BONN. Nur acht Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland, das ergab das gestern erschienene Schulbarometer, fühlen sich in der Schule wirklich wohl (News4teachers berichtete) – lediglich vier Prozent meinen, dass ihnen das Schulgebäude, in dem sie sich werktäglich aufhalten müssen, gefällt. Muss das so sein? Die Frage, wie ein Lernraum der Zukunft aussehen sollte, beschäftigt den Bürgerrat Bildung und Lernen* (der am kommenden Wochenende in Leipzig tagt) – aktuell auch im neuen Podcast „Bildung, bitte“. Darin diskutieren Bürgerratsmitglied Kilian Safranik mit der Architektin Barbara Pampe und dem Journalisten Andreas Bursche, welche Auswirkungen die Lernumgebung auf die Motivation der Schülerinnen und Schüler haben kann.
In der neuen Folge des Podcasts „Bildung, bitte!“ des Bürgerrats Bildung und Lernen dreht sich alles um die Frage: Wie wichtig ist Wohlfühlen beim Lernen? Moderator Andreas Bursche (bekannt vom WDR) beleuchtet, ob Schulen als Lebensorte genauso wie moderne Büros angenehmer gestaltet werden könnten – mit Rückzugsorten und Wohlfühlzonen.
Kilian Safarik, Mitglied des Bürgerrats Bildung und Lernen und ehemaliger Schüler aus Brandenburg, teilt seine persönlichen Erfahrungen: Nach einer erfolgreichen Grundschulzeit verlor er später den Anschluss, fühlte sich zunehmend unwohl und zog sich zurück. „Es war nicht mehr schön“, sagt er, und berichtet, wie fehlende Rückzugsorte seine Schulzeit prägten. „Ich bin natürlich noch regelmäßig zur Schule gegangen, aber bin dann natürlich nicht gerne nach der Schule noch da geblieben, habe da nicht noch mit Leuten groß gequatscht. Bin dann wirklich immer nur hin und zurück und auch manchmal, wenn ich mal einen Freiblock hatte, in der einen Stunde nur ganz schnell nach Hause, damit ich da halt nicht im Schulgebäude rumlungern muss“, erzählt er.
Barbara Pampe, Architektin und Vorständin der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, erklärt, warum herkömmliche „Klassenraumflurschulen“ nicht mehr zeitgemäß sind. Sie fordert variablere Raumkonzepte: „Wenn Schule ein Lebensort wird, brauchen wir mehr als Klassenzimmer und Flure – vor allem Rückzugsorte.“
Eingeblendete Kinderstimmen aus Schulen bestätigen den Bedarf: „In meiner Schule ist die Bibliothek der beste Ort, weil es dort gemütliche Stühle gibt und ich mich gut konzentrieren kann“, erzählt ein Schüler. Ein anderer wünscht sich einen „Chill- und Lernraum“ mit Sitzsäcken und Steckdosen.
Kilian Safarik schildert, wie fehlende Ruhe und der Mangel an persönlichen Rückzugsräumen ihn in der Oberstufe belasteten: „Da hat sich so eine Anspannung reingebracht, und ich konnte mich gar nicht auf den Unterricht konzentrieren.“ Zudem habe ihm das Kurssystem zu schaffen gemacht, erzählt Kilian Safarik. Im Klassenverband habe er sich wohl gefühlt, aber im Kurssystem der Oberstufe habe ihm der sichere Raum gefehlt. „Vier Blöcke am Tag, in jedem Block unterschiedliche Leute, das war halt einfach irgendwo zu viel“, erläutert er.
Architektin Barbara Pampe ergänzt, dass es für ein optimales Lernumfeld vielseitigere Raumkonzepte brauche. Sie betont: „Schule ist ein Lebensort – genau wie moderne Arbeitsplätze brauchen wir variable Räume für Gruppenarbeit, Rückzug und Begegnung.“
Die drei Gesprächspartner diskutieren darüber, warum sich viele Schulen bis heute nicht an die modernen Anforderungen angepasst haben. Zudem werfen sie einen Blick auf inspirierende neue Schulkonzepte, die Raum für Kreativität und Entfaltung schaffen.
