BERLIN. Rheinland-Pfalz’ Bildungsminister Sven Teuber spricht bereits von einem „Bauboom“. Mit Milliarden aus dem neuen Investitionsprogramm des Bundes sollen marode Schulgebäude in ganz Deutschland saniert und fit für die Zukunft gemacht werden. Ein gewaltiges Unterfangen. Die Realität vor Ort zeigt, wie groß der Handlungsdruck ist: In Frankfurt muss eine Gesamtschule nun Hals über Kopf umziehen – wegen Einsturzgefahr.

Eigentlich sollten die Sommerferien an der Integrierten Gesamtschule Süd (IGS Süd) in Frankfurt mit Vorfreude auf das neue Schuljahr enden – stattdessen gibt es einen Notfallplan. Nur gut eineinhalb Wochen vor Unterrichtsbeginn musste die Stadt ein Betretungsverbot für das Hauptgebäude erlassen: Einsturzgefahr. Rund die Hälfte der Schülerschaft wird zum Schuljahresstart am 18. August in ein Ausweichquartier im fünf Kilometer entfernten Bockenheim umziehen.
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Für Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) war der Schritt unumgänglich: „Da es der Schule nicht zuzumuten ist, mit noch mehr Baustützen auch in den Klassenräumen zu arbeiten, musste zeitnah ein neuer Interimsstandort gefunden werden.“ Sebastian Guttmann, Co-Vorsitzender des Frankfurter Stadtverbands der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sieht die Notlage an der IGS Süd indes als Symptom eines flächendeckenden Problems: eines „Sanierungsstaus an den Frankfurter Schulen“, der dringend verstärkt angegangen werden müsse.
Bund will Milliarden für Infrastruktur bereitstellen
Der Fall Frankfurt illustriert ein Problem, das bundesweit brennt – und auf das die Bundesregierung nun mit einem gigantischen Investitionspaket reagiert. Das Bundeskabinett hat am 2. Juli einen Gesetzentwurf zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten in Ländern und Kommunen beschlossen. Herzstück: Ein 100-Milliarden-Euro-Topf aus dem Sondervermögen des Bundes, der vor Ort für Modernisierungen genutzt werden soll. Bildungsinfrastruktur ist dabei ausdrücklich ein Schwerpunkt.
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) betonte: „Wir investieren massiv in die Modernisierung unseres Landes: in gute Schulen, Kitas und Krankenhäuser, in moderne Bahnstrecken, Brücken und Straßen, in Klimaschutz und Digitalisierung.“ Das Ziel: schnell und flexibel Investitionen anstoßen, ohne lange Förderlisten oder enge Zweckbindungen. Die Mittel sollen nach dem Königsteiner Schlüssel verteilt werden, förderfähig sind Projekte, die ab 2025 starten, und bewilligt werden können sie bis 2036.
Doch die Details sind noch offen. Der Süddeutschen Zeitung zufolge wird erst ein eigenes Gesetz regeln, wie die 100 Milliarden verteilt werden. Verhandlungen zwischen Bund und Ländern laufen, eine Einigung wird frühestens im Herbst erwartet. Historische Vorbilder wie das Konjunkturpaket II von 2009 zeigen, dass Schulen damals mit zwei Dritteln der Mittel bedacht wurden – diesmal dürften die Länder aber einen größeren Anteil für eigene Prioritäten beanspruchen.
Einzelne Länder setzen schon eigene Akzente
Manche Landesregierungen haben bereits angekündigt, wie sie ihre Investitionsanteile nutzen wollen. In Rheinland-Pfalz will Bildungsminister Sven Teuber (SPD) die Mittel gezielt einsetzen, um Schulen hitzeresilient zu machen. „Schule darf nicht an Hitze scheitern“, sagte er und verwies auf Temperaturen von über 35 Grad kurz vor den Sommerferien. Teuber kündigte einen „Bauboom“ für die Schulgebäude an.
In Mecklenburg-Vorpommern ließ Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) in interner Runde fallen, einen großen Teil der erwarteten knapp zwei Milliarden Euro in Schulen, Kitas und Hochschulen investieren zu wollen – wie Laura Pooth, Vorsitzende des DGB Nord, von dem Treffen berichtete. „Dass ordentlich Geld in die Bildung fließt, ist dringend notwendig“, sagte die Gewerkschafterin.
