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Bayern steuert ab 2026 auf wachsenden Lehrermangel zu – Fleischmann: “Unverständlich!”

MÜNCHEN. Steigende Schülerzahlen treffen in Bayern auf einen Einstellungsstopp für Lehrkräfte im Jahr 2026 – mit gravierenden Folgen für die Unterrichtsversorgung. Zwar startet das neue Schuljahr 2025/26 mit zusätzlichen Stellen, doch ab 2026 sind die Hände der Kultusministerin gebunden. BLLV-Präsidentin Fleischmann übt scharfe Kritik. 

“Hier ist die Politik in der Pflicht”: Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV. Foto: BLLV

Trotz deutlicher Warnungen von Lehrerverbänden vor einem sich zuspitzenden Lehrermangel gibt es in der Staatsregierung noch keine Pläne, das sogenannte Stellenmoratorium aufzuheben. „Der weitere Verlauf hängt dann von den künftigen Haushaltsverhandlungen ab“, sagte Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) in München. Sie wolle sich dafür „mit aller Kraft“ einsetzen.

Das Moratorium bedeutet, dass für das Schuljahr 2026/27 keine zusätzlichen Lehrerstellen geschaffen werden dürfen. Neueinstellungen sind dann nur für frei werdende Posten möglich. Auf das aktuelle Schuljahr hat die Regelung noch keinen Einfluss.

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1.300 neue Stellen für das Schuljahr 2025/26

Nach Angaben von Stolz sind zum Schuljahresbeginn 1.300 neue Lehrerstellen geschaffen worden. Insgesamt werden rund 4.200 Lehrkräfte eingestellt – deutlich mehr als in den Vorjahren. Hinzu kommen 600 zusätzliche Stellen für sogenannte multiprofessionelle Teams, etwa pädagogische Assistenzen oder Schulverwaltungskräfte. Außerdem starten in diesem Jahr 4.200 Referendarinnen und Referendare ihre Ausbildung, dazu 570 Quereinsteiger.

Insgesamt 1,76 Millionen Schülerinnen und Schüler besuchen in der kommenden Woche die Schulen im Freistaat – darunter 132.000 Erstklässler. Damit steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler im Vergleich zum Vorjahr um rund 46.000. Bayern verfügt über mehr als 6.000 Schulen.

BLLV warnt vor Zuspitzung

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) reagierte mit scharfer Kritik. Präsidentin Simone Fleischmann bezeichnete es als „völlig unverständlich“, dass die Staatsregierung trotz der absehbaren Entwicklung am Einstellungsstopp für 2026 festhält. „Die Kultusministerin verkündet Zahlen und Projekte – aber den Kompass, wie wir die Schulen tatsächlich personell sichern, vermissen wir“, sagte sie.

Fleischmann warnte davor, dass die Vielzahl an neuen Programmen zwar politisch gut klinge, die Lehrkräfte an den Schulen aber längst an ihrer Belastungsgrenze angekommen seien. „Wir haben starke Lehrerinnen und Lehrer, die Tag für Tag alles geben. Doch ohne ausreichende Stellen, ohne Entlastung, ohne echte Perspektive wird das System kollabieren“, so die BLLV-Chefin.

Politische Bildung, Bewegung, Inklusion – viele Projekte, offene Fragen

Stolz stellte beim Schuljahresauftakt zudem inhaltliche Schwerpunkte vor. Dazu gehören maximal 20 Minuten Bildschirmzeit am Stück für Grundschulkinder, täglich mindestens 30 Minuten Bewegung sowie die wöchentliche „Verfassungsviertelstunde“. Außerdem kündigte sie 100 neue Stellen für Inklusion und elf Standorte für schulartunabhängige Deutschklassen an.

Der BLLV konterte: „Projekte und Dialogrunden sind das eine. Aber entscheidend ist, dass wir genug Lehrkräfte haben, um die Unterrichtsversorgung überhaupt sicherzustellen. Hier ist die Politik in der Pflicht.“ News4teachers / mit Material der dpa

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