„Schöne Räume allein machen keine gute Schule – es kommt darauf an, wie sie genutzt werden“
Kilian Safarik schildert seine Eindrücke vom Bildungscampus Nord in Köln, wo er erstmals erleben konnte, wie innovative Raumgestaltung Lern- und Denkanstöße fördern: „Ohne dieses Modell hätte ich mir gar nicht vorstellen können, wie anders Schule sein könnte“, sagt Safarik. Er habe sich auf dem Bildungscampus nicht wie an einer Schule gefühlt, da die Räume dort viel heller waren, als er es von Schulen gewohnt ist.
Barbara Pampe erklärt, warum solche Leuchtturmprojekte wichtig sind: „Sie zeigen, dass Schulen nicht nur Kästen mit Fluren und Klassenzimmern sein müssen. Wenn Räume durchdacht gestaltet sind, fühlen sich Lernende wertgeschätzt – das steigert Motivation und Wohlbefinden.“
Warum setzen sich solche Ansätze nicht flächendeckend durch? Barbara Pampe sieht den Fokus oft zu wenig auf Bildung und Bildungsarchitektur gerichtet: „Es braucht eine enge Verzahnung von Architektur und Pädagogik. Schöne Räume allein machen keine gute Schule – es kommt darauf an, wie sie genutzt werden.“
Ein Beispiel zeigt, dass Investitionen in Qualität belohnt werden: Eine Schule mit eleganten Holzmöbeln und Wohlfühlatmosphäre verzeichnete nahezu keinen Vandalismus. Barbara Pampe erklärt: „Schüler*innen lernen schnell, mit wertvollen Räumen respektvoll umzugehen, wenn man ihnen zeigt, dass ihre Umgebung es wert ist, geschützt zu werden.“
Wird am Wohlfühlort Schule die Disziplin geopfert? Andreas Bursche bringt die preußische Tradition ins Spiel, die Generationen kluger Köpfe hervorgebracht hat, und fragt kritisch, ob Schulen nun auch Chill-Orte sein müssen. Barbara Pampe kontert klar: „Wohlfühlen heißt nicht chillen. Es heißt, in einer Umgebung zu lernen, die Arbeit und Konzentration fördert, ohne Disziplin oder Ernsthaftigkeit zu vernachlässigen.“ Kilian Safarik ergänzt aus eigener Erfahrung: „Man kann sich zusammenreißen und lernen, aber es geht leichter, wenn das Umfeld angenehm ist – frische Luft, entspanntes Klima. Man kommt gerne dorthin.“
Die Diskussion wendet sich dann praktischen Aspekten zu mit der Frage: Wie können bestehende Schulgebäude zukunftsfähig gestaltet werden? Barbara Pampe betont die Notwendigkeit eines Dialogs: „Pädagogik und Architektur müssen zusammengedacht werden. Schulen sollten sich fragen: Wie wollen wir lernen und lehren? Und Schulträger müssen diese Prozesse initiieren, statt einfach Standardlisten abzuhaken.“
In Deutschland ist der Schulbau jedoch föderal organisiert – eine Herausforderung, da Bau und Pädagogik oft in getrennten Händen liegen. Die Lösung? Kommunen müssen Prozesse starten, in denen alle Beteiligten – Pädagog*innen, Architekt*innen, Schüler*innen und das Quartier – gemeinsam herausfinden, was ihre Schule wirklich braucht.
Kilian Safarik berichtet aus den Diskussionen im Bürgerrat, wie Schüler*innen über ihre ideale Lernumgebung nachdenken. Reflektiert äußerten sich schon die Jüngsten, etwa zur Idee von Haustieren oder Pflanzen im Klassenraum. Viele Kinder fanden das nicht praktikabel: „Wer kümmert sich in den Ferien darum? Das lenkt doch eher ab.“ Diese Gespräche zeigen: Partizipation fördert erstaunlich oft Vernunft.
