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Migrationsdebatte im Wahlkampf: Grundschulverband sieht verängstigte Familien und verunsicherte Lehrkräfte

BERLIN. Der Grundschulverband schlägt Alarm. „Die aktuelle Situation im Wahlkampf, die uns in bisher ungeahnter Weise mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert, sehen wir als große Gefahr, die das friedliche Zusammenleben und die Grundlagen unserer Demokratie gefährdet“, so heißt es in einer Pressemitteilung. Gerade die Grundschule, die wie keine andere Schulform für gesellschaftliche Vielfalt steht, sei betroffen.

Die AfD setzt den Ton in diesem Wahlkampf. Foto: Shutterstock / Felix Geringswald

Deutschland 2025: Der Bayerische Rundfunk postet auf Instagram einen Clip, der bei einer Mahnwache in Aschaffenburg aufgenommen wurde. Offenbar spontan entschied sich dort das 12-jährige Mädchen Fatima an das Mikrofon zu gehen. Ebenso wie der Messertäter stammt sie ursprünglich aus Afghanistan. Das Mädchen sagt: „Ich entschuldige mich bei der Mutter des Kindes.“ Die Moderatorin der Kundgebung neben ihr greift direkt ein: „Du musst dich nicht entschuldigen. Du kannst nichts dafür.“ Da kommen dem Mädchen Tränen und sie fährt fort: „Aber Menschen denken, weil ich ein Afghane bin, dass ich böse bin.“

Mit Sorge blickt der Grundschulverband auf die derzeitige politische Lage. Gerade in Zeiten, in denen diese gesellschaftlichen Spannungen wachsen und viele Familien zunehmend in Angst leben, sei es von entscheidender Bedeutung, dass alle Kinder ein wertschätzendes Miteinander in der Schule erleben, betont der Verband – offensichtlich mit Blick darauf, dass die AfD mittlerweile ungeniert „Remigration“ fordert (womit Rechtsextreme die millionenfache Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund meinen) und die Union nun im Wahlkampf vor allem auf Stimmungsmache gegen Migranten setzt.

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Der Verband schreibt: „Die Grundschule spielt eine zentrale Rolle dabei, Kindern die Werte unserer Gesellschaft zu vermitteln und sie zu mündigen, verantwortungsvollen Bürgerinnen und Bürgern zu erziehen. In einer Zeit, in der Spaltung und Ausgrenzung verstärkt auftreten, ist es wichtiger denn je, eine Schule zu schaffen, die allen Kindern unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem sozialen Hintergrund dieselben Chancen bietet und die demokratischen Grundwerte fördert. Die aktuelle Lage erfordert von uns allen eine klare Haltung: Wir müssen uns entschlossen für die Rechte aller Kinder einsetzen, Extremismus in jeder Form zurückweisen und gemeinsam daran arbeiten, unsere Gesellschaft durch Bildung zu stärken und zu einen.“

Betont wird aber: „In der aktuellen politischen Situation ist die Grundschule als demokratische Schule für alle Kinder gefährdet.“ Tatsächlich hatten AfD-Funktionäre immer wieder gefordert, Kinder aus Migrantenfamilien gesondert zu beschulen (News4teachers berichtete). Auch die Inklusion, also den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung, wird von der vom Verfassungsschutz in drei Bundesländern als „gesichert rechtsextremistisch“ geführte Partei abgelehnt – ungeachtet der völkerrechtlichen Verpflichtung zur Inklusion, die Deutschland mit der Ratifizierung der UN-Behindertenkonvention eingegangen ist.

Der Grundschulverband verlangt „in Sorge über die aktuelle gesellschaftliche Lage“ nun:

  1. „Die Grundschule muss ein Ort der Begegnung, des Lernens und der Gemeinschaft, der allen diskriminierungsfrei offensteht, sein und soll es bleiben.
  2. Die Grundschule muss ein Ort sein, der Kindern die Werte des gesellschaftlichen Zusammenlebens vermittelt.
  3. Die Grundschule muss ein Ort sein, an dem jedes Kind in seiner Individualität geschätzt wird und die Möglichkeit erhält, sich frei zu entfalten.
  4. Jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung in der Grundschule wird abgelehnt. Die Grundschule muss ein sicherer Ort sein, an dem Toleranz, Respekt voreinander und der Schutz vor Diskriminierung gelebt werden.
  5. Die Verpflichtung für ein demokratisches, gerechtes, inklusives Bildungssystem ist endlich einzulösen!“

Der Grundschulverband stehe uneingeschränkt für die Rechte aller Kinder und für eine Schule, die jedem Kind unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion, sozialem Hintergrund oder besonderen Bedürfnissen offenstehe. „Die Grundschule ist die Schule für alle Kinder und trägt eine besondere Verantwortung, Vielfalt, Akzeptanz und Chancengleichheit zu fördern. Die Wahrung der Kinderrechte und der Einsatz für gleichberechtigte Bildungsteilhabe sind unverzichtbare Voraussetzungen für ein demokratisches und respektvolles Zusammenleben.“

“In der Grundschule lernen Kinder frühzeitig, dass Vielfalt eine Bereicherung für unsere Gesellschaft darstellt”

Der Grundschulverband tritt nach eigenem Bekunden aktiv für ein Bildungssystem ein, das sich an den Bedürfnissen aller Kinder orientiert und ihre unterschiedlichen Voraussetzungen berücksichtigt. „Die Förderung von Toleranz, Respekt und der Schutz vor Diskriminierung gehören zu den Grundpfeilern unseres Handelns. In der Grundschule darf kein Platz für Diskriminierung, Ausgrenzung oder Vorurteile sein. Schulen sollen ein sicherer Ort sein, an dem jedes Kind in seiner Individualität geschätzt wird und die Möglichkeit erhält, sich frei zu entfalten.“

In Anlehnung an die Verpflichtung für ein gerechtes, inklusives Bildungssystem lehnt der Grundschulverband jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung ab – „sei es aus ethnischen, religiösen, politischen oder anderen Gründen. Die Grundschule muss ein Raum sein, in dem demokratische Werte nicht nur gelehrt, sondern gelebt werden. Hier lernen Kinder frühzeitig, dass Vielfalt eine Bereicherung für unsere Gesellschaft darstellt und dass nur eine offene, demokratische Schule die Grundlage für ein friedliches Miteinander schafft. Wir engagieren uns auf allen Ebenen für die Weiterentwicklung der Grundschule zu einem inklusiven Lernort, an dem Kinder in ihrer Einzigartigkeit gestärkt werden.“ News4teachers

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