacher in weniger heterogenen Gruppen.
Wer gegen die Einheitsschule ist umgeht die Tatsache, dass es zwar im Nachhinein (nach Klasse 4) noch jede Menge Möglichkeiten gibt, einen anderen Weg zu gehen, die “Mittelschule” mit ihren katastrophalen Zuständen dies aber negativ beeinflusst und in vielen Fällen letztendlich verhindert. Da kann man, wenn es ein Brennpunkt ist, nämlich nix mehr lernen. Wäre genauso, wie die Schule nach Klasse 4 abzubrechen. Welche Möglichkeiten hätte man dann noch?
Das Argument ist also, dass die Kinder die schlechten Verhältnisse ausbaden und beheben sollen, die durch verfehlte Bildungspolitik entstanden sind?
Also statt die Zustände an den “Brennpunktschulen” zu verbessern, stecken wir alle ins gleiche System und hoffen, dass dies von alleine die Probleme behebt?
Das scheint mir blauäugig zu sein (bestenfalls), eher verantwortungslos.
Also
-> Personalschlüssel deutlich erhöhen (inkl. Sonderpädagogen)
-> Gehalt erhöhen (angleichen soweit das noch nicht geschehen ist)
-> Sozialarbeiter und Psychologen einstellen
-> ein gutes, qualitativ hochwertiges System der Nachmittagsaktivitäten etablieren, das nicht von den raren Lehrkräften durchgeführt wird, sondern von pädagogischen Mitarbeitern
-> die schönsten Schulen in den Brennpunkten bauen
-> Verwaltungsarbeiten an Verwaltungsfachkräfte delegieren
Ich bin sehr sicher, dass diese Maßnahmen dazu führen, dass Lehrkräfte an diesen Schulen unterrichten wollen und sich das Schulklima soweit verbessert, dass die Kinder dort gerne und gut lernen.
Danke für den Beitrag!
Wer es sich leisten kann, würde dann auf Privatschulen ausweichen. Die staatlichen Schulen werden dann alle so, wie Sie die Mittelschulen beschrieben haben. Als Beispiel dürfen Sie sich mal in Frankreich umsehen.
Eine „Einheitsschule“ in einem Brennpunkt wird die Probleme dort auch nicht lösen können, genauso wie Mittelschulen nicht grundsätzlich schlechte Arbeit leisten.
Warum kann man an Brennpunktschulen nix mehr lernen? Weil es die Schüler selbst sind, die das durch ihr eigenes Verhalten verhindern? Früher konnte man auch an Hauptschulen etwas lernen.
Geht es wirklich um die Zukunft des Kindes oder ums Prestige des Elternhauses?
Unser Bildungssystem ist doch so ausgelegt dass man von jedem Punkt aus alles erreichen kann – bei mir hat es funktioniert und bei vielen meiner Hauptschüler. Ich hab so viele ehemalige Schüler die heute studieren oder studiert haben. Eine ist mittlerweile eine Kollegin und einer wird gerade Priester.
Bildungsgerecht wird’s nur noch wenn wir auf der grünen Wiese eine neue Schule bauen und nur noch nach Kurssystem unterrichten, bei dem Kids nach Niveaustufen ins jeweilige Fach eingeordnet werden und der Klassenverband aufgelöst wird.
Ich will das nicht….
Ja, und wäre das dann wieder gerecht, wenn sie in unterschiedliche Niveaustufen eingeteilt würden? Ist das so anders als unterschiedliche Schultypen?
So würden zumindest auch Begabungen in einzelnen Fächern ggf. gefördert, während man auf den unterschiedlichen Schultypen das jeweilige Niveau in allen Fächern mehr oder weniger erreichen muss. In der Theorie klingt das mit dem Kurssystem gut, aber in der Pupertät suchen sich Schülerinnen und Schüler auch oft den einfacheren Weg und nehmen dann den einfacheren Kurs. Da wären dann die Lehrer wieder gefordert, das Potential zu erkennen und zu fördern, dass der anspruchsvollere Kurs gewählt wird bzw. in Frage kommt. Da sind vorgegebene Maßstäbe bei einigen die größere Motivation, sich auf den Hosenboden zu setzen.
Nein, es ist nicht altersgerecht. Man sollte die Kinder bis Klasse 8 in einem Klassenverband belassen. Allerdings zeichnen sich durchaus bereits in der Grundschule unterschiedliche Lerntypen ab, die eigentlich nicht zusammenpassen: der Praktiker, der Theoretiker, der “Mischtyp”.
