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„Die können nicht mehr“: Warum Lehrkräfte frustriert ins neue Schuljahr starten

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ERFURT. Kein Wunder, dass die Stimmung in vielen Lehrerzimmern mies ist. Kurz vor dem Start ins neue Schuljahr gibt es in Thüringen hunderte offene Stellen für Lehrkräfte und Ungewissheit, wie es weiter geht – und damit ist das Bundesland nicht allein.

Viele Lehrerinnen und Lehrer starten mit Sorge ins neue Schuljahr. Foto: shutterstock

Alarm schlägt der Thüringer Lehrerverband (tlv). Die Stimmung sei nicht sonderlich gut, viele Schulleiter und Pädagogen seien frustriert, weil sie beispielsweise nicht wüssten, welches Personal an ihrer Schule ab der nächsten Woche unterrichten werde, sagt der Vorsitzende des tlv, Tim Reukauf, in Erfurt. So ließen sich Stundenpläne nur schwer aufstellen. „Der Unterricht ist nicht das, was die Lehrkräfte stresst – es ist das ganze Drumherum.“

Vor allem immer mehr ältere Lehrer würden deshalb inzwischen sehnsüchtig auf den Tag warten, an dem sie ihren Schuldienst beenden könnten. Sie seien sogar bereit, Abschläge bei ihren Alterseinkünften in Kauf zu nehmen, um möglichst frühzeitig in Rente oder Pension gehen zu können. „Die können nicht mehr“, sagt Reukauf.

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Lehrermangel – und kein Ende in Sicht

Der tlv verweist darauf, dass im Karriereportal des Landes derzeit etwa 970 offene Stellen für Lehrerinnen und Lehrer eingetragen seien. Das sind den Angaben zufolge 151 offene Stellen mehr als vor einem Jahr. „Die Zeichen stehen weiter auf Sturm“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Sowohl von der scheidenden und als auch von der neuen Landesregierung forderte der Verband unter anderem einen Abbau von Bürokratie und Assistenten für die Verwaltung an jeder Schule. Außerdem müssten zusätzliche Aufgaben durch Anrechnungsstunden anerkannt werden.

Reukauf sagt, das Bildungsministerium habe in den vergangenen Jahren zwar immer wieder sinnvolle Modellprojekte auf den Weg gebracht, etwa bei der Entlastung von Lehrern von Verwaltungsaufgaben. Allerdings seien diese Modellprojekte dann zu langsam an weiteren Schulen im Land eingeführt worden. „Da passiert uns einfach zu wenig“, sagt Reukauf. Er sei sich sicher, dass die Digitalisierung der Thüringer Schulen ohne die Corona-Pandemie noch immer den Status eines Modellprojektes hätte.

Nur eine „Momentaufnahme“?

Ein Sprecher des Bildungsministeriums sagt, dass im Karriereportal des Landes so viele offene Stellen für Pädagogen eingetragen sind, zeige einerseits den Lehrermangel überall in Deutschland und andererseits, dass Thüringen versuche, möglichst viele neue Lehrer einzustellen. Dass es aktuell mehr offene Stellen gebe als vor einem Jahr, sei der Tatsache geschuldet, dass das Einstellungsgeschehen „dynamisch“ sei. „Es ist eine Momentaufnahme, die aber natürlich darauf hindeutet, dass es nicht einfach ist, Nachwuchslehrer zu finden.“

Die Kritik des tlv am Umgang mit Modellprojekten wies der Sprecher zurück. „Na klar kann man immer kritisieren, dass es nicht schnell genug geht, aber entscheidend ist doch, dass wir gute Ideen haben.“ Der CDU-Bildungspolitiker Christian Tischner dagegen betont, die aktuellen Zahlen zu offenen Stellen für Lehrer zeigten, dass die Landesregierung bei der Bekämpfung des Lehrermangels in den vergangenen zehn Jahren keinen Schritt vorangekommen sei. „Im Gegenteil: Das Problem wird größer statt kleiner“, sagt Tischner. News4teachers mit Material der dpa

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