HANNOVER. Niedersachsens Schülerinnen und Schüler sollen sich nach Vorstellung der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen bald in demokratischen Klassenräten organisieren können – auch in Grund- und Förderschulen. Das soll die Demokratiebildung voranbringen.

«Zu unserer Demokratie gehört auch, dass junge Menschen ihre Ideen, Wünsche und Forderungen ausdrücken dürfen. Sie sollen lernen, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die nach demokratischen Regeln funktioniert», so heißt es in dem Antrag. Dies könne ein Klassenrat bewerkstelligen.
Alle Mitglieder einer Klasse könnten daran gleichberechtigt teilnehmen, ungeachtet ihrer Herkunft, sagte der SPD-Abgeordnete Philipp Meyn bei der Vorstellung eines entsprechenden Antrags im Landtag. Themen eines Klassenrats, wie es ihn bereits in einigen Bundesländern wie Hessen und Nordrhein-Westfalen gebe, könnten Gesprächsregeln, Feste, Exkursionen, Projekte oder die Raumgestaltung sein. «Aber auch über das Hausaufgabenpensum sollte dort gesprochen werden», sagte Meyn.
Der SPD-Politiker argumentierte, Klassenräte förderten die gegenseitige Achtung und einen fairen Umgang der Schülerinnen und Schüler miteinander. Gleichzeitig könnten sie dadurch demokratische Grundprinzipien früh lernen und üben. Denkbar sei ein solches Gremium mit Steuerung der Lehrkraft bereits ab der ersten Klasse, mit mehr Selbstverantwortung der Schülerschaft ab Klasse drei bis vier.
«Ohne genügend Lehrkräfte können wir leider auch so sinnvolle Projekte wie die Begleitung eines Klassenrates nicht auf den Weg bringen»
«In einer Demokratie müssen in allen Bereichen des Zusammenlebens demokratische Grundsätze und Regeln gelten. Auch die Schule ist ein Ort, an dem junge Menschen sich mit diesen Grundprinzipien vertraut machen und Möglichkeiten der politischen oder gesellschaftlichen Teilhabe kennenlernen. Dies gilt insbesondere dann, wenn es um Themen geht, die den direkten Schulalltag betreffen», so heißt es in dem Antrag.
Und weiter: Das Schulleben ist dabei so zu gestalten, dass Kinder und Jugendliche Demokratie direkt erfahren können. Sie ist ein demokratischer Lern- und Lebensraum, der eine Fülle von Gelegenheiten zum demokratischen Handeln und zur Partizipation bietet. Im Klassenrat können Schülerinnen und Schüler lernen, sich an Planungs- und Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Hier erlernen sie, das Geschehen im Unterricht und im Schulleben einzuordnen, im Rahmen eines respektvollen Umganges aufeinander zu achten und Problemlösungen zu finden. Zudem können thematisch verschiedene
Sichtweisen erörtert und Entscheidungen unter Berücksichtigung demokratischer Regeln getroffen werden.»
Die Vertreterinnen und Vertreter der Schülerschaft – z. B. Klassensprecherinnen und Klas-
sensprecher – könnten im Klassenrat aus den Sitzungen der Schülervertretung berichten und so auch die anderen Schülerinnen und Schüler in Entscheidungen und Beschlüsse einbeziehen. «Die Beteiligung von Schülerinnen und Schülern an schulischen Gremien ist wesentlicher Bestandteil einer demokratischen Schulkultur. Gerade auch Kinder und Jugendliche sollten in Entscheidungen eingebunden und systematisch über ihre Rechte sowie Partizipationsmöglichkeiten informiert werden. Mitbestimmungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten zeichnen die Lernkultur von Schulen aus. Die Übernahme von Verantwortung und der direkte Bezug auf den eigenen Schulalltag fördern und motivieren ein gesellschaftliches und politisches Engagement.» Darüber hinaus würden die Kommunikationsfähigkeiten geschult.
Der CDU-Abgeordnete Karl-Ludwig von Danwitz kritisierte, der Antrag gehe «an den wichtigen Problemfeldern der Bildungspolitik vorbei». Rot-Grün setze falsche Prioritäten. «Ohne genügend Lehrkräfte können wir leider auch so sinnvolle Projekte wie die Begleitung eines Klassenrates nicht auf den Weg bringen», sagte von Danwitz. News4teachers / mit Material der dpa