Es mag daher als “ungerecht” empfunden werden, weil es einfach für jedes Kind anders ist. Mein Kind (10) wartet nur, endlich aus der Grundschule rauszukommen (was den Unterricht betrifft), es langweilt sich und ist genervt von denen, die den Unterricht aufhalten.
Mein Kind kann nichts dafür, dass es sich langweilt. Es ist einfach so. An die, die hier Daumen nach unten drücken: Eine Erläuterung dazu wäre mal interessant!
Wo sind denn die drei Typen mal näher beschrieben, oder haben Sie sich das nur ad hoc ausgedacht?
Ja, das ist in Ordnung!
Ein Kind ist nicht glücklich, wenn es falsch eingestuft ist. Unter- und Überforderung waren noch nie gut.
“Ist es altersgerecht und fair, Zehnjährige nach aktuellen Noten in drei Fächern auf Schulformen zu verteilen?”
Nein, wenn man so tut, als sei es eine “endzeitliche” Vorgabe.
Nein, wenn man sein Ego planlos polieren muss.
Nein, wenn man ein “gewisses Niveau” meiden will … (was das wohl bedeuten könnte)
Ja, wenn man die Durchlässigkeit und Anschlussmöglichkeiten im gesamten Bildungsystem betrachtet.
Ja, wenn man die individuelle Realität von Interesse und Leistungsmöglichkeit vertragen kann und danach handelt.
Ja, wenn man auf die “gesunde” Tauglichkeit des gesamten Bildungssystems* vertraut.
*(nicht die Tauglichkeit der LuL, davon rede ich hier nicht)
Und nun kann man auf die Suche gehen, wo oben die Krux versteckt liegt.
Der Druck, aufs Gymnasium zu müssen, muss übel für alle Beteiligten sein…
Der Gymansiumwahn ist aber auch irgendwo verständlich. Wenn ich ganz ehrlich bin: hätte ich Kinder und diese wären halbwegs begabt und durchschnittlich intelligent, wäre das Gymnasium immer meine erste Wahl. Aus schlichtweg folgenden Gründen: der Lehrermangel an den Gymnasien hält sich aktuell noch in Grenzen (zumindest bei uns in NDS), die Unterrichtsversorgung ist gewährleistet, MINT-Fächer können unterrichtet werden, Leistung und nicht nur Aufbewahrung steht im Vordergrund und das allerwichtigste: wenig Verhaltensauffällige, die systematisch den Unterricht sprengen und eine geringere Wahrscheinlichkeit, dass mein Kind auf dem Schulhof geschlagen, abgestochen oder sonst wie getriezt wird. Das aktuelle heterogene Chaos mit Inklusion, Flüchtlingskindern und Co. kann doch einem keiner als ernsthafte Förderung verkaufen wollen.
Hier hatte das ein Forenmitglied mal vortrefflich beschrieben: wieso sollen ruhige, gut erzogene und lernbereite Kinder immer die Delfintherapie von solchen sein, bei denen das Elternhaus versagt hat? Und das sind mittlerweile nicht wenige. Dann nach der Einheitsbrei-Grundschule lieber auf ein gut bürgerliches Gymnasium, wo die Welt noch halbwegs in Ordnung ist. Als Eltern ist man so egoistisch genug, sich nur das Beste für sein Kind zu wünschen…
Das ist der wahre Grund.
Lustigerweise auch von denen, die von ANDEREN immer Trullala-Luftschlösser verlangen.
Ganz richig, wird ja immer wieder bekannt, dass divers KuMis und sonstige Politiker ihre Kinder gerne auf konservative Gymnasien, Privatschulen und sonst wohin schicken- aber kaum die Schulformen, die sie lauthals immer gerne propagieren. Sollen doch die Kinder vom einfachen Fußvolk blöd bleiben…
S’ist aus’m Sack. Welcher Experte fängt’s nun ein?
Ja, so ist das wohl….ich nehme mich da nicht aus, obwohl ich bei uns aufn Dorf jede Schulform bis auf eine Ausnahme akzeptabel für meine Kinder gefunden hätte. Das liegt aber auch daran, dass ländlich geprägte Schulen meist nicht die geballten Probleme einer größeren Stadt haben….alle Schulen haben den Sozialindex 1 oder 2…..das sagt schon viel aus…..
