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Studie: Knapp die Hälfte aller Abiturienten will “Influencer” oder “Creator” werden

GÖTTINGEN. „Influencer“ steht bei Jugendlichen als Berufswunsch hoch im Kurs. Wissenschaftler der Privaten Hochschule Göttingen haben nachgefragt.

Sich im Internet darstellen – und Geld dafür bekommen: So stellen sich Jugendliche “Influencer” vor (Symbolbild). Foto: Shutterstock

„Fußballprofi“ oder „Popstar“ werden – utopische Karrierevorstellungen von Jugendlichen sind beileibe kein neues Phänomen. Doch offenbar haben sich auch in diesem Bereich die Wünsche der Jugendlichen digitalisiert. Fast die Hälfte aller Abiturienten will Influencer oder Creator werden, stellt eine aktuelle Umfrage der PFH Private Hochschule Göttingen fest. Befragt wurden im Mai 2023 insgesamt 640 Abiturientinnen und Abiturienten in Deutschland im Alter zwischen 17 und 24 Jahren. Eltern stellen die neuen Traumberufe dabei vor bislang noch nicht gekannte Probleme.

Die Creator Economy boomt und stellt die Berufswünsche junger Menschen auf den Kopf, stellen die Autorinnen um BWL-Professor Julian Voss fest. Über 40 Prozent der Abiturientinnen und Abiturienten in Deutschland können sich eine Karriere als Creator vorstellen. Doch die Eltern zeigen sich zurückhaltend: 60 Prozent der Eltern haben Bedenken und kaum Kenntnis darüber, was ein Creator ist und wie man seinen Lebensunterhalt als Creator verdient.

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„Hilfe, mein Kind will als Influencer auf Instagram, TikTok oder Youtube Karriere machen? Dieser Berufswunsch ist laut unserer Umfrage inzwischen kein Exot mehr, knapp 43 Prozent der von uns befragten Abiturientinnen und Abiturienten können sich vorstellen, selbst als Creator tätig zu werden“, formuliert Voss. Laut Angaben der befragten Abiturientinnen und Abiturienten wissen 70 Prozent der Eltern nichts von den Berufsplänen ihrer Kinder im Bereich der Creator Economy. Die Umfrage habe allerdings auch gezeigt, welche Vorbehalte Eltern immer noch hätten. Von denjenigen, die die Wünsche ihrer Kinder kennen, waren über 60 Prozent skeptisch: Knapp ein Drittel der Eltern äußerten gegenüber ihren Kindern Bedenken hinsichtlich dieses Berufswunsches. Ein Viertel gaben an, nicht genau zu verstehen, was ein Creator ist und wie eine erfolgreiche Karriere in diesem Bereich aussieht.

Hohe Bedeutung im Alltag: Abiturientinnen und Abiturienten „influenced“

Die Bedenken der Eltern gegenüber den Berufswünschen ihrer Kinder stünden Julian Voss zufolge in einem starken Gegensatz zu der Bedeutung, die die Creator Economy inzwischen wirtschaftlich habe. „Der geschätzte Umsatz der Branche beträgt weltweit rund 90 Milliarden Dollar und ist weiter auf dem Vormarsch. Einige der führenden Content Creator im Netz sind heute weit mehr als nur Influencer, die im Rahmen einer Kooperation Produkte Dritter in die Kamera halten, sondern sind selbst zu Gründern, Unternehmerinnen und Markeninhabern mit eigenen Produktkonzepten avanciert“, so Voss.

Die Bedeutung der Creator Economy für den Alltag junger Menschen spiegele sich auch in den Umfrageergebnissen wider. „Fast 90 Prozent der von uns befragten Abiturientinnen und Abiturienten sind mit dem Begriff „Creator“ vertraut, 40 Prozent haben bereits selbst Produkte von Creatoren über Social Media Plattformen erworben“, erläutert Vanessa Rockendorf, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der PFH, die gemeinsam mit Julian Voss die Studie durchgeführt hat. „70 Prozent der befragten 17 bis 24-jährigen gaben an, dass sie sich von Influencerinnen und Influencern schon zu einem Kauf haben verleiten lassen, wobei die Bereiche Beauty, Fashion, Fitness und Food die beliebtesten Kategorien sind“, sagt Rockendorf.

Formale Ausbildung hat nach wie vor hohen Stellenwert

Die Befragung ergab auch, dass eine formale Ausbildung immer noch einen hohen Stellenwert hat. „Über 40 Prozent der befragten Abiturientinnen und Abiturienten wollen nach Beendigung der Schule ein Studium aufnehmen. Lediglich drei Prozent der Befragten gaben an, direkt nach dem Abitur eine Karriere als Influencer oder Creator anzustreben“, sagt Rockendorf. Von den Eltern der Befragten, die sich eine Karriere in der Creator Economy vorstellen können, sehen 20 Prozent als Voraussetzung für die Verwirklichung des Berufswunsches ihres Kindes ein Studium oder eine Ausbildung in diesem Bereich.

Universitäten reagieren seit einiger Zeit auf den Influencer-Marketing-Trend, so startet etwa an der PFH mit dem kommenden Wintersemester der Bachelor-Studiengang „Digital Marketing & Sales for Creator Economy“. Viele weitere, insbesondere private Hochschulen bieten Studiengänge im Bereich Social Media an. Doch auch in anderen Fächern spielen soziale Medien eine Rolle, etwa im Master Politikwissenschaften an der Uni Köln oder dem berufsbegleitenden Masterstudiengang Eventmarketing der TU Chemnitz.

Wie sich der Arbeitsmarkt für Influencer langfristig entwickelt, ist allerdings schwer vorauszusagen. Für die meisten Jugendlichen wird es wohl ähnlich utopisch bleiben, ihren Lebensunterhalt als „Influencer“ zu verdienen, wie als Fußballprofi oder Popstar. Nicht zuletzt zeigte eine Umfrage der Influencer-Marketing-Plattform Mavrck, dass etwa die Hälfte der Influencer weniger als 460 Euro im Monat erwirtschaften. Nur vier Prozent gaben an, mehr als 9.200 Euro monatlich zu verdienen. (zab, pm)

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert.

Gespanntes Verhältnis zum eigenen Körper – Wie Influencer den Perfektionierungsdruck auf Jugendliche erhöhen

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