„Diese Schule lebt Vielfalt. Sie bietet Licht, Wärme, Rückzugsorte und Raum für gemeinsames Arbeiten. Und das macht den Unterschied – man fühlt sich sofort wohl und ernst genommen“
Barbara Pampe bringt Inspiration aus Dänemark mit, wo eine Schule die perfekte Balance zwischen Funktionalität und Kreativität gefunden hat. Schon von außen beeindruckt die Architektur mit Terrassen, die den Außenraum aktiv einbinden. Im Inneren überrascht die Gestaltung: eine Mischung aus offenen Räumen mit Blickachsen, Rückzugsorten, warmen Holzmaterialien und hochwertigen Möbeln. Besonders einladend: Eine breite Treppe mit Sitzstufen, die als Treffpunkt dient. Lernen passiert hier überall – individuell oder in Gruppen, in Räumen oder auf Kissenflächen.
„Diese Schule lebt Vielfalt. Sie bietet Licht, Wärme, Rückzugsorte und Raum für gemeinsames Arbeiten. Und das macht den Unterschied – man fühlt sich sofort wohl und ernst genommen“, erläutert Pampe.
Sie berichtet außerdem davon, dass in der dänischen Schule architektonische Raffinesse die Lautstärke reduziert – und das nicht nur durch clevere Bauweise. Kilian Safarik ergänzt: „Wenn Räume mit Liebe gestaltet sind, respektiert man sie mehr. Es gibt weniger Vandalismus, weil man merkt, dass hier Sorgfalt hineingeflossen ist.“ Er meint: Dieser Ansatz könnte das Lernen auf ein neues Niveau heben. News4teachers
Der Bürgerrat Bildung und Lernen besteht aus mehr als 700 zufällig ausgelosten Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland und wurde 2020 von der Montag Stiftung Denkwerkstatt ins Leben gerufen. Sie hat auch den vorliegenden Podcast bereitgestellt.
Im Sinne einer lebendigen Demokratie diskutieren die Mitglieder des Bürgerrats gemeinsam über gesellschaftliche und bildungspolitische Fragen. Welche Probleme und Herausforderungen müssen im Bildungsbereich dringend bearbeitet werden? Wie könnten bildungspolitische Reformen aussehen, die Probleme lösen und gleichzeitig in der Gesellschaft mehrheitsfähig sind? Und: Wie soll gerechte Bildung in Zukunft aussehen?
Ein umfassendes Papier mit Empfehlungen wurde bereits erarbeitet und an die KMK übergeben. Am kommenden Wochenende steht eine weitere Sitzung in Leipzig an, auf der die weiterführende Frage diskutiert werden soll: „Chancengerechtigkeit: Wie viel Freiheit braucht das Lernen?“
Der Bürgerrat Bildung und Lernen ist aktuell der einzige Bürgerrat, der auf Bundesebene aktiv ist und auch Kinder und Jugendliche einbezieht. Die mehr als 250 Schülerinnen und Schüler kommen über sogenannte Schulwerkstätten der Bundesländer dazu und sind vollwertige Mitglieder des Bürgerrats Bildung Lernen. Darüber hinaus haben sie aber auch eigene Empfehlungen entwickelt sowie einen offenen Brief unter dem Titel „Hört und zu!“ geschrieben.
Hier geht es zu weiteren Folgen der News4teachers-Podcasts:
Den Podcast finden Sie auch auf
Bei uns heißt es immer: aber der Brandschutz!!! In den werden Unsummen gesteckt und der verhindert viele Ideen.
Ist das gelobte Beispiel die ‘Bildungslandschaft Altstadt-Nord’, mit Baukosten von (2019, Prognose) ca 120 Mio für 2000 Kinder? 8 Millionen SchülerInnen in Deutschland, dann schaffen wir mit einer ‘Zeitenwende’ von 100 Milliarden für etwa 1/5 diese schöne neue Welt. Das ist dann ein Baustein, nicht das Ende, es fehlen noch Lehr- und Erziehungskräfte, Sozialarbeiter, Förderlehrer, Ressourcen für DaZ, IT-Support und, ganz vergessen, IT-Hardware (laufender Ersatz veralteter Geräte), Verwaltungsentlastung (z.B. Sekretariat, das funktioniert auch nur über Selbstausbeutung).
