
Angesichts der anhaltend hohen Fallzahlen von Gewaltkriminalität gegen Kinder fordert der niedersächsische Kinderschutzbund Änderungen bei der Ausbildung von Fachkräften für Schulen, Kitas und Jugendtreffs. Kinderschutz und Kinderrechte würden bisher nicht an allen Universitäten und Hochschulen im Land umfassend thematisiert, kritisierte die Landesvorsitzende Daniela Rump im Gespräch.
«Kinder sind darauf angewiesen, dass Fachkräfte erkennen, wenn sie in Not sind und wissen, wie sie handeln können», betonte Rump. Aus diesem Grund sollten unter anderem Lehramt-Studierende, Studierende der Sozial- und Sonderpädagogik sowie der Sozialen Arbeit den aktuellen Forschungsstand beispielsweise zu Risikofaktoren für das Kindeswohl vollumfänglich im Studium kennenlernen.
Als positives Beispiel nennt der Verband das Curriculum Kinderschutz des Instituts für Sonderpädagogik an der Universität Hannover. Andere Hochschulen im Land hätten aber noch nicht derartige Angebote in ihren Lehrplänen. Zum Thema «Kinderschutz in die Lehre – stark für das Wohl aller Kinder» hat der niedersächsische Kinderschutzbund auch eine Online-Petition gestartet (hier geht es hin).
Nach Daten des Statistischen Bundesamtes registrierten die Jugendämter 2022 deutschlandweit bei fast 62.300 Kindern oder Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung durch Vernachlässigung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt. In Niedersachsen wurden im vergangenen Jahr 17.448 Verfahren zur Einschätzung einer Kindeswohlgefährdung gezählt. Tatsächlich eine Gefährdung festgestellt wurde in 3989 Fällen, wie das Statistische Landesamt vor kurzem mitteilte.
«Wir gehen von einem großen Dunkelfeld aus», sagte Rump. Studien zufolge sei jedes dritte Kind von elterlicher Gewalt betroffen. Bei 1,73 Millionen Kindern in Niedersachsen wären dies fast 600 000 Betroffene.
Der Kinderschutzbund und die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege haben im Juli Vorschläge für eine neue Kinderschutzstrategie des Landes Niedersachsen gemacht. In dem Papier wird unter anderem die Stelle eines Landesbeauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs angeregt. SPD und Grüne hatten 2022 in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, eine Kinderschutzstrategie zu entwickeln und landesrechtliche Vorschriften in einem neuen Kinderschutzgesetz zu bündeln. News4teachers / mit Material der dpa
Kinder in Not: Höchststand bei Vernachlässigung und Gewalt – Kinderschutzhäuser maximal ausgelastet