HALLE. Die prominente Influencerin Hannah Abdullah – selbst Lehrerin in Berlin – erhebt in einem Video Rassismus-Vorwürfe gegen eine Kollegin aus Halle. Das Landesschulamt und die Staatsanwaltschaft ermitteln. Die Lehrerin, die mit dem „N-Wort“ Schülerinnen und Schüler (darunter Abdullahs Bruder) provoziert haben soll, wird unterdessen an einer anderen Schule eingesetzt.
Wegen Rassismusvorwürfen soll eine Lehrerin aus Halle ab dem neuen Schuljahr zunächst an einer anderen Schule unterrichten. Das Landesschulamt sei über ein Video in den sozialen Medien auf den Fall aufmerksam geworden, teilte ein Sprecher des Amtes auf Anfrage mit. Zudem sei dort eine Beschwerde sowie bei der Polizei im Juni eine Anzeige wegen Beleidigung eingegangen.
Gemeint ist: In einem unter anderem auf der Plattform Instagram veröffentlichten Video behauptet Hannah Abdullah, die Lehrerin an der Schule ihres Bruders (sie nennt sie nicht namentlich), „terrorisiere“ dort seit langer Zeit Schülerinnen und Schüler (Abdullah selbst hat an dem Gymnasium Abitur gemacht) – und habe sich dabei immer wieder rassistisch gegenüber Schwarzen Menschen geäußert.
„Eine mögliche Belastung durch das direkte Aufeinandertreffen von Beteiligten nach den Sommerferien soll vermieden werden“
So sei es unlängst im Deutschunterricht der besagten Lehrerin mal wieder um die Nazi-Zeit gegangen, laut Abdullah „ihr Lieblingsthema“. Die Lehrerin „spricht darüber, wie die Musik im Dritten Reich genannt wurde und sagt ‚N****-Jazz‘ und spricht das ‚N-Wort‘ dabei natürlich aus“, berichtet Abdullah. Als die Schülerinnen und Schüler daraufhin still wurden, soll sie provokant nach dem Grund gefragt haben. Nach der Stunde zitierte sie angeblich den Bruder der Influencerin zu sich. Sie soll zu ihm unter vier Augen gesagt haben, sie wolle aber nicht „dass das wieder so eine Debatte wird“ – sie lasse sich das Wort nicht verbieten. Dies habe sie dem Schüler ins Gesicht gesagt. Hannah Abdullah: „Das ist eine Schande für den Lehrberuf“.
Das Video wurde bereits Anfang Juni veröffentlicht. Durch den Beginn der Sommerferien sei die Aufarbeitung des Falls zunächst erschwert worden, erklärte das Landesschulamt. Unter anderem hätten die meisten Personen, mit denen gesprochen werden sollte, nicht zur Verfügung gestanden. «Erste Gespräche konnten vor Ferienbeginn dennoch durchgeführt werden, die aber ein uneindeutiges Bild produzierten. Die Vorwürfe wurden teilweise anders dargestellt oder ihnen wurde widersprochen», so der Sprecher.
Lehrkraft zunächst nur vorübergehend an anderer Schule
Auf Anfrage bestätigte die Staatsanwaltschaft Halle, dass sie gegen die Lehrkraft in der Saalestadt ermittle. Derzeit werde unter anderem eine Prüfung der strafrechtlichen Einordnung vorgenommen, hieß es. Der Sprecher des Landesschulamts betonte, dass der Fall auch hier bisher nicht abschließend geklärt werden konnte. Dennoch sei entschieden worden, dass die Lehrerin ab dem 5. August zunächst an einer anderen Schule eingesetzt werde. Diese sei nicht in Halle. Die Frau werde dort regulär unterrichten, so der Sprecher.
Die Entscheidung solle ermöglichen, dass die Aufarbeitung des Falls „sachlich weiterlaufen kann“, hieß es. „Eine mögliche Belastung durch das direkte Aufeinandertreffen von Beteiligten nach den Sommerferien soll vermieden werden.“ Die Abordnung der Lehrerin an eine andere Schule sei befristet und könne jederzeit beendet werden, wenn die Gründe nicht mehr bestünden, betonte der Sprecher.
Abschließende Entscheidung steht noch aus
Im Fokus der Untersuchung durch das Landesschulamt stehe inzwischen die pädagogische Arbeit der Lehrerin in den vergangenen Jahren. Bislang habe sich kein haltbarer Grund ergeben, die Lehrerin nicht weiter unterrichten zu lassen, sie zu suspendieren oder zu entlassen. Sobald das endgültige Ergebnis der Prüfung vorliege, wolle das Landesschulamt eine abschließende Entscheidung treffen, sagte der Sprecher.
Hannah Abdullah, die in Berlin unterrichtet, stand selbst wegen ihrer Social-Media-Aktivitäten in der Kritik, weil sie immer wieder Alltagsrassismus in der Schule und die Situation benachteiligter Kinder und Jugendlicher thematisiert – mit teilweise provozierenden Worten. Zeitweilig war sie deshalb vom Dienst freigestellt. Insbesondere bei Jugendlichen kommt Hannah Abdullah damit allerdings an: Allein auf TikTok folgen ihr 118.000 Menschen.
Auch als Lehrerin zeigt Abdullah bemerkenswertes Engagement. So wurde sie unlängst „für ihre hervorragenden Leistungen in der digitalen Bildung“ ins Stipendienprogramm der gemeinnützigen Entain-Stiftung aufgenommen. News4teachers / mit Material der dpa

