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Pessimistische Jugend sorgt sich um Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt

WIESBADEN. Die Krisenjahre haben Spuren hinterlassen: Mehr als ein Viertel der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen muss sich bei den Ausgaben einschränken und auch in vielen Elternhäusern gibt es finanzielle Engpässe. Zudem ängstigt der Blick in die Zukunft junge Menschen in hohem Maße. Dies sind Ergebnisse des „Jugend-Finanzmonitors“, den das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Wirtschaftsauskunftei Schufa erstellt hat. Am meisten sorgen sie sich um den gesellschaftlichen Zusammenhalt – und die Demokratie.

Optimismus? Sieht anders aus. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Seit 2018 lässt die Schufa junge Menschen zu ihrer finanziellen Situation, ihrem Finanzverhalten und ihren Zukunftserwartungen befragen. Die Ergebnisse des aktuellen „Jugend-Finanzmonitors“ zeigen: Noch nie – seit Beginn der Befragung – schauten junge Menschen so pessimistisch in ihre finanzielle Zukunft wie heute.

So liegt der Anteil der 16- bis 25-Jährigen, der denkt, dass sie einen gleich hohen oder höheren Lebensstandard erzielen könne wie ihre Elterngeneration auf dem niedrigsten Niveau seit der ersten Erhebung. Der Anteil ist im Vergleich zum Vorjahr um 9 Prozentpunkte gesunken und liegt aktuell nur noch bei 49 Prozent. Auch der Blick ins Alter bereitet den jungen Menschen Sorgen: Nur 55 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen – und damit ebenfalls weniger als in allen vorangegangenen Befragungen – meinen, dass ihr Gehalt ausreichen wird, um genügend für das Alter vorsorgen zu können.

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„Dieser pessimistische Blick in die Zukunft hängt sicher auch mit den vielen zurückliegenden und aktuellen Krisen zusammen. Die vergangenen Jahre haben den Menschen in Deutschland, gerade auch den Jugendlichen und jungen Erwachsenen viel abverlangt“, sagt Ole Schröder, Vorstand der Schufa Holding AG. „Zudem äußern die jungen Erwachsenen die Sorge, dass die Kosten zur Bekämpfung der aktuellen Krisen auf die kommenden Generationen verschoben werden.“

Sorgenvoller Blick in die Zukunft

Erstmals stellte der Jugend-Finanzmonitor auch die Frage, was die jungen Menschen derzeit am meisten beunruhigt. Allem voran sorgen sich die 16- bis 25-Jährigen um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland (80 Prozent). An zweiter Stelle steht für die jungen Menschen die Gefährdung der Demokratie in Deutschland (74 Prozent), dicht gefolgt von der Befürchtung, dass die Kosten für die Krisenbewältigung durch die nachfolgenden Generationen zu tragen sei (72 Prozent) und dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter zunimmt (70 Prozent).

Schröder: „Die Sorgen der jungen Menschen unterscheiden sich wenig von denen der Elterngeneration, die wir ihm Rahmen der Studie ebenfalls befragt haben. Dies verwundert nicht, denn beide Generationen haben die Krisen der vergangenen Jahre gemeinsam erlebt und durchgestanden.“

Spürbare finanzielle Belastungen

Vor allem die Preissteigerung der vergangenen Jahre hat Spuren im Budget hinterlassen: Mehr als ein Viertel der 16- bis 25jährigen gibt an, dass sie sich derzeit weniger leisten können als noch vor einem Jahr. Damit hat sich die finanzielle Situation für einen etwas größeren Anteil in dieser Altersgruppe eher verschlechtert (28 Prozent) als verbessert (21 Prozent ).

Diese finanziellen Entwicklungen wirken sich auch auf die Kaufentscheidungen von Jugendlichen aus, so dass sie weniger Geld ausgeben oder günstiger einkaufen. Dies gilt vor allem für die Freizeitgestaltung (59 Prozent), wie zum Beispiel Restaurant-, Club- oder Kinobesuche. Aber auch bei Produkten des täglichen Bedarfs (51 Prozent) sowie bei der Kleidung (47 Prozent ) ändern sie ihr Kaufverhalten.

44 Prozent der jungen Menschen befürchten, dass Geld für lebensnotwendige Dinge zukünftig fehlen könne (Zustimmung eher bzw. voll und ganz). 22 Prozent haben Angst, dass sie aufgrund gegenwärtiger Krisen Rechnungen nicht mehr bezahlen können oder Schulden machen müssen.

Rund ein Viertel der Befragten (23 Prozent) erlebt auch zu Hause finanzielle Engpässe und eine Verschlechterung der finanziellen Lage. Die 16- bis 25-Jährigen, die selbst nicht so gut bzw. schlecht mit dem monatlich zur Verfügung stehenden Geld auskommen, geben auch überdurchschnittlich häufig an, dass in den letzten zwei Jahren finanzielle Engpässe bei ihren Eltern durch die gestiegenen Preise entstanden sind.

Große Sehnsucht nach Leichtigkeit und Stabilität

Bei all den wirtschaftlichen Belastungen und Sorgen um die Zukunft wünschen sich die Jugendlichen vor allem folgendes für ihren persönlichen Lebensplan: Leichtigkeit, aber auch finanzielle und soziale Stabilität. An erster Stelle bei der persönlichen Lebensgestaltung stehen für die befragten jungen Menschen Selbstverwirklichung, Spaß und Freizeit. 96 Prozent der Befragten erachten dies für sich als sehr wichtig oder wichtig, dicht gefolgt von Einkommen und finanzieller Stabilität (94 Prozent). Aber auch Familie und Bindungen im persönlichen Umfeld haben eine sehr große Bedeutung für junge Menschen (92 Prozent).

Methodik: Vom 28. Juni bis 31. Juli 2024 befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Schufa in einem repräsentativen Online-Panel 1.002 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren zu ihrem persönlichen Finanz- und Konsumverhalten. Ergänzt wurde das Panel der Studie um 505 Erwachsene zwischen 40 und 55 Jahren – damit ermöglicht der Jugend-Finanzmonitor den Vergleich mit der Elterngeneration. Der Fokus der Studie liegt auf den Themen finanzielle Situation, Finanz- und Konsumverhalten sowie auf Finanzkompetenz von Jugendlichen. News4teachers

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