HANNOVER. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) sagt voraus, dass der eklatante Lehrkräftemangel auch 2024 die Schulen im Land in ihrer pädagogischen Arbeit ausbremsen und sie sogar noch mehr belasten werde. Bis jetzt hätten von den in Niedersachsen zum zweiten Halbjahr ausgeschriebenen Stellen lediglich rund 64 Prozent, also weniger als zwei Drittel, besetzt werden können. Erfahrungsgemäß würden nicht mehr allzu viele Besetzungen bis zum 1. Februar 2024 erfolgen.
„Damit wird die mit dem Lehrkräftemangel einhergehende unzureichende Unterrichtsversorgung weiterhin bestehen bleiben und die jetzt schon viel zu hohe Belastung aller an Schule Tätigen weiter wachsen, was zu weiteren Ausfällen führen wird. Hier zeigen sich wieder einmal die Versäumnisse früherer Landesregierungen“, so VNL-Vorsitzender Torsten Neumann.
Es werde auch 2024 schwierig bleiben, die schlechten Ergebnisse der verschiedenen Bildungsstudien, wie zuletzt der PISA-2022-Studie, aber auch der IGLU-Studie, der IQB-Studie oder des Bildungsmonitors aufzuarbeiten. Die beabsichtigte Erhöhung der Stundenzahl der Fächer Mathematik und Deutsch in der Grundschule sei zwar ein richtiger und notwendiger Schritt, jedoch drohe der Lehrkräftemangel den Erfolg dieser Maßnahme wieder auszubremsen.
Die geplante Einführung eines Sozialindex sieht der VNL als sinnvoll an. Diese Maßnahme könnte Brennpunktschulen helfen, denn gerade dort mache sich der Lehrkräftemangel besonders negativ bemerkbar. Lehrkräfte und Unterstützungspersonal arbeiteten dort unter erschwerten Voraussetzungen und benötigten mehr Unterstützung, nicht nur verbal – „es müssen endlich Taten folgen“, fordert Neumann.
Mehr Freiräume für Niedersachsens Schulen – diese Ankündigung des Kultusministeriums sei zwar prinzipiell gut, die Gewährung von Freiräumen dürfe aber nicht dazu benutzt werden, den Lehrkräftemangel zu kaschieren „oder den Weg für ideologische Ideen zu ebnen“. Die Zusammenlegung von Physik, Chemie und Biologie zu einem Fach sieht der VNL als problematisch an. Fachlichkeit bleibe ein wichtiges Kriterium, die auch gerade für die Schülerinnen und Schüler notwendig sei, die nach Abschluss der 10. Klasse in die Oberstufe der Sekundarstufe II wechseln wollten, um das Abitur zu erreichen.
Dass die Lehrkräfteausbildung reformiert werden müsse, sei unstrittig. „Der Sinn der Stufenlehrerausbildung erschließt sich uns jedoch nicht. Soll damit der eklatante Lehrkräftemangel kaschiert werden oder einseitig die Einheitsschule auf den Weg gebracht werden?“, fragt der VNL-Chef. Neumann abschließend: „2024 wird wiederum ein herausforderndes Jahr für uns alle werden, die an Schule tätig sind. Wir erwarten von der Politik tatkräftige, konkrete Unterstützung. Die Schülerinnen und Schüler sind unser Kapital für die Zukunft, sie müssen optimal gefördert werden.“ News4teachers
Angeblich nicht wegen Lehrermangel: Erste Schulen legen Fächer zusammen
