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Wie können Lehrkräfte Schülerinnen und Schülern Mathematik vermitteln, denen alle Grundlagen fehlen? Programm soll helfen

HAMBURG. Wie vermittelt eine Lehrkraft Mathematik an Kinder, denen die Grundlagen fehlen? Tatsächlich ein zunehmendes Problem: Schon jeder fünfte Grundschüler erfüllt die Mindeststandards nicht – ohne die ein Scheitern am Stoff der Sekundarstufe bereits absehbar ist. Das Programm „Mathe sicher können“ will hier gegensteuern. In Hamburg wird der Einsatz nun forciert.

Der herkömmliche Mathematikunterricht erreicht (zu) viele Schülerinnen und Schüler nicht (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Der IQB-Bildungstrend hat für Schülerinnen und Schüler in Klasse 4 bedenkliche mathematischen Leistungen aufgedeckt. Die Zahl der Kinder, die die Mindeststandards nicht erreichen, ist bundesweit von 15,4 Prozent in 2016 auf zuletzt 21,8 Prozent gestiegen. „In verschiedenen Hamburger KERMIT-Untersuchungen zu mathematischen Leistungsverläufen hat sich gezeigt, dass diese Gruppe über den Verlauf der Sekundarstufe I konstant im unteren Leistungsbereich verbleibt und nur wenig dazulernt“, so meldet dazu aktuell die Hamburger Bildungsbehörde. „Es besteht also deutlicher Handlungsbedarf.“ Das Programm „Mathe sicher können“ sei ein wichtiges Werkzeug, um hier nachhaltig gegenzusteuern.

„Basale mathematische Kompetenzen sind inzwischen in nahezu allen Belangen des Lebens eine unabdingbare Voraussetzung. Wer nicht gut rechnen kann, wird schwieriger in verschiedene Ausbildungs-, Studien- und Berufszweige finden“, meint Hamburgs Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD). Das Programm „Mathe sicher können“ unterstütze die Lehrkräfte der Hansestadt nun zunehmend darin, denjenigen Schülerinnen und Schülern grundlegende Mathematikkompetenzen zu vermitteln, „bei denen sonst ein erfolgreiches Weiterlernen in Mathematik nicht möglich ist“, so Bekeris.

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Hintergrund: „Mathe sicher können“ sieht vor, den betroffenen Kindern mit spezieller Förderung in Kleingruppen der Anschluss an den Regelunterricht ermöglicht werden. Dazu wurden spezielle Unterrichtsmaterialien zunächst für die Stufen sechs und sieben, dann auch für die Stufen drei und vier wissenschaftlich entwickelt.

Um diese laut Bildungsverwaltung „didaktisch anspruchsvolle Aufgabe“ durchzuführen, werden Mathematiklehrkräfte zwei Jahre zu „Mathe sicher können“-Trainerinnen und -Trainern weitergebildet. Die Erkenntnisse sollen den Angaben zufolge genutzt werden, um ein nachhaltiges Entwicklungskonzept im Mathematikunterricht zu verankern. Lehrkräfte erproben dabei, wie die Förderung der grundlegenden Mathematikkompetenzen in der Hamburger Schullandschaft auch systemisch sinnvoll umzusetzen ist.

Das Konzept verfolgt laut Projekthomepage drei didaktische Prinzipien:

Von den Erfahrungen und Reflektionen profitierten in Hamburg heute schon insgesamt die Hälfte aller staatlichen Stadtteilschulen und auch neun Gymnasien, so teilt die Bildungsbehörde mit. Insgesamt 54 weiterführende Hamburger Schulen haben demnach die Zertifizierung „Mathe sicher können“ bereits abgeschlossen, 31 sind jetzt zertifiziert worden und weitere sieben noch im Zertifizierungsprozess.

„Wer nicht die Grundlagen beherrscht, wird weniger gern in den Mathematikunterricht kommen“

Ursprünglich hatte die Deutsche Telekom-Stiftung das Projekt initiiert. Mittlerweile fördern die Bildungsministerien verschiedener Länder das Programm (Nordrhein-Westfalen, Bremen, Hamburg, Berlin, Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Hessen) mit unterschiedlichen Anteilen (Abordnungsstellen, Zuwendungen, Auftragsforschung).

Bekeris unterstreicht die Bedeutung: „Wer von Anfang an nicht gut rechnen kann, wird später weiter Schwierigkeiten haben, mathematische Zusammenhänge zu erkennen. Wer nicht die Grundlagen beherrscht, wird weniger gern in den Mathematikunterricht kommen. Manche Schülerinnen und Schüler entwickeln sogar ein negatives Verhältnis zur Mathematik und tragen das im weiteren Bildungs- aber auch Lebensverlauf weiter.“ News4teachers

Hier geht es zur Projektseite “Mathe sicher können”.

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