CÓRDOBA. Sozio-emotionale Kompetenzen fördern den schulischen Erfolg und schützen vor Mobbing. Inklusiv eingestellte Lehrerinnen und Lehrer stärken diese Fähigkeiten erheblich, ermittelte jetzt ein spanisch-finnisches Forschungsteam.
Sozio-emotionale Kompetenzen, mithin Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen, die die Entwicklung positiver zwischenmenschlicher Beziehungen und einen angemessenen Umgang mit Emotionen in verschiedenen Kontexten fördern, sind enger mit dem schulischen Erfolg verbunden, als vielfach gedacht. Sie bilden einen Schutzfaktor gegen Mobbing und andere antisoziale Verhaltensweisen. Es grenzt an Binsenweisheiten, mit denen Vicente J. Llorent, Mariano Núñez-Flores und Markus Kaakinen ihren Forschungshintergrund umreißen. Gemeinsam wollten die drei Wissenschaftler herausfinden, „inwieweit die gezielte integrative Ausbildung von Lehrern mit den sozio-emotionalen Kompetenzen ihrer Schüler zusammenhängt”, so die Forscher der Universitäten Cordoba und Helsinki.
Ihre Studie stützt sich auf Befragungen von 3.550 Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I und 294 Lehrerinnen und Lehrern von 174 Klassen aus 40 verschiedenen Schulen in und um die spanische Stadt Córdoba. “Wir haben die Lehrer anhand eines Fragebogens über integrative Bildung befragt, welche Einstellungen sie haben. Es ist wichtig zu wissen, ob sie das Thema positiv sehen oder nicht, wie sie es im Unterricht umsetzen, wie das Bildungszentrum organisiert ist und ob sie sich kollektiv im Hinblick auf die inklusive Bildung organisieren”, erklärt Vicente J. Llorent.
Indem sie diese Daten mit dem Niveau der sozio-emotionalen Kompetenzen der Schüler in den Dimensionen Selbstbewusstsein, Selbstmanagement und Selbstmotivation, soziales Bewusstsein, prosoziales Verhalten und verantwortungsbewusste Entscheidungsfindung verknüpften, ermittelten Llorent, Núñez-Flores und Kaakinen einen deutlichen positiven Zusammenhang zwischen den Einstellungen der Lehrerinnen und Lehrer hinsichtlich des inklusiven Unterrichts und den sozio-emotionalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler. “Je inklusiver der Unterricht, desto mehr sozio-emotionale Kompetenzen finden wir vor”, fasst Llorent zusammen.
Wenn Lehrer einen inklusiven Unterricht entwickelten und die Schüler über mehr sozio-emotionale Kompetenzen verfügen, könne dies wiederum der Prävention von antisozialen Verhaltensweisen wie Mobbing, Cybermobbing, Cyberhass und Cybergewalt in affektiven Beziehungen förderlich sein, argumentiert der Forscher. Die Studie zeige hier die entscheidende Rolle auf, die Lehrer spielen, indem sie durch eine integrative Erziehung in ihren Klassen die sozio-emotionalen Kompetenzen ihrer Schüler fördern.
Einen besonderen Akzent ihrer Studie sehen Llorent, Núñez-Flores und Kaakinen im hohen Maß an Beteiligung: “Wir haben das, was die Lehrer sagen, und auch das, was die Schüler sagen; wir haben die beiden Sichtweisen, und wir kombinieren sie, was ein starker Punkt ist, der die Studie auf statistischer Ebene komplexer macht”, so Mariano Núñez-Flores. In weiteren Studien wollen sie nun überprüfen, ob der ermittelte Effekt auch langfristig anhält. (pm)
- Die Studie ist in Learning and Instruction erschienen:
Llorent, V.J., Núñez-Flores, M., & Kaakinen, M. (2024). Inklusive Bildung durch Lehrer zur Entwicklung der sozialen und emotionalen Kompetenzen ihrer Schüler in der Sekundarstufe. Learning and Instruction Vol 91
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