Die schönen Ideen sind nicht das Problem, alle Lehrer wissen, dass ‘Flurschulen’ mit den heutigen Unterrichtsansätzen kollidieren. Man sollte aber im Blick behalten, dass der Bürgerrat ziemlich im luftleeren Raum arbeitet und nur für ‘Ideen einer besseren Schule’ zuständig ist. Und diese Ideen sind nicht weltbewegend neu.
Wir hatten vor einer Weile einen größeren Umbau, kurz danach einen zusätzlichen Anbau. Alle wussten, was gut wäre. Arbeitsgruppen, Lehrer und Schüler, alles darf gedacht werden, Vorschläge, sehr kooperativ, dann: jetzt muss eingearbeitet werden, was möglich ist. Nur leicht übertrieben war am Ende gerade die Wandfarbe noch diskussionsfähig. Pressemeldung: ‘Unsere Schule ist fertig, alles nach den Wünschen der Schüler und Lehrer’
Braucht es wirklich Leuchtturmprojekte? Während die meisten Schulen im Winter nur ‘schlechte Luft’ oder ‘eiskalt’ kennen? Fenster komplett öffnen geht nur wenn der Lehrer da ist, also in der Stunde…bei 2°…da lernt es sich sehr gut. Irgendwann muss die Politik entscheiden, zweckgerechte Neubauten über 20-30 Jahre errichten oder zielgerichtete Verbesserungen an den alten Gebäuden (z.B.Lüftung) oder…nichts tun und erst dann aktiv werden, wenn der Druck zu groß wird. Ich habe so eine Idee und kann mir vorstellen, was wahrscheinlich (abgesehen von Einzelfällen) aus den Ideen des Bürgerrats wird.
Nirgendwo ist es so dunkel, wie am Fuße des Leuchtturms…
Bevor jetzt viele hier ins Träumen und Schwärmen kommen:
Solche “Leuchtturmprojekte” sind eine Ohrfeige für jede Lehrkraft, die sich täglich in den Schulen der landläufigen Realität befindet.
Wann verkündet die Stadt Köln die Fertigstellung weiterer Einrichtungen wie der “Bildungscampus Nord”, damit aus einem Vorzeigeprojekt ein Projekt für alle werden kann?
Wann fordert ein “Bürgerrat Bildung und Lernen” die dafür zwingend notwendigen Steuererhöhungen, damit die “Schule der Zukunft” in der Fläche verwirklicht werden kann. Bitte konkret, soll es die Mehrwertsteuer, die Gewerbesteuer, die Erbschaftssteuer, eine wiedereingeführte Vermögenssteuer oder eine andere Steuerart sein?
Traurig, wie unpolitisch und bisweilen naiv über die notwendigen Reformen gesprochen wird.
Allein die Streichung des Dienstwagenprivilegs für Gutverdiener (fünf Milliarden Euro im Jahr) würde reichen, um den Sanierungsstau an allen Schulen in Deutschland binnen zehn Jahren komplett aufzulösen. Es ist eine Frage der politischen Prioritätensetzung – Deutschland ist kein armes Land.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Danke, ein solches steuerliches Privileg gehört auch in diese Reihe.
Deutschland ist wahrlich kein armes Land, jedoch wird die notwendige Finanzierung der dringend anstehenden Reform nur selten erwähnt, wenn Visionen vorgestellt oder über Leuchttürme geschwärmt wird.
Leidtragende sind die Lehrkräfte in den real existierenden Schulen vor Ort sowie jene Kinder und Jugendliche, deren Eltern für Privatschulen, Auslandsaufenthalte und Nachhilfe kein Geld haben.
PS: Ich würde es gerne glauben, meinen Sie tatsächlich, dass fünf Milliarden Euro im Jahr reichten, um bundesweit Schulen zukunftsfähig zu machen?