Hier kann ich Privatschulen empfehlen. Dort sucht man sich die Kinder (mit gutem Sozialverhalten) aus. Lieber auf den Jahresurlaub und ein neues Auto verzichten und Schulgeld zahlen. Dafür bekommen ruhige, soziale Kinder, die vom Lernen her am Gymnasium überfordert wären trotzdem eine schöne Schulzeit, in der sie in Ruhe lernen und gleichgesinnte Freunde finden können.
Ältere KuK werden sich vielleicht noch erinnern:
Leider wurde in Hessen (über andere BL weiß ich nicht Bescheid) vor etwa 30 – 35 Jahren ein, (aus meiner Sicht!) geniales System abgeschafft, ausgeblutet. Nämlich die sog. Förderstufe (= nur Klasse 5 +6)
In den Gymnasien gab es keinen 5. + 6. Jahrgang, Es begann mit dem 7. Schuljahr!
Die Förderstufe besuchten ALLE Kinder nach der 4. Klasse gemeinsam. Dann wurde im Verlauf des 5. Schulj. (2. Hj.) Einstufungen, nur in Englisch, vorgenommen (A- B- C- Kurs)
A= Gym / B = Real / C = Hauptschule)
Für die Englisch – A- Kurse- kamen abgeordnete KuK der örtlichen Gymnasien an unsere Schule, die (auf Wunsch!) auch eine Klassenleitung bei uns übernehmen konnten. Im weiteren Verlauf der 5. +6. Klasse waren Auf- und Abstiege zum nächsten Kurs möglich!
Zeigte sich z. B. ein Kind im B-/ C- Kurs mit sich steigernden Leistungen, dann wurde der Besuch eines sog. “Liftkurses” empfohlen, damit ein Aufstieg in den A- / B- Kurs möglich wurde.
Verschlechterte sich ein Kind im A- /oder B- Kurs, wurde ihm ebenfalls ein Förderkurs angeboten, damit das Niveau gehalten / verbessert werden konnte.
Diese Förderkurse kamen selbstverständlich für die Kinder “on Top” und waren i. d. R. ausgesprochen zielführend.
Am Ende der 6. Klasse wurde von der Schule entschieden:
A- Kurs in Englisch + mind. ein 2-er – Zeugnis in den anderen * Fächern) –> Gym.
B- Kurs in Englisch, mindestens ein 3- Zeugnis * und besser –> Realschule
C- Kurs in Englisch, 4-er/5-erZeugnis * –> Hauptschule
Das Leben, die Bildungsgerechtigkeit konnte so einfach sein.Die Rückläufe vom Gym. zur Realschule beliefen sich auf fast gleich “Null”!
In den 12 Jahren, die ich an dieser Schule unterrichtet habe, sind mir vielleicht insgesamt 10 – 12 Jugendliche, so ab Klasse 9, untergekommen. Darüber wurde auch immer von allen KuK gesprochen und darüber diskutiert, weil es sich bei diesen Rückläufen nicht um ungeeignete Gym – SuS, sondern meist um “Faulpelze” gehandelt hat.
Als dieses System (schleichend, Mitte – Ende der 90-erJahre) abgeschafft wurde, rotierten die Gym – LuL, weil sie seit “gefühlt ewigen Zeiten” keine Fünftklässler mehr “hatten” und es an Ihren Gym. auch keine entsprechenden Lehrpläne gab …außerdem viele von ihnen “auch das kleine Gezäppel” gar nicht (mehr) unterrichten wollten…
Aber natürlich hatte dieses System seinen Preis…
Also Mathematik und Deutsch zählten nicht? Das wurde als Bildungsgerechtigkeit akzeptiert? Und andere Fremdsprachen als Englisch gab es auch nicht, etwa Französisch oder Latein? Heutzutage sind sogar Chinesisch und Japanisch als Fremdsprachen ab Klasse 5 auf dem Vormarsch.
Dazu haben Sie sicherlich eine Quelle? Vielen Dank vorab.
Wofür? Für Chinesisch und Japanisch? Steht auf der Homepage, wo alle Schulen in Berlin aufgelistet sind, “Gymnasien Berlin” googeln. Inzwischen leider hinter Cookies verborgen.
Da gibt es sogar ein Nicht-Gymnasium (Gustav-Heinemann-Oberschule) mit Japanisch ab Klasse 5. Jedenfalls ist eine Fremdsprachen-Vielfalt doch nichts Schlechtes. Bei Mama51 klang das so, als sei Englisch die einige und allein maßgebliche.