Der Investitionsstau ist riesig – vor allem bei Schulen
Die Dringlichkeit unterstreicht auch das aktuelle KfW-Kommunalpanel 2025. Demnach hat der Investitionsrückstand in Deutschland einen Rekordwert von 215,7 Milliarden Euro erreicht – ein Plus von fast 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allein auf Schulgebäude entfallen 67,8 Milliarden Euro, das sind 31 Prozent der Gesamtsumme. Zum Vergleich: 2024 lag der Rückstand im Schulbau noch bei 54,8 Milliarden Euro.
Mehr als jede zweite Kommune meldet inzwischen einen nennenswerten oder gravierenden Investitionsrückstand bei Schulgebäuden. Besonders betroffen sind Großstädte: In Kommunen mit mehr als 50.000 Einwohnerinnen liegt der Anteil bei knapp 90 Prozent. Hinzu kommt, dass 19 Prozent aller Kommunen den Unterhalt ihrer Infrastruktur nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr leisten können – fünf Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Für das alte Gebäude der Frankfurter Gesamtschule kommt die Hilfe zu spät
Für die IGS Süd in Frankfurt ist das milliardenschwere Investitionsprogramm vor allem eins: ein Beleg dafür, dass früheres Handeln nötig gewesen wäre. Die Generalsanierung hätte bereits 2019 beginnen sollen, wurde aber immer wieder verschoben. Hätte die Stadt damals investiert, stünden die Schülerinnen und Schüler heute nicht vor einer dreijährigen Zwischenlösung.
Die Folgen sind gravierend: Bis voraussichtlich 2028 ein neues Gebäude fertiggestellt werden kann, wird die Schule auf Provisorien angewiesen sein – verteilt auf Containerklassen und Ausweichquartiere, mit Shuttlebus-Pendelverkehr zwischen Stadtteilen. Der jahrgangsübergreifende Unterricht, der zum pädagogischen Konzept der IGS Süd gehört, wird auf absehbare Zeit nur eingeschränkt möglich sein. Lehrkräfte werden hin- und herpendeln und in fremden Räumen improvisieren müssen, Klassengemeinschaften könnten auseinandergerissen werden, kurz: der Schulalltag wird für alle Beteiligten deutlich komplizierter. News4teachers
Ein- und Absturzgefahr! Diesmal nicht metaphorisch, sondern ganz real: Eine Gesamtschule muss Hals über Kopf geräumt werden. Die Statik hat sich offenbar in den Sommerferien klammheimlich verabschiedet. Während Schüler und Lehrer fluchtartig das Gebäude verlassen, verkündet Bildungsminister Teuber einen „Bauboom“. Das ist also keine Boom-, sondern eine Crash-Bumm-Bang- Meldung. Und sie schreit nach einem Doppelwumms. Während Schulen einstürzen, errichtet Teuber schon mal Luftschlösser mit pädagogischem Pappmaché. Prüfungsformate? Fachlich abgebaut. Leistungsanforderungen? Abrissreif. Die maroden Brücken und Straßen, die zur Schule führen, lässt man sich Zeit zu sanieren. Keine Eile! Wenn niemand mehr hinkommt, braucht man keine Prüfungen in Präsenz. Genial! Eine bildungspolitische Win-win-Situation – zumindest für die Statik. Und für alle, die schon lange der Meinung sind, dass Schule ohnehin zu viel verlangt.
Warum nach neuen Interimsstandorten Ausschau halten. Als „neue Lernräume“ und „Freiarbeitsflächen“ eignen sich die Parkplätze vor den Schulgebäuden doch bestens, dort ist die Einsturzgefahr am geringsten. Und WLAN und Sonnensegel? Vielleicht kommen die ja mit dem nächsten Doppelwumms.
„Lehrkräfte werden hin- und herpendeln und in fremden Räumen improvisieren müssen.“ Davon kann jede zwangsabgeordnete Lehrkraft mit mental emotionaler Einsturzgefahr ein Lied singen. „Über sieben marode Brücken musst du geh’n, sieben dunkle Jahre übersteh’n …“
Ich würde meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass die Sache, die nach “Sieben Mal wirst du die Asche sein” kommen soll, dann auch wirklich klappt.
Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt.
Nö„ ‚Aufgestanden als Ruine‘ – ab morgen früh wieder Standardzustand in Sachsens Klassenzimmern. Schüler taumeln aus dem Ferienkoma, Lehrer aus dem pädagogischen Delirium. Neues Schuljahr, neue Illusionen auf beiden Seiten!
Dann eben die Adaption:
Augestanden in Ruinen und der Tafel zugewandt …
Dazu war dann aber doch der komplette Systemwechsel notwendig.
