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Mobbinggefahr im Klassenchat: Wann Lehrkräfte gefordert sind, einzugreifen

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BERLIN. Um auch nach der Schule in Kontakt zu bleiben, Hausaufgaben zu besprechen oder sich über Freistunden auszutauschen, wird in Klassen oft eine Chatgruppe bei Whatsapp oder einem anderen Messenger gegründet – auch ohne Zutun einer Lehrkraft. Gleichwohl betrifft es häufig auch das Klassenklima und damit den Unterricht, wenn dort Probleme wie Mobbing auftreten.

Es ist nicht immer harmlos, was über Schülerhandys verbreitet wird – auch in Klassenchats nicht (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Die Nutzung solcher Dienste ist für junge Menschen meist selbstverständlich, dennoch sollten Kinder auch wissen, wie sie sich in einem Klassenchat verhalten, sagt Iren Schulz von der Initiative «Schau hin! Was Dein Kind mit Medien macht». Wissen das nicht alle Kinder, könne es in Klassengruppen zu ausgrenzendem und unangemessenem Verhalten kommen – was sich dann womöglich auch im Unterricht bemerkbar macht. Die Rede ist von verbalen Attacken und Beleidigungen, aber auch vom Versenden von peinlichen oder ungeeigneten Fotos oder Videos.

Mediencoachin Schulz empfiehlt, von Anfang an gute Regeln für den Chat aufzustellen. Sie nennt vier Beispiele:

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  • Meinungsverschiedenheiten im direkten Gespräch miteinander klären, nicht im Klassenchat
  • Fairen Umgang pflegen, keine Beleidigungen oder Schimpfwörter
  • Vereinbarungen zu Fotos und Videos treffen, etwa keine Aufnahmen ohne Einverständnis teilen, auch keine peinlichen Aufnahmen verbreiten.
  • Keine Schülerinnen und Schüler absichtlich aus dem Chat ausschließen.

Bewährt hätte sich, Chatmoderatoren aus der Klasse zu benennen, an die sich alle bei Problemen wenden können. Das Gründen von Chatgruppen könnte auf einem Elternabend besprochen werden, wobei auch die Vorschläge der Kinder berücksichtigt werden.

Die «Schau hin!»-Fachleute haben festgestellt, dass es jungen Usern manchmal noch schwer falle zu unterschieden, welche Nachrichten in eine Chatgruppe gehören – und welche nicht. So könne sich im Chat eine Situation schneller zuspitzen, aus dem Ruder geraten und in Mobbingattacken münden. Betroffenen falle es dann schwer, Auseinandersetzungen und Drohungen zu entfliehen.

„Viele Lehrer*innen denken, Klassenchats seien Privatsache der Schüler*innen”

Betroffene geraten in eine Zwickmühle: Verlassen sie den Chat, verpassen sie Infos und werden ausgeschlossen. Andererseits landen Mobbingnachrichten weiter auf dem Smartphone, wenn sie drin bleiben. Schulz rät Eltern, dass sie ihre Kinder als Ansprechpartner unterstützen und als Vorbild selbst einen fairen Umgang pflegen – auch online.

Wenn Lehrkräfte von problematischen Inhalten in Klassenchats erfahren, sollten sie frühzeitig eingreifen, so heißt es beim Bundesverband Mobile Beratung: „Viele Lehrer*innen denken, Klassenchats seien Privatsache der Schüler*innen. Wenn dort aber menschenverachtende Äußerungen geteilt oder Einzelne ausgegrenzt werden, beeinflusst es das Klassenklima und liegt damit auch im Verantwortungsbereich der Schule.“

Eingreifen heiße, mit allen Beteiligten über den Vorfall zu sprechen: den Eltern, den Schülerinnen und Schülern sowie anderen Lehrkräften der Klasse. Ziel des Gesprächs sollte sein, Grenzen aufzuzeigen, Solidarität und Zivilcourage zu stärken sowie gemeinsam Absprachen für den zukünftigen Umgang miteinander zu erarbeiten. Dabei sollten alle Schülerinnen und Schüler einbezogen werden, allen voran die (potenziell) Betroffenen. News4teachers / mit Material der dpa

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