HANNOVER. Rund 200 Menschen in Deutschland erleiden jeden Tag einen Herz-Kreislauf-Stillstand, so die Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Durch Wiederbelebungsunterricht an Schulen könnten viele Leben gerettet werden. Zustimmung kommt von der nordrhein-westfälischen Schulministerin. Sie nimmt die Lehrkräfte in die Pflicht.

Die Ärztevereinigung Marburger Bund fordert einen Wiederbelebungsunterricht an Schulen. «Je früher das Thema Wiederbelebung vermittelt wird, desto mehr sensibilisieren wir auch bereits junge Menschen dafür – und retten damit Menschenleben», sagte der Vize-Landesvorsitzende der Gewerkschaft in Niedersachsen, Andreas Hammerschmidt. Pro Tag erlitten in Deutschland etwa 200 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Durch falsche oder erfolglose Reanimation sterben demnach jährlich rund 70.000 Menschen.
Der Bund fordert mit Blick auf den Weltreanimationstag am Montag pro Jahr zwei Stunden speziellen Unterricht für Schüler und Schülerinnen ab der siebten Klasse. «Schätzungsweise 10.000 Menschen mehr könnten gerettet werden, wenn die Laienreanimationsrate auf das Niveau anderer Länder stiege, denn die Überlebenswahrscheinlichkeit sinkt mit jeder Minute», sagte der niedersächsische Erste Vorsitzende Hans Martin Wollenberg. Am Beispiel Dänemark zeige sich, dass so ein Modell Erfolg haben könne: Dort ist der Wiederbelebungsunterricht seit 2005 gesetzlich festgeschrieben. Die Überlebensrate bei einem Herzstillstand habe sich dort seitdem merkbar erhöht.
«Künftig sollen alle unsere Schülerinnen und Schüler zu Lebensretterinnen und Lebensrettern ausgebildet werden können»
Zustimmung kam von NRW-Schulministerin Dorothee Feller. Ziel sei, dass alle weiterführenden Schulen mit ihren Schülern eine Laien-Reanimation einüben könnten. Dazu sollten in Nordrhein-Westfalen perspektivisch Lehrkräfte an allen Schulen der Sekundarstufe I geschult werden, sagte ein Ministeriums-Sprecher. Es sei beabsichtigt, ausreichend viele Übungspuppen bereitzustellen, an denen die Herzdruckmassage geübt werden könne.
«Wir wollen in dieser Legislaturperiode die Voraussetzungen dafür schaffen, dass künftig alle unsere Schülerinnen und Schüler zu Lebensretterinnen und Lebensrettern ausgebildet werden können», sagte die CDU-Ministerin laut Mitteilung vom Sonntag. In einem seit 2017/18 laufenden Modell werden Lehrkräfte bereits geschult, mehrere Krankenhäuser wie die Unikliniken Aachen, Köln und Münster sind Partner. Das Ministerium arbeitet zudem mit mehreren medizinischen Fachgesellschaften zusammen.
Aus Landesmitteln wurden seit 2017/18 rund 10.000 Übungspuppen für die Schulen angeschafft. Dazu kommen laut dem Sprecher seit 2020 bis zu 300.000 Euro pro Jahr für den Kauf weiterer Puppen. Die Pandemie mit Schulschließungen und teilweise längerem Fernunterricht hatte das Projekt Laien-Reanimation ausgebremst. Umso wichtiger ist Feller zufolge ein neuer Schub. Wer richtig angeleitet wird, kann Experten zufolge Sofortmaßnahmen zur Wiederbelebung schnell erlernen. News4teachers / mit Material der dpa
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