Website-Icon News4teachers

Aktionismus – oder Lösung für ein echtes Problem? Bildungsministerin will Kindern private Handynutzung in der Grundschule verbieten

Anzeige

KIEL. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) will die Nutzung von Handys in den Grundschulen des Landes reglementieren. Es gehe nicht darum, dass es keine Handys mehr in den Schulen geben solle, sondern darum, die private Nutzung während der Unterrichtszeiten zu unterbinden, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Mit ihrer Idee stößt Prien allerdings auf wenig Begeisterung.

Ist die private Handy-Nutzung an Grundschulen ein Problem? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

«Man darf Bildschirmzeit am Handy nicht mit einem gelingenden Zugang zu Digitalisierung verwechseln», sagte Prien – die auch Vize-Vorsitzende der Bundes-CDU ist – den «Lübecker Nachrichten». Es mehrten sich wissenschaftliche Untersuchungen, dass übermäßige Handynutzung schädlich sei. Das Ministerium prüfe jetzt, in welchem rechtlichen Rahmen ein Handyverbot während der Unterrichtszeit umgesetzt werden könne. Bereits am Wochenende hatte Prien in der «Bild»-Zeitung dafür plädiert, die Handy-Nutzung an Grundschulen zu begrenzen.

Dem Bericht zufolge unterstützt der Philologenverband Priens Plan. Kritik kam aus der Opposition. Die Gewerkschaft GEW äußerte Zweifel an der Umsetzbarkeit und verwies darauf, dass viele Schulen in ihren Schulkonferenzen bereits Regelungen getroffen hätten. Der Fraktionschef des Koalitionspartners Grüne, Lasse Petersdotter, sagte den «Lübecker Nachrichten», er sehe das skeptisch. Eltern überlegten sehr genau, wann ihre Kinder ein Handy benutzen dürfen.

Anzeige

«Es sind uns aktuell und in den letzten Jahren diesbezüglich keine Beschwerden bekannt»

Widerspruch kam auch aus anderen Bundesländern. «Wir sehen aktuell keinen Anlass, die seit vielen Jahren etablierten und gut funktionierenden Regelungen zu ändern», sagte ein Sprecher von Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD). Wenn Eltern oder Lehrkräfte Änderungsbedarf sähen, könnten sie das bei ihrer Schulkonferenz beantragen und dann werde demokratisch darüber entschieden. «Es sind uns allerdings aktuell und in den letzten Jahren diesbezüglich auch keine Beschwerden bekannt.»

Wie viele Grundschülerinnen und -schüler in Hamburg bereits über ein Handy verfügen, sei nicht bekannt. Erfahrungswerte zeigten, dass ab Klasse 3 viele Kinder Handys oder sogar Smartphones haben, insbesondere dann, wenn sie selbstständig den Schulweg gehen, weitere Wege zurücklegen oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen.

«Unserer Erfahrung nach treffen die Schulkonferenzen vernünftige Entscheidungen, die dann auch von der Schulgemeinschaft mitgetragen werden»

Grundsätzlich entscheiden nach Angaben des Sprechers die Schulen in Hamburg selbst, wie sie mit dem Thema umgehen. Geregelt werde dies über die Hausordnung, die die Schulkonferenz bestimme. Sie wiederum ist besetzt mit der Schulleitung sowie Vertretern der Lehrerschaft, der Elternschaft und bei weiterführenden Schulen auch der Schülerschaft sowie mit Vertretern der Verwaltung und der Hausmeister.

«Unserer Erfahrung nach treffen die Schulkonferenzen vernünftige Entscheidungen, die dann auch von der Schulgemeinschaft mitgetragen werden», sagte der Sprecher. Auch könne eine Schulkonferenz die Hausordnung unbürokratisch anpassen, etwa wenn sich das Nutzungsverhalten ändert.

Der Sprecher wies auch darauf hin, dass mobile Endgeräte auch an Grundschulen im Unterricht zum Einsatz kommen, wenn sich dies als pädagogisch zweckmäßig erweist. «Ein generelles Verbot wäre da sicher hinderlich.» An den meisten Schulen ist nach Kenntnis der Behörde eine Handy- oder Smartphone-Nutzung aber sowieso nur in den großen Pausen sowie vor und nach dem Unterricht gestattet.

Zuvor hatte schon Berlins Bildungssenatorin und KMK-Präsidentin Katharina Günther-Wünsch – eine Parteifreundin Priens – abgewunken. «Wir haben derzeit noch dringlichere Themen zu bearbeiten», sagte sie. News4teachers / mit Material der dpa

Schlechtere Leistungen! Unesco empfiehlt, Handys an Schulen zu verbieten – Bildungsministerin denkt laut darüber nach

Anzeige
Die mobile Version verlassen