Das ist ein Beispiel dafür, dass sich Deutschland – wie etwa die skandinavischen Länder – baulich und personell gut ausgestattete Schulen leisten könnte. Meinen übrigens nicht nur wir: “Wirtschaftsweise: Schuldenbremse für Bildung lockern! Mehr noch: Regierungen zu Investitionen in Schulen verpflichten!” Quelle: https://www.news4teachers.de/2024/11/wirtschaftsweise-schuldenbremse-fuer-bildung-lockern-regierungen-zu-investitionen-in-schulen-verpflichten/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Es fehlen mindestens 1 bis 1,5 Prozentpunkte vom BIP pro Jahr Investitionen in die Bildung, um mit den skandinavischen Ländern aufschließen zu können, also rund 40-60 Millairden Euro extra pro Jahr (Schulen, Kindergärten, Hochschulen).
Der Sanierungsstau von mindestens 50 Milliarden Euro in den Schulgebäuden, der aufgearbeitet werden müsste, kommt natürlich extra dazu.
Deutschland hat seit Jahrzehnten hauptsächlich auf das “Automobil” gesetzt und nicht auf Zukunfstechnologien wie das Internent, Software, KI, Gentechnik (BionTech ist ja schon praktisch abgewandert) oder Kernenergie (in Deutschland abgewickelt, wir waren da einmal führend, jetzt großes Comeback weltweit, da klimaneutral, außer in Deutschland: Wir zerstören unsere AKWs aus ideologischen Gründen). Von “Bildung” wollen wir hier gar nicht sprechen, das ist und war immer nur ein Kostenfaktor. Jetzt ist der Drops “Automobil” ausgelutscht, die Konzerne wenden sich von Deutschland ab, da zu teuer (Personal, Energie, Bürokratie). Es wird gespart werden, das Gequatsche von “Bildungsrepublik Deutschland” wird daran nichts ändern. Alle Staaten mit Problemen sparen zuerst bei der “öffentlichen Dasseinsvorsorge”, also Bildung, Gesundheit, innere Sicherheit (in dieser Reihenfolge). Da wird Deutschland keine Ausnahme sein. Deshalb ja auch die miese Einkommensentwicklung im öffentlichen Dienst seit Jahren.
Gen Z weiß das und wendet sich ab. Gut Qualifizierte haben blendende Aussichten, aber nicht in Deutschland: Aktuell verdient man real in den USA z.B. im Durchschnitt 50% mehr als in Deutschland, in der Schweiz bis zu 100%: Warum sollte ein cleverer junger Mensch ausgerechnet seine Zukunft im Billiglohnland Deutschland sehen und dort im noch billigeren öffentlichen Dienst, z.B. als Lehrer? Die sind doch nicht blöd!
Der Sanierungsstau an deutschen Schulen beträgt je nach Quelle 50-55 Milliarden Euro, macht also ungefähr die Hälfte des „Sondervermögens“ für die Bundeswehr aus. Davon abgesehen, dass Sanierung lediglich bedeutet: Fenster wieder dicht, Putz haftet wieder, Heizung heizt, und damit nicht ein einziger Raum geschaffen ist, der architektonisch und von der Einrichtung her dem gleichkommt, was im Artikel als lernförderliche und wertschätzende Umgebung beschrieben wird, ist das Problem, dass in Deutschland i.d.R. die Kommunen Träger der Gebäude sind. Die Einnahmen aus der Dienstwagensteuer, die Sie so oft erwähnen, gehörten im Falle der Erhebung aber nur zu rund 15% den Kommunen, den Rest teilen sich Bund und Bundesland des Fahrers. Alle drei müssten also willens sein, diese bundesweit (je nach Schätzung) 3 – 5 Milliarden in die Schulsanierung zu stecken, und sich dann noch einigen, welches Gebäude wann dran ist. Hört sich nicht realistisch an.