DAMALS!!!!! Ist fast 40 Jahre her….
Und heute wären alle froh, wenn die Kinder fehlerfrei Deutsch könnten, in Wort und Schrift.
„Also Mathematik und Deutsch zählten nicht?“ Steht doch da, der Schnitt der anderen Fächer musste auch stimmen bzw. wurde berücksichtigt.
Sehr pauschal: “die anderen Fächer”. Das kann alles und jedes bedeuten.
Ist doch ganz einfach:
ALLE anderen Fächer! Kann doch nicht so schwer sein, diese Aussage -die anderen Fächer – richtig zu interpretieren….menno!!!
Dieses System finde ich auch super. Bei uns (bayerische Stadt) gab es diesbezüglich einen ähnlichen Schulversuch, der wurde aber ebenso abgeschafft. Leider kenne ich diesen nur noch aus dem Hörensagen, da war ich noch nicht an dem Schulort. Deswegen weiß ich nicht, wann getrennt wurde und warum diese Idee wieder aufgegeben wurde. Baulich war das dann so, dass die Gebäude an einem Standort entstanden und miteinander verbunden sind.
Naja, Hessen hatte ca 20 Jahre dran. War super, aber wohl zu teuer…. Wie alles was mit Bildung zu tun hat. Damals wie heute!
In Niedersachsen war das die Orientierungsstufe.
Vorweg:
Aufgrund meiner eigenen (Bildungs-)Biografie
(Heimkind mit Abitur, abgeschlossener Berufsausbildung, abgeschlossenem Studium) sowie meinen beruflichen Erfahrungen in Heimpädagogik, Jugendstrafvollzug, Elementarpädagogik befürwortete ich immer ein längeres gemeinsames Lernen.
Aktuell hege ich allerdings Zweifel wegen zu breiter Binnenstreuung und zu wenig Fachkräften.
Ernstgemeinte Fragen:
Was ist denn eigentlich so schlimm daran, wenn ein z.B. sprachlich “benachteiligtes Kind” mit großer mathematischer Begabung zunächst einen Realschulabschluss macht, um dann auf einem Fachgymnasium das Abitur “nachzuholen”!? Um anschließend z.B. Mathematik zu studieren.
Das geht doch nahtlos ohne auch nur ein Jahr “Lebenszeitverlust”.
Bei dieser Diskussion entsteht der Eindruck, dass alles, was nicht DAS Gymnasium ist, die große Resterampe darstellt für die, die es halt nicht schaffen.
Seit wann ist denn DAS Gymnasium wieder der einzige Weg zum (Mathematik-)Studium?
Und welch ein Druck ist das für die Kinder, deren einziges Handicap der spätere Erwerb der Verkehrssprache ist? Oder gleich ganz ihre Eltern?
Warum findet denn der 2. Bildungsweg in dieser Diskussion nicht statt?
Mein Handicap waren gewalttätige, fette, versoffene, qualmende Eltern ohne jedes Anstrengungsbedürfnis. Meine Rettung waren engagierte LuL. Trotzdem waren die ersten Jahre auf dem Gymnasium eine von Selbstzweifeln geprägte Quälerei. Im Nachhinein betrachtet wäre der 2. Bildungsweg der schonendere gewesen.
Meiner Meinung nach sind duale Ausbildung und 2. Bildungsweg bezogen auf die Förderung “Benachteiligter” von größerem Wert als das kraftmeierische “Hochfördern” halber Jahrgänge auf DAS Gymnasium unter Absenkung des Zugangsniveaus.
Was natürlich nicht heißt, dass ich gegen (Früh-) Förderung bin!
Ich denke nur, dass bei derart knappen Ressourcen wie aktuell, diese besser genutzt sind, wenn man Sorge trägt, dass möglichst ein kompletter Jahrgang schlicht alphabetisiert, unter Beherrschung der Grundrechenarten und einem partizipationsermöglichenden Grundwissen von der Schule abgeht.
Übrigens
(selbstverständlich von rein anekdotischer Evidenz):
In meinem Bekanntenkreis gehören zu den am besten Allgemeingebildeten und ehrenamtlich Engagiertesten die, die auf 2. Bildungsweg Karriere gemacht haben. Darunter auffallend viele Berufsschullehrer und -lehrerinnen.
Leider ist das Notensystem aNtiquiert und muss durch eine individuelle Beratung und ev. Beurteilung ersetzt werden. Wem dient die gegenwärtige Notengebung?