
«Die Eigenverantwortung von Schulen stärken» – unter dieser Überschrift hat das sächsische Kultusministerium unlängst einen Blog-Beitrag veröffentlicht, der sich mit einer Expertenanhörung zum Thema Schule der Zukunft beschäftigt. Das Gendern gehört offenbar nicht dazu.
Denn: Sachsens Kultusministerium weitet seine Vorgaben zu geschlechtergerechter Sprache – dem sogenannten Gendern – auf Kooperationspartner der Schulen aus. Schon länger werden Formen wie Gender-Stern, Unterstrich oder Doppelpunkt für geschlechtersensible Bezeichnungen an Schulen abgelehnt. Dabei beruft sich das Ministerium auf das Regelwerk des Rates der deutschen Rechtschreibung. In einem Schreiben, das aus der vergangenen Woche datiert und der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, wird nun verfügt, dass dies vertraglich auch mit Dritten etwa bei Projekten sichergestellt werden soll.
«Niemandem sollte es vorgeschrieben werden, geschlechtergerechte Sprache zu verwenden oder das zu unterlassen»
Das würde streng genommen bedeuten, dass Schulen zum Beispiel nicht mehr mit der Organisation «Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage» zusammenarbeiten dürften, weil die in ihren Materialien gendert. In Sachsen gehören 121 Schulen dem Netzwerk an.
Hierbei handle es sich um eine Klarstellung, betonte ein Sprecher des CDU-geführten Ministeriums am Dienstag. Die Haltung des Ministeriums zum Gendern ist nicht neu. Schon vor zwei Jahren hatte es in einem Schreiben an die Schulen verfügt, dass für offizielle Schreiben, Briefe an Eltern und Unterrichtsmaterialien das amtliche Regelwerk gelte und Sonderzeichen für eine geschlechtsneutrale Sprache tabu seien. Sie werden den Angaben nach etwa in Aufsätzen auch als Fehler markiert. Empfohlen werden dagegen Paarformen wie Schülerinnen und Schüler und geschlechtsneutrale Formen wie Lehrkräfte oder Jugendliche. Ziel sei eine für alle verständliche Sprache, hieß es.
Über die Ausweitung der Vorgaben per Erlass hatten am Dienstag die «Leipziger Volkszeitung» und die «Dresdner Neuesten Nachrichten» berichtet. Das Vorgehen des Ministeriums stößt in sozialen Netzwerken auf Zustimmung und Kritik.
«Ich weiß gar nicht, was schlimmer ist – übertriebenes Gendern oder der übertriebene Kampf dagegen»
«Niemandem sollte es vorgeschrieben werden, geschlechtergerechte Sprache zu verwenden oder das zu unterlassen», erklärte die Bildungspolitikerin der Linken im Landtag, Luise Neuhaus-Wartenberg, in einer Mitteilung. Das Ministerium sende ein «fatales Signal». Wegen einer Formalie würden wichtige Verbündete ausgeschlossen, die helfen könnten, Werte von Demokratie, Toleranz und Vielfalt zu vermitteln. SPD-Bildungspolitikerin Sabine Friedel konstatierte: «Ich weiß gar nicht, was schlimmer ist – übertriebenes Gendern oder der übertriebene Kampf dagegen.» Was dagegen wirklich dringend sei, sei die Beseitigung des Lehrermangels.
Über das Gendern gibt es regelmäßig hitzige Debatten in Deutschland. Erst jüngst hatte der Zwickauer Stadtrat mehrheitlich beschlossen, dass Stadtverwaltung und Eigenbetriebe in interner und externer Kommunikation keine Sonderzeichen für geschlechtersensible Bezeichnungen verwenden dürfen. Dagegen wehrt sich die Leitung des Theaters Plauen-Zwickau und spricht von einem «Genderverbot». News4teachers / mit Material der dpa
Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert.