MÜNCHEN. „Die Krise führt dazu, dass wir handeln müssen“, dies hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigt. Angesichts der schwierigen Wirtschaftslage müsse Bayern „Maß halten“. Das betrifft auch die Lehrkräfte im Freistaat: Ob es zum versprochenen Zuwachs an Stellen im Schuldienst tatsächlich kommen wird – lässt der Regierungschef derzeit offen. Dafür erhöht er den Druck auf Teilzeit-Lehrkräfte, Mehrarbeit zu leisten.
Für das Jahr 2026 hat das Kabinett schon jetzt ein generelles Stellenmoratorium beschlossen – und will dann auch den bis 2030 angekündigten Abbau von 5.000 Stellen starten. Was dies für das im Koalitionsvertrag eigentlich angekündigte Plus etwa bei Lehrerstellen heißt, ließ Söder im Unklaren. Dort wurden insgesamt 6.000 neue Lehrerstellen versprochen – wovon aber noch die Hälfte offen wäre. „Der Koalitionsvertrag gilt immer, aber er muss sich an den Realitäten der finanziellen Dinge anpassen“, sagte Söder dazu – aber es sei ja auch noch Zeit bis 2028.
„Die Nichtbesetzung einer Stelle, die versprochen wird, bedeutet immer: Die, die da sind, müssen es richten“
Die Staatsregierung setzt zugleich auch darauf, dass mehr Lehrer, die heute in Teilzeit arbeiten, aufstocken, um dem Lehrermangel etwas entgegenzusetzen. „Wir richten den Appell über das Kultusministerium, zwei Stunden Mehrarbeit freiwillig dort, wo Teilzeit ist. Es braucht eine Lösung für den Teilzeitbereich. Anders wird es nicht gehen“, befand Söder.
Simone Fleischmann, Chefin des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV) verurteilte die angekündigten Sparpläne gegenüber der Passauer Neuen Presse als „fatales Signal“ und forderte: „Wir dürfen nicht an der einzigen Ressource sparen, die wir haben: den Köpfen unserer Kinder.“
Die Teilzeitmöglichkeiten einzuschränken, koste unter dem Strich Lehrkräftestunden, weil dieser Schritt angesichts der bereits hohen Belastung zu vermehrter Berufsunfähigkeit, früherem Ruhestand und komplettem Ausstieg von Kolleginnen und Kollegen führe. Auch für die Nachwuchsgewinnung wäre ein solcher Schritt aus Sicht der BLLV-Präsidentin kontraproduktiv. Wer aus der jungen Generation jetzt vielleicht mit dem Lehrberuf liebäugele, den verschrecke die Staatsregierung mit ihren Plänen.
Zudem wirke sich die mögliche Nichtbesetzung geplanter Stellen direkt auf die Kolleginnen und Kollegen aus, die in den Schulen derzeit die Fahnen hochhalten: „Die Nichtbesetzung einer Stelle, die versprochen wird, bedeutet immer: Die, die da sind, müssen es richten“, stellt Simone Fleischmann klar. News4teachers / mit Material der dpa
Im Teufelskreis: Lehrermangel, Druck, Flucht aus dem System, noch mehr Lehrermangel
Teilzeit ohne familiäre Gründe kommt m.W. doch eher selten vor und die darf nun einmal nicht verwehrt werden. Und diejenigen, die aus Gründen der persönlichen Belastungssteuerung in Teilzeit sind, dürften bei mehr Druck wohl eher auf die eine oder andere Art aus dem Beruf ausscheiden. Mir ist also nicht klar, welches Potential der Oberpopulist hier heben möchte.
Kann durchaus eine win-win-Situation werden, wenn man´s nur positiv genug sieht:
Ich kenne drei Kolleginnen, denen vor einigen Jahren die (wegen persönlicher Belastung genommene) Teilzeit verpflichtend deutlich aufgestockt wurde.
Die sind jetzt ständig längerfristig krank bei höherer Bezahlung – was ich ihnen von Herzen gönne!
Sollte eine vorzeitige Pensionierung unvermeidbar sein, wirkt sich die höhere Stundenzahl auch positiv aus.
Locker bleiben, KollegInnen!
Für die Einzelperson mag das stimmen, wobei eine Dienstunfähigkeit ja schon mit erheblichen Abstrichen bei der Versorgung einhergehen kann. Für die Kolleg*innen, die die “Verluste” ausgleichen müssen, ist es aber eine Katastrophe.
Ich schätze mal, dass diese drei Kolleginnen das zuvor mit ihrer Teilzeit irgendwie gut gehändelt bekamen.
Sich also, wie unten so schön beschrieben “Korrekturzeit (und Gesundheit) durch Gehaltsverzicht erkauft” haben.
Die Erhöhung ist nicht auf ihrem Mist gewachsen, also kann man ihnen auch keinen Vorwurf machen.
Das war auch gar nicht der Punkt und steht in keinster Weise in meinem Beitrag! Trotzdem ist es eine Katastrophe für diejenigen, die dadurch eine Mehrbelastung haben.
Für die ausgleichenden Kollegen und Kolleginnen ist das nur kurz eine Katastrophe.
Dann sind sie selber fällig und auf dem Weg in den Vorruhestand wegen Dienstunfähigkeit.
Dieses System verstärkt sich selbst.
“Dauerkranke” und Personen mit vielen (mind. 3) Kindern sind und bleiben die “Gewinner” im Beamtenssystem. Für die lohnt sich das Ganze auch noch. Für alle anderen eher nicht. Gen Z weiß das mittlerweile auch, was dann eben auch zu einer entsprechenden “Auswahl” an nachkommendem Personal führt.
Wer (noch) nicht zu den “Gewinnern” zählt, wird sich anpasssen müssen um nicht unterzugehen. Am Ende wird es einem niemand danken, wenn man sich bei sinkendem Reallohn die Gesundheit ruiniert. Den Letzten beißen die Hunde, wie so oft…
Wow, sie scheinen ja zu wissen, wie die Belastung mit drei Kindern ist. Ebenso welche Kosten (weil sie sich auf den Faktor EK beziehen) selbige verursachen. Diese Vorurteile sind immer wieder toll!
Für die Kosten gibt’s ja Kinderzuschlag.
Aber nur für verbeamtete Lehrkräfte.
Dauervertretungen müssen aber abgesprochen werden, sie können nicht einfach angeordnet werden. Andernfalls Klage erheben. Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt.
Angeordnete Mehrarbeit gibt’s bei Ihnen nicht?
Seit über einem Jahr schon nicht mehr:)
Angeordnete Mehrarbeit hat es durch den Vertretungsplan tagtäglich gegeben. Ich schrieb aber über Dauervertretungen. Und die sind grundsätzlich etwas Anderes, da sie im Gegensatz zu kurzfristigen Fehlzeiten für die Schulleitungen planbar sind. Dauervertretungen werden geplant, wenn Lehrkräfte in Mutterschutz und Erziehungszeit gehen oder wegen eines geplanten operativen Eingriffs mit anschließender Reha längerfristig ausfallen. In den genannten Fällen ist es üblich, die drohenden Ausfälle mit bordeigenen Mitteln aka Dauervertretungen zu kompensieren, wenn die Stelle nicht durch das “Geld statt Stellen Programm” mit einer Vertretungslehrkraft besetzt werden kann. D.h. die Deputatsstunden der ausfallenden Lehrkraft werden dauerhaft auf andere Kollegiumsmitglieder umverteilt. Diese müssen dann ein höheres Deputat erbringen. Diese Mehrarbeit wird als Ü-Stunden bilanziert und kann nicht über Mehrarbeitsvergütung kompensiert werden. Im Folgehalbjahr sind die Ü-Stunden durch ein verringertes Deputat auszugleichen, wenn die Stellensituation dies hergibt (Kann-Bestimmung).
Den Dauervertretungen müssen die Betroffenen zustimmen und sie müssen mit dem Lehrerrat abgesprochen werden (Muss-Bestimmungen).
“wobei eine Dienstunfähigkeit ja schon mit erheblichen Abstrichen bei der Versorgung einhergehen kann”
Ist es bei sog. Zwangspensionierung nicht so geregelt, dass bei Versetzung in den Ruhestand wegen Dienstunfähigkeit eine Kürzung der Altersbezuge um maximal 10,8% erfolgen darf?
Na ja,
die Stunden stehen dann im Plan ja als versorgt drin. Es gibt keinen Puffer. Also dürfen das dann die restlichen Kollegen – die teils schon massiv in den Überstunden sind – auffangen. Wenn ich mich im Kollegium umhöre nimmt seit 2 Jahren die Zahl derer, die wegen Bluthochdruck (besonders dem unteren Wert, also meist stressbedingt) massiv zu (Achtung: ich weiß, dass aus dieser Beobachtung keine Allgemeingültigkeit abgeleitet werden kann!). Man sollte aufpassen, dass das System nicht irgendwann implodiert, und diese Gefahr sehe ich langsam auf uns zu kommen.
P.S.: Das ist jetzt nicht gegen die aufstockenden Kollegen gerichtet und nicht gegen die erkrankten.
klappt nicht, weil sonst noch mehr woanders abwandern.
Die Arbeitsbedingungen sind eh schon besserm, was Zeit und und Geld angeht.
41 Stunden Wochen sind mittlerweile die Ausnahme 🙁
es muss sich was ändern
Die bayerische Staatsregierung soll es doch einfach so einrichten, dass der Lehrerberuf unter Beibehaltung eines bescheidenen Privatlebens in Vollzeit ausgeübt werden kann – und nicht Korrekturzeiten durch Gehaltsverzicht erkauft werden müssen.
Wer das macht, hat m.E. gar nichts verstanden. Ich arbeite, so viel eben möglich ist. Wenn dann die Klausur in Zeiten wie diesen mal drei oder vier Wochen auf dem Tisch liegt, dann ist das eben so. Was sollen sie denn machen?
Probleme haben Lehrkräfte, bei denen es nicht eine Klausur ist, sondern vier. Und hinzu kommen noch die drei Klassenarbeiten aus der SEK I.
Das dürfte Hauptfachlehrkräften nicht unbekannt vorkommen.
Unter Druck entstehen Diamanten!
Nur zu. Frau Schopper hat es vorgemacht. Anlasslose Teilzeit auf mindestens 75 % hochgesetzt. Giftzähne auspacken – sowas war im Gespräch und ist auch gekommen.
Wie hat es der Herr Abteilungsleiter formuliert: “Die Teilzeitkräfte müssen sich mehr engagieren, die haben ja schließlich noch Luft nach oben zum vollen Deputat. Die werden jetzt einfach mehr eingeteilt zu allem.”
Es gibt eilbare und unteilbare Aufgaben. Und “eingeteilt” bis zum vollen Deputat wird schon mal gar nicht.
Zieht Söder durch, muss Anna ganz stolz springen. Und dann, am Ende der Aktion fehlen ihr noch mehr Lehrkräfte.
Wäre ich eine TZ-Kraft und würde gezwungen, über meine Leistungsgrenze hinaus aufzustocken, würde das vermutlich aufgrund der hohen Belastung zu häufigeren Erkrankungen führen. Also im Endeffekt eine ähnliche Stundenzahl wie vorher, nur halt besser bezahlt.
75% ist in Bayern ein Träumchen!
“Anlasslose” Teilzeit an Grund- und Mittelschulen beträgt nicht unter 24 Stunden bei Vollzeit 27 (MS) und 28 (GS).
In der GS kommt die verpflichtende Arbeitszeitkontostunde drauf, womit wir also bei 25 Stunden sind. Drunter geht nichts.
Trotzdem nur Kohlenstoff, genauso wie Graphit. Der Unterschied ist die Kristallstruktur, die nur beim Diamanten kubisch und damit sehr dicht ist.
Das wird lediglich dazu führen, dass der Krankenstand zunimmt. Bedauernswert genug, dass Lehrkräfte zum Großteil Stunden reduzieren, um überhaupt noch arbeitsfähig zu sein. Ich kenne wenige in meinem Umfeld, die wöchentlich 50-60 Stunden arbeiten. Selbst in einem eigentlich recht schönen Beruf…auf Dauer nicht leistbar. Aber wenn interessiert das schon…?!