Die meisten Kommunen in D sind nicht in der Lage, ohne enorme Fördermittel des Landes oder des Bundes mal eben ein paar Millionen für die Sanierung EINER Schule oder ein paar hundert Millionen für die Sanierung ALLER Schulen aufzubringen. Die Bundesländer sind, wenn ich den Pressemitteilungen über die Sparkonzepte der einzelnen Länder glauben darf, ebenfalls enorm klamm. Der Bund wird von den Ländern immer wieder daran erinnert, dass Bildung Ländersache ist, und wenn ich mir das bürokratische Drama mit dem Digitalpakt anschaue, glaube ich nicht daran, dass der Bund ausreichend Fördermittel für die Sanierung, geschweige denn für Um- und Neubau bereitstellen kann und wird. Die Einnahmen aus dem Dienstwagenprivileg (wie gesagt, zwischen 3 und 5 Milliarden pro Jahr) sind außerdem viel zu gering, um den Verfall der Gebäude aufzuhalten, bis die Gebäude an der Reihe wären, saniert zu werden.
Wir müssen viel größer denken: Reichensteuer, Kappung der Einnahmen ab Summe X durch Steuer von nahezu 100%, Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer sowohl privat als auch für Firmenvermögen. Da muss die Bundesregierung mal ran, und das wird unter keiner Bundesregierung je passieren, weil die Lobby der Vermögenden (ich sag nur: Verband der Familienunternehmer) in D dermaßen einflussreich ist.
“binnen 10 Jahren” –> rechnerisch!
Selbst wenn das Geld heute auf dem Tisch läge, es vergingen mehr als 20 Jahre für Planung und Neuplanung und Überplanung und … und …. für die Umsetzung…
Vom ersten Gedanken an eine notwendige Sanierung im Minimalkonsens bis zur Fertigstellung im große Stil (Kernsanierung) bei uns ware es 16,5 Jahre.
Das Dienstwagenprivileg ist eine indirekte Sanierung der Automobilindustrie – da sollte man gerade nicht dran rütteln. Hat die Automobilindustrie eine Lungenentzündung, liegt die Republik palliativ in den letzten Zügen. Was wir derzeit erleben ist nur ein kleiner grippaler Infekt bei der Automobilindustrie.
Deutschland ist wahrlich kein Armes Land. Die Einnahmenseite ist nicht das Problem im Staatshaushalt, es ist die Ausgabenseite.
Ich sag nur SCHULTOILETTEN.
Weiter muss man gar nicht schauen, um zu sehen, was Kinder und ihre Würde Politiker:innen wert sind.
Selbst sanierte Toiletten werden ganz schnell wieder zerstört und versaut. Und dann müsste man nur noch überlegen, wer das denn macht. – Die Eltern? Die Lehrkräfte? Die Hausmeister?
Naja … viele Personen machen eben viel Dreck.
Schulen kleiner machen und flächendeckender verteilen.
WC-Dienst muss nicht an eine Reihnigungsfirma ausgelagert werden.
Wenn Schulen und Wohnorte wieder näher beisammen wären,
dann könnte man auch zum WC-Gang nachhause gehen.
Wie sieht es aus?
Digital vernetzt
Kooperiert mit dem Umland und Firmen
wird viel offener (nicht mehr 30 in einen engen Raum mit Ansteckung im Winter)
4-Tage Woche für alle Lehrkräfte.
30% Homeschooling möglich machen.
Einige SuS pendeln von weit her. Dass muss nicht sein und ist auch ihr Wunsch.
Zumindest da, wo es geht.
“Ei sag, wie sieht der Lernraum der Zukunft aus?”
Man stellt noch einen Stuhl dazu.
Rest bleibt, ist eben Klasse.
Hübsch mit Tablets, Deko eben.
“Frische Luft, entspanntes Klima. Man kommt gerne. Wird es so?”
[Pause, Stille, dann erbebend:]
Herr, vergib ihnen. Sie werden wissen, was sie müssten.
[Vorhang und sogleich von vorn]
Der Podcast ist ja ganz spannend, aber einige Dinge irritieren mich:
Die Hauptkritik von Kilian an der Oberstufe ist doch zunächst, dass in der Oberstufe wenig Unterricht im Klassenverband stattfindet, sondern er sich mehrmals am Tag auf eine neue Lerngruppe einstellen musste. Das hat wenig mit Architektur zu tun.
