SCHWERIN. Der Arbeitsmarkt für Lehrkräfte ist leergefegt. Ein Land geht bei der Beschäftigung von Personal an den Schulen deshalb einen anderen Weg – es entwickelt gleich einen neuen Berufsstand: die multiprofessionelle Fachkraft (mit dem schönen Kürzel „mpF“). Zum 1. Januar 2025 stellt Mecklenburg-Vorpommern Menschen ein, die ein überaus breites Aufgabenspektrum im Schuldienst wahrnehmen sollen.
„Mit den multiprofessionellen Fachkräften stärken wir die pädagogische Arbeit an unseren Regionalen Schulen und Gesamtschulen“, sagt Bildungsministerin Simone Oldenburg. „Weil die Klassen heterogener geworden sind, erweitern wir die pädagogischen Ressourcen. Mit unserem neuen Modellversuch setzen wir auch weiterhin die Inklusionsstrategie des Landes um. Die multiprofessionellen Fachkräfte sind in vielerlei Hinsicht eine Unterstützung“, so Oldenburg.
Wenn sie denn kommen – tatsächlich. Denn neben der Lehrtätigkeit sollen multiprofessionelle Fachkräfte unter anderem folgende Aufgaben übernehmen:
- Mitwirkung bei der Planung, Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von pädagogischen, sonderpädagogischen und sozialpädagogischen Maßnahmen,
- eigenverantwortliche Durchführung von Einzel- und Gruppenförderung von Schülerinnen und Schülern in Abstimmung mit der zuständigen Lehrkraft,
- Mitwirkung bei der Beratung der Erziehungsberechtigten,
- Mitwirkung bei der Erstellung von Berichten, Beurteilungen, Förderplänen und Zeugnissen,
- Mitwirkung bei der Planung, Vorbereitung, Durchführung und Auswertung unterrichtsbegleitender Maßnahmen und anderen schulischen Veranstaltungen und
- Mitwirkung bei der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen schulischen, sozialen und medizinischen Maßnahmeträgern sowie anderen Einrichtungen.
Darüber hinaus sollen die multiprofessionellen Fachrkräfte beim Unterrichten von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt in den Bereichen emotionale und soziale Entwicklung, Sehen, Hören, körperliche und motorische Entwicklung, geistige Entwicklung oder beim Unterricht kranker Schülerinnen und Schüler unterstützten.
Hintergrund: Das geänderte Lehrerbildungsgesetz im Land ermöglicht Modellversuche mit Qualifizierungsangeboten für Lehrkräfte im Seiteneinstieg, die zu einer höheren Unterrichtsabsicherung führen. Die neue Ausbildung wird in die bereits bestehende Seiteneinstiegsqualifizierung integriert. Auf die Tätigkeit als „mpF“ würden die Fachkräfte in der berufsbegleitenden Qualifizierung intensiv vorbereitet, so verlautbart das Ministerium. Die Ausbildung erstreckt sich über vier Jahre. Nach Absschluss der Qualifizierung und dem Nachweis der hauptberuflichen Lehrtätigkeit erhielten multiprofessionelle Fachkräfte eine Lehrbefähigung.
Bewerben können sich laut Bildungsministerium Personen, die laut Kindertagesförderungsgesetz (§ 2 Absatz 7 Nummer 1 bis 10) eine Qualifikation als pädagogische Fachkraft vorweisen können. Darüber hinaus können sich Fachkräfte mit mindestens einem staatlich anerkannten Abschluss bewerben, wenn die pädagogische Eignung durch einschlägige Berufstätigkeit oder anderweitige Qualifikationen nachgewiesen werden kann. Der Modellversuch sieht 50 Stellen vor, die zum 1. Januar 2025 besetzt werden können. Die aktuelle Ausschreibung läuft bis 15. November 2024. News4teachers