BAD STAFFELSTEIN. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat auf der Winterklausur der CSU-Landtagsfraktion im oberfränkischen Kloster Banz Konsequenzen aus der Pisa-Studie angekündigt. So soll an Bayerns Grundschulen künftig mehr Deutsch unterrichtet werden: eine Stunde zusätzlich pro Woche in jeder Klassenstufe. Zudem bekräftigte Söder, dass die verpflichtenden Sprachtests vor der Einschulung wie geplant zum Beginn des nächsten Schuljahres 2024/25 eingeführt werden sollen. Lehrerverbände begrüßten die Ankündigungen.
Für die zusätzliche Deutschstunde soll anderes wegfallen – was, das ließ Söder offen. Er schlug aber vor, man müsse überlegen, ob es wirklich Englisch-Stunden in der dritten und vierten Klasse brauche – und wie viel Digitalisierung in den ersten Schuljahren wirklich nötig sei. «Das soll keine Stunde mehr sein, sondern dafür muss eben was anderes weniger werden», sagte Söder.
Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) begrüßte die Ankündigung grundsätzlich. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann mahnte aber klare Leitlinien zur Umsetzung an. «Wie so oft erzeugen solche stichpunktartigen Ankündigungen meist nur Fragezeichen und Unsicherheit», sagte sie. «Jetzt ist eine professionelle, wissenschaftlich fundierte und nachhaltige Umsetzung gefragt.»
«Ja, Deutsch sprechen zu können ist eine Kernkompetenz. Und prima, wenn nun auf diese Kernkompetenz fokussiert wird», sagte Fleischmann. «Aber wie genau eigentlich soll dies nun geschehen? Was genau soll denn dann wegfallen zugunsten des Deutsch-Unterrichts? Auf was können wir keinesfalls verzichten? Und wer entscheidet denn darüber?» Die Feststellung, dass Deutsch sprechen zu können das Allerwichtigste sei, sei «selbstverständlich wunderbar». Die genaue Umsetzung aber sei eben nicht mehr ganz so leicht. «Der BLLV ist dafür, eine profunde Diskussion zu führen, wie dieses gut gemeinte Ziel konkret an den Schulen vor Ort umgesetzt werden kann. Es braucht einen verlässlichen rechtlichen Rahmen. Es braucht klare Vorgaben.»
Zudem müssten Lehrerinnen und Lehrer vor Ort flexibel agieren können. «Diese müssen dann in diesem festgelegten Rahmen flexibel, je nach vorhandenen Gegebenheiten vor Ort, entscheiden können, wie der Fokus auf diese Deutsch-Kompetenzen gesetzt werden kann», forderte sie. Der BLLV sei gespannt, wie das Kultusministerium nun reagieren werde und welche Flexibilität die Lehrkräfte jetzt bekämen. «Oder entscheidet der Ministerpräsident nun auch noch persönlich, was an den Schulen gestrichen werden muss?», fragte Fleischmann.
Michael Schwägerl, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbands, sieht die Staatsregierung mit mehr Deutschunterricht in den Grundschulen und einer besseren Sprachförderung in den Kitas auf dem richtigen Weg: «Die Stärkung der Sprachkompetenz ist ohne Zweifel der richtige Weg. Die Beherrschung der deutschen Sprache ist schließlich die Grundlage für eine erfolgreiche Schullaufbahn, für das spätere Berufsleben und insbesondere für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in einer Demokratie. Die zunehmende Zahl von Kindern und Jugendlichen mit nicht-deutschem familiären Sprachhintergrund bedarf eines konzertierten Konzeptes. Massive Sprachförderung in den Kitas muss mit einem auf Basiskompetenzen fokussierten Grundschulunterricht Hand in Hand gehen.»
Offen bleibe allerdings, welche qualifizierten Personen in Zeiten von Lehrermangel das Mehr an Unterricht übernehmen sollen. «Wir erinnern deshalb an den kosten- und personalneutralen Vorschlag des Bayerischen Philologenverbandes, die zwei Englischstunden in der dritten und vierten Klasse für zusätzlichen Deutschunterricht einzusetzen.» News4teachers / mit Material der dpa