Dazu kommt, dass er gerne nette Aufenthaltsmöglichkeiten in den Pausen und für die Zeit nach dem Unterricht gehabt hätte.
Bei Frau Pampe irritiert mich, dass sie gerne kleine Besprechungszimmer für Lehrer und Schüler hätte und meint, dann würden sich auch Lehrkräfte eher in den Pausen Zeit nehmen für Gespräche. Natürlich führt man Gespräche in den Pausen, auf den Fluren, auf dem Schulhof oder mal im sonst leeren Klassenraum. Zumindest als Mann achtet man dann aber schon auf offene Türen. Einen kleinen, “privaten” Besprechungsraum würde ich auf keinen Fall wollen.
Ihre Vorstellung von “respektvollem Umgang” mit Räumen mag für Gymnasien gelten. Als Gesamtschule sieht man oft, dass auf Toiletten randaliert wird, dass Holzsitzmöbel in bestimmten Flurbereichen eingetreten werden, oder man SuS in einen kleinen Nebenraum lässt, der Raum danach aber katastrophal hinterlassen wird.
Auch das selbstständige, eigenverantwortliche Lernen in Kleingruppen funktioniert vielleicht für einige SuS. Bei uns sitzen sie dazu oft in den Fluren oder Treppenhäusern. Wenn man in einer Freistunde o.ä. vorläuft, sieht man meist, dass eben nicht gearbeitet wird.
Übrigens sind es bei uns eben die SuS, die nicht arbeiten, die als erstes fragen, ob sie zum Lernen rausgehen dürften. So haben zumindest die lernwilligen SuS im Klassenraum ihre Ruhe.
Und wie offene Raumkonzepte, die man in einigen Modellschulen sieht, funktionieren sollen, ist mir ein Rätsel. Teilweise kann man ja nichtmal im Sommer die Fenster und Klassenraumtüren offen lassen, weil andere Klassen so laut sind, dass man nicht vernünftig arbeiten kann. Wie da offene Konzepte funktionieren sollen, ist mir ein Rätsel.
Mir wären Schulen mit sauberen Toiletten ohne Schimmel an den Wänden und maroden Sporthallen für den Anfang schon genug. Wenn die teils abrissreifen Gebäude einmal durchsaniert sind, können wir gerne über andere Raumkonzepte sprechen. Bis dahin wirds ein sehr lange Weg werden.
Schulen sollten die Prunkbauten des Landes sein. In vielen Stadtteilen sind sie die größten Schandflecke.
Warum spricht niemand über Klimaanlagen? In Büros mittlerweile Standard aber in Schulen unbekannt. Bei uns in BaWü beginnen die Ferien Ende Juli.
Vielleicht kann man die wenig vorhandenen Luftfilter umrüsten. Gewartet werden die Dinger an den mir bekannten Schulen sowieso nicht (zu teuer) und stehen ausgeschaltet in den Klassenzimmern.
Ähm, nein. Klimaanlagen im Büro sind kein Standard. Hatte ich noch nie. Bei uns ist auch Schwitzen angesagt…
Wer ist eigentlich zuständig für die Ausstattung deutscher Auslandschulen? Tatsächlich gibt es dort fast alles, was im Artikel genannt wird. Geht vermutlich auch darum, sich im guten Licht zu präsentieren. Ist vielleicht so ähnlich wie DB, die auch überall in der Welt funktioniert, nur nicht in Deutschland.
Ihre Ideen , werte @Redaktion, Bildungsorte durch das Wegnehmen von Privilegien zu finanzieren, haben gerade zu etwas Revolutionäres. Gibt es denn eine Partei, die im Bundestag vertreten ist, die mitziehen würde?
Man kann sich beklagen und fügen oder man kann versuchen, im Rahmen seiner Möglichkeiten etwas zu verändern.