Bei Bauprojekten der öffentlichen Hand wären umsetzbare Fünf-Jahres-Pläne doch schon ein gewaltiger Fortschritt. Und die Blockparteien CDU/CSU werden doch ohnehin vom ZK (der Katholiken) geführt. Wollen Sie etwa noch mehr Systemwechsel?
“Größerer Regierungssitz – Alles Wichtige zur Erweiterung des Kanzleramtes”
https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/groesserer-regierungssitz-1799034
Derzeit prognostizierte Kosten: 777 Millionen Euro (Stand Mai 2025)
Erfahrungsgemäß zu erwartende Kosten: vermutlich das drei- bis vierfache.
…fällt uns was auf? Nein?!
Die Frage, die gestellt werden muss – und das gerade auch bezüglich der aktuellen Einspardiskussionen (Renten, Verbeamtung, Lebensarbeitszeit von Beamten usw) ist doch die nach der Notwendigkeit … und da diese offensichtlich seit Jahren immer weiter auseinandertreibt, sehe ich die Bedarfe derjenigen, die diesen Staat faktisch voranbringen aber außer bei der Wahl keine Stimme haben (deshalb heißt es ja auch Stimmabgabe – wenn man das Kreuzchen gemacht hat ist die Stimme nun mal weg und man sollte gefälligst die Klappe halten) maximal unzureichnend vertreten.
Wird Ihnen das nicht langsam selbst mal peinlich? Dieses ewige “Früher war alles besser”-Mimimi?
Was soll denn Katze lieber schreiben:
Heute ist Alles schlechter?
Anders wäre vielleich treffender.
Wohl wahr 😉
Früher hätte sie das nicht schreiben dürfen.
Ist das besser oder schlechter?
Früher oder jetzt?
🙂
Hauotsache es war nicht für die Katz:)
Sie fragen ernsthaft, ob eine Diktatur besser war?
Gut, dass Sie nicht mehr unterrichten.
Wieviel früher? 🙂
Vielleicht sollte die “Katze” mal aufhören, Dinge, die nichts miteinander zu tun haben zu vermischen.
Haben sie aber.
Wer einerseits Unsummen vergeudet oder in reine Prestige- und Repurationsprojekte investiert (wie Wrestling in Gambia oder Fahrradwege in Peru…oder eben Regierungspaläste) und andererseits nix für Otto-Nirmal-Wähler tut (wie Schulen bauen) muss sich diese Kritik wohl gefallen lassen…
Nota bene: Würden von Rüstungsmilluarden wenigstens ein Top-Militär hingestellt, wäre “Wrestling in Gambia” wenigstens ein cover um dort mit Bestechung deutsche Firmen reinzubringen, würde der (dann) milluardenschwere Regierungspalast wenigstens auch so protzig aussehen…dann könnte ich zumindest halbwegs damit leben.
Aber so?
Nö.
Natürlich waren Dinge früher auch schlechter.
Andere halt besser.
“Das ist also keine Boom-, sondern eine Crash-Bumm-Bang- Meldung. Und sie schreit nach einem Doppelwumms.”
Was nicht passt, wird passend gemacht. Um mal in der Analogie zu bleiben….
Steckt halt auch analog drin, ist folglich für’n … – äh Gesäß 🙂
Sehe ich provisorische Metallstützen im Schulgebäude, bleibt mein Kind Zuhause! Fertig. Ende. Aus.
Deshalb werden die wie bei der Carolabrücke auch gar nicht erst gesetzt.
Btw Holzstempel bergmännisch gesetzt sind wesentlich sicherer. Meinetwegen auch Reibungsstempel, aber nicht die Maurerstützen.
Bund, Länder und Kommunen warten nur zu gerne mit dem Sanieren, bis absolut nichts mehr geht. Erinnert mich an die Hochstraße zwischen Mannheim und Ludwigshafen – da entschied die Straße/Brücke selbst, wann sie abgerissen werden wollte. Das lange Warten führt dann dummerweise zu Mehrkosten, die man hätte verhindern können.
Prestigebauten gibt man hingegen gerne den Vorzug und pumpt mehrere 100 Millionen Euro rein. Beispiel Mannheim: Das Nationaltheater. Über 300 Millionen Euro lässt man sich das inzwischen kosten. Währenddessen bröckelt an einigen Mannheimer Schulen der Putz von der Decke. Das Schulzentrum auf der Vogelstang wartet seit gut 20 Jahren auf den Neubau. Auch hier wird bald die Gebäudesubstanz entscheiden, dass zu lange gewartet wurde.