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Schulen am Pranger? Ministerium veröffentlicht Daten zum Unterrichtsausfall – schulbezogen

DÜSSELDORF. Wie viel Unterricht fällt an Schulen in Nordrhein-Westfalen aus? Das will das Schulministerium genauer wissen und lässt dies von den Schulen seit dem Schuljahr 2023/2023 erfassen. Über den Gesamtbericht hinaus kündigte das Ministerium an, auch die Einzelergebnisse online zu veröffentlichen – schulbezogen. Schulministerin Dorothee Feller (CDU) appelliert an alle, verantwortungsvoll mit den Daten umzugehen.

Wie viel Unterricht fällt wirklich an der Schule des eigenen Kindes aus? Das können Eltern in NRW bald online einsehen. Symbolbild: Shutterstock/Anson_shutterstock

Im vergangenen Schuljahr ist etwa jede 20. Unterrichtsstunde in Nordrhein-Westfalen (4,8 Prozent) ersatzlos ausgefallen. Fast 84 Prozent des Unterrichts wurden erteilt. Das geht aus der Unterrichtsstatistik 2023/24 hervor, die das Schulministerium in Düsseldorf vorgelegt hat – erstmals in einem detaillierten Gesamtbericht.

Demnach wurden zehn Prozent des Unterrichts in Vertretung erteilt: in veränderten und unveränderten Lerngruppen oder im Distanzunterricht (0,4 Prozent). Auf eigenverantwortliches Arbeiten – in der gymnasialen Oberstufe genutzt – entfallen 1,4 Prozent des Gesamtunterrichts.

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Etwa ein Viertel des Unterrichts fand nicht planmäßig statt

Streng nach Stundenplan wurden 77,5 Prozent des Unterrichts erteilt. Zum planmäßigen Unterricht werden aber auch 6,2 Prozent «Unterricht in besonderer Form» hinzugezählt. Hierbei handele es sich um Schulfahrten, Exkursionen, Projekttage, Praktika, Wettbewerbe, Schul- oder Sportfeste, erläuterte das Ministerium. «Dies alles ist ein wichtiger Bestandteil des Schullebens und dem planmäßigen Unterricht im Klassenraum qualitativ gleichzusetzen.»

Alle rund 4.400 öffentliche Schulen unterschiedlicher Formen nahmen an der Erhebung teil. Eine genauere Analyse der Unterrichtsstatistik zeige, dass ein Teil des ersatzlosen Unterrichtsausfalls und des eigenverantwortlichen Arbeitens auf systembedingte Gründe zurückzuführen sei, teilte das Schulministerium weiter mit.

Dazu zählten zum Beispiel der Schuljahresbeginn, die Zeugnisausgabe, regionale Brauchtumstage, Eltern- sowie Schülersprechtage oder auch schulinterne Fortbildungen und pädagogische Tage. «Gerade diese Gründe sind in der Schulöffentlichkeit in aller Regel akzeptiert und werden bewusst in Kauf genommen, damit Erstklässlerinnen und Erstklässler am zweiten Schultag eingeschult werden können oder alle Schülerinnen und Schüler an Tagen der Zeugnisausgabe nach der dritten Stunde schulfrei haben.»

Erhebung lässt Aussagen zu Fächergruppen zu

In etwas mehr als der Hälfte aller Fälle seien ungeplante Abweichungen vom Stundenplan in der Erkrankung der Lehrkraft begründet gewesen. In diesen Fällen seien drei von vier Unterrichtsstunden in Vertretung erteilt worden. Rund ein Viertel seien durch eigenverantwortliches Arbeiten aufgefangen worden.

Insgesamt zeige sich, dass der ersatzlose Unterrichtsausfall in den Kernfächern Mathematik und Deutsch sowie den Fremdsprachen und Naturwissenschaften unterproportional zum stundenplanmäßigen Angebot gewesen sei. Unterdurchschnittlich selten kommt ersatzloser Unterrichtsausfall in Grund- und Förderschulen vor, wie ein Vertreter des Schulministeriums im Fachausschuss des Landtags berichtete.

Schulbezogene Einzelergebnisse ab dem 17. Dezember online einsehbar

Über den Gesamtbericht hinaus werden erstmals schulbezogene Einzelergebnisse der wöchentlichen Erhebung veröffentlicht – für alle zu sehen ab dem 17. Dezember im Bildungsportal des Ministeriums.

Schulministerin Dorothee Feller (CDU) appellierte an alle, verantwortungsvoll mit den Daten umzugehen. «Wenn an einer Schule vermehrt krankheitsbedingt Unterricht ausfällt, so lässt dies ausdrücklich keine Rückschlüsse auf die Qualität der schulischen Arbeit zu.» Ziel der Statistiken sei es, gemeinsam Lösungen zu finden, um die Unterrichtssituation zu verbessern und die Schulen dabei zu unterstützen. Dabei unterstütze die Schulaufsicht.

Kritik kommt von Seiten der Opposition

Die schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dilek Engin, kritisierte im Landtag, die Statistiken zeigten, dass die Maßnahmen der Landesregierung nicht wirkten. So sei der Anteil der ersatzlos ausgefallenen Unterrichtsstunden im Vergleich zur Halbjahresbilanz (4,7 Prozent) nicht gesunken.

Die bildungspolitische Sprecherin der FDP, Franziska Müller-Rech, bemängelte, vor allem Gesamtschulen der Sekundarstufe I (7,8 Prozent), aber auch Hauptschulen (5,9 Prozent) und Realschulen (6,5 Prozent) kämpften mit alarmierenden Ausfallraten. «Die Schülerinnen und Schüler werden von der Landesregierung im Stich gelassen.» News4teachers / mit Material der dpa

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