Meine Teamkollegin und ich haben mit unserer 7. Klasse (23 Schülerinnen und Schüler) damals beschlossen, dass unser Klassenraum schöner werden soll. Vorher: Weiße/wurstpellenfarbige Wände, teils bekritzelt, kaputte Rollläden, keine Pflanzen, zwei Kallaxregale, die nur leidlich genutzt wurden und immer vermüllt waren.
Dazu Tische und Stühle.
Wir haben uns die Projektwoche ausgesucht, um daran zu arbeiten. Die Schulleitung war einverstanden. Dann wurden die Eltern auf dem nächsten Elternabend informiert. Die Idee kam super an und fast alle Eltern boten ihre Hilfe an und sei es nur, dass sie entsprechendes Werkzeug von daheim mit in die Schule gaben.
Dieses Projekt bot gleichzeitig auch fächerübergreifendes Lernen: So wurde berechnet, wie groß der Raum ist, wie viel Farbe wir benötigen…
Die Hausmeister brachten vom Baumarkt verschiedene Farbvorschläge mit, es wurde sich dann auf ein Petrol und ein gebrochenes Weiß geeinigt, das Petroleum hüfthoch vom Boden aus gestrichen, der Rest in dem Weiß. Die Hausmeister besorgten die Farben und los ging’s.
Woher wurden die Verwendung der unterschiedlichen Pinsel und Rollen besprochen, der Raum entsprechend abgeklebt und mit Folie ausgelegt. Ein Elternteil brachte an einem Tag ein Lasergerät mit, so dass die Übergangslinie der Farben schön gerade wurde.
Am Ende überlegten sich die Schülerinnen und Schüler eine Sitzordnung, mit der sie gut arbeiten konnten (trotz allem mit dem Hinweis, dass wir als Klassenlehrer schauen, wie es klappt).
Ein paar Pflanzen, teils Spende, teils günstig neu gekauft, vom Klassenbudget Einsatzkörbe für die Regale (für jeden Schüler ein Fach) und neue Rollos.
Insgesamt hat die Woche gereicht, wir hatten einen tollen Klassenraum und andere Klassen ließen sich vom Projekt “Klassenraumverschönerung” inspirieren.
Und: Die Wertschätzung war eine ganz andere, da alle wussten, wie viel Aufwand es gewesen war, den Raum so herzurichten. Und für ihr späteres Leben haben sie sicherlich auch etwas gelernt.
P.S. Der Brandschutz kam auch irgendwann und hatte nichts zu beanstanden.
Gegen ein bisschen Farbe an der Wand und ne Zimmerpflanze kann selbst der Brandschutz nichts ausrichten.
in 10 Jahren werden nur noch 50% im Klassenraum (irgendeinem Raum in der Schule) stattfinden. In dem sind dann Lerninseln und andere Ecken.
50% findet im Sommer draußen statt, in einer Firma, zuhause, in Gruppen und im Park.
Mithilfe von online-Klassenräumen wird es wunderbar kompatibel sind und gleichzeitig verbessern sich alle in Informatik 😉
Auf geht’s
Jetzt seid ihr dran? Was macht KI? Werden 20% von einem Roboter unterrichtet?
Brauchen wir kaum noch.
4 Tage Woche für alle Lehrkräfte
30% Homeschooling.
dann sind zwar immer noch 70% in einem engen Raum, aber schon mal etwas weniger.
im Winter auch zu gefährlich wegen Ansteckungen.
Außerdem sind wir doch so digital & vernetzt. Andere und vor allem Eltern genießen schon jetzt ausgeprägtes Homeoffice bei 10% mehr Gehalt aktuell dank Inflation.
Realist hat darauf hingewiesen.
Und schon wieder haben Sie die Forderung nach Transport per Helikopter, Nutzung der Flugbereitschaft des Bundes und die persönliche Stylistin für Lehrkräfte vergessen…
Vielleicht sollten die Mitarbeiter im Landratsamt eine Woche pro Monat in der Schule arbeiten, dann würden die Landräte sicher schnell Baumaßnahmen einleiten.