Wöchentlich 50 -60 h arbeiten zu müssen, um eine entspr. Bildungsqualität zu erreichen, ist z.B. an Grundschulen der Normalfall.
Bei uns (Realschule), wie bereits erwähnt, ebenfalls. Die „Ferien“ dienen dann zur Korrektur. Dass unter diesen Umständen kein Nachwuchs mehr nachkommt, ist völlig verständlich. Für meine SuS komme ich jeden Tag sehr gerne in die Schule, leider auf Kosten der Gesundheit.
Warum nicht gleich so: https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/zoelibat-im-schuldienst-als-die-lehrerin-ledig-sein-musste/ ?
Ach nee, die allgemeine Verlotterung der Sitten ächtet doch tatsächlich unverheiratete Mütter nicht mehr. Dann bringt das leider nix, die würden doch aus lauter Faulheit Kinder bekommen und dann gibt’s wieder Teilzeitgründe…
Auch da gilt die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung. Einfach nach erfülltem Soll alles fllen lassen und selbstständig übers Jahr ausgleichen.
Um die Dame von der GEW zu zitieren, “dann hängen Sie Ende des Schuljahres Stunden ab. Das ist legal”.
Nanana! Versucht da jemand wieder (auf Kosten aller) Führungsstärke zu simulieren, weil das Überstundenkonto vom Gericht kassiert wurde? 😀
https://www.news4teachers.de/2017/07/baden-wuertemberg-legt-umfassendes-massnahmenpaket-gegen-lehrermangel-vor-dazu-gehoeren-auch-versetzungen-und-weniger-teilzeit-gew-das-macht-den-beruf-nicht-attraktiver/
Die Söder’sche Idee ist nicht neu.
Frau Dr. Eisenmann hat ihren Weg gefunden …
https://www.reuter-stiftung.de/kuratorium/
“Die Teilzeitmöglichkeiten einzuschränken, koste unter dem Strich Lehrkräftestunden, weil dieser Schritt angesichts der bereits hohen Belastung zu vermehrter Berufsunfähigkeit, früherem Ruhestand und komplettem Ausstieg von Kolleginnen und Kollegen führe. Auch für die Nachwuchsgewinnung wäre ein solcher Schritt […] kontraproduktiv. Wer aus der jungen Generation jetzt vielleicht mit dem Lehrberuf liebäugele, den verschrecke die Staatsregierung mit ihren Plänen.”
Ist ja eigtl. logisch…. man fragt sich, wie man eigtl. von Mal zu mal ‘sehenden Auges’ solche Nichtlösungen ins Auge fasst, die nichtmal eine Legislaturperiode lang als Scheinlösungen taugen.
Wir haben bei uns das gesamte Spektrum an Teilzeitbeschäftigten, von 6 Stunden aufwärts. Es gibt auch Teilzeitkräfte, die aktuell nur 8 Unterrichtstunden haben, damit sie im System bleiben wollen. Die Hintergründe sind vielfältig und es gibt sicherlich Einige, die aufstocken könnten, ohne gleich Dauerkrank oder anderes ….. zu werden.
Man muss sich jeden Fall anschauen. Es steht ja nirgends dass alle TZK gleich erhöhen sollen. Hier gibt es sicherlich Potenzial, und irgendetwas muss getan werden.
Jedenfallsmist es so. Den Lehrermangel wird es noch ein paar Jahre geben, und neue Lehrkräfte fallen nicht vom Baum. Die aktuellen Schüler können nicht warten, da sie automatisch älter werden.
Also muss was getan werden. Und nur Maulen hilft auch nicht weiter.
Ich lese hier hauptsächlich in den Beiträgen, dass die Arbeitsumstände nicht mehr tragbar sind. Ergo, sprechen wir von Fakten – das ist dann kein Gemaule, sondern das sind Feststellungen. Sollte man ernst nehmen, sonst ist bald niemand mehr in der Schule da, weil das Kartenhaus zusammengefallen ist.
Es gibt zu viele, die nur ein bisschen arbeiten, um im System zu bleiben und davon zu profitieren. Das will nur niemand sehen.