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Studien-Ergebnis: Jungen und Mädchen haben zum Teil einen anderen Wortschatz

DORTMUND. Jungen in der dritten und vierten Klasse haben keinen geringeren Wortschatz als gleichaltrige Mädchen – aber einen zum Teil anderen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die am Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der TU Dortmund von einem Team um Professorin Nele McElvany in Kooperation mit Professorin Ursula Kessels von der Freien Universität Berlin durchgeführt wurde. Der Befund hat praktische Relevanz für Eltern und Lehrkräfte.

Mädchen und Jungen haben offenbar einen teilweise anderen Wortschatz. Foto: Rafal Zych / flickr (CC BY-NC 2.0)
Mädchen und Jungen haben offenbar einen teilweise anderen Wortschatz. Foto:
Rafal Zych / flickr (CC BY-NC 2.0)

In fast allen Ländern, die an der jüngsten PISA-Studie teilnahmen, schneiden 15-jährige Mädchen beim Lesen besser ab als Jungen. Das nährt den Verdacht, dass Jungen generell schlechter mit Sprache umgehen können als Mädchen. Die aktuelle IFS-Studie kommt allerdings zu den Ergebnis, dass Mädchen und Jungen in der Grundschule – getestet worden waren Dritt- und Viertklässler, also Neun- und Zehnjährige – sich im Allgemeinen nicht in der Anzahl der Wörter unterscheiden, die sie verstehen können. Wohl aber in der Art der Wörter: Während Mädchen signifikant häufiger Begriffe wie „innig“, „Laune“ oder „Bluse“ kennen, sind  Jungen öfter Wörter wie „Disput“, „Kontrahent“ oder „waghalsig“ geläufig.

„Das lässt vermuten, dass Mädchen häufiger weiblich konnotierte Wörter kennen und  Jungen häufiger männlich konnotierte. Solche qualitativen Unterschiede könnten unter anderem durch unterschiedliche Sozialisation von Mädchen und Jungen und durch die Entwicklung geschlechtsspezifischer Interessen entstehen. Für die Schulpraxis sind diese Unterschiede relevant, insbesondere wenn man an unterschiedliches Vorwissen bei spezifischen Lerneinheiten denkt“, erklärt Professorin Nele McElvany, Direktorin des IFS. Lehrkräfte sollten sich der möglicherweise unterschiedlichen sprachlichen Kompetenzen von Jungen und Mädchen bewusst sein – und Begriffe, die möglicherweise weiblich oder männlich belegt sind, im Unterricht gezielt erläutern. Und für Eltern sei es ratsam, ihren Söhnen auch mal Geschichten vorzulesen, die sich scheinbar an Mädchen richten – und umgekehrt.

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Dass das gut möglich ist, weil das Interesse von Grundschülern an Kinderliteratur (noch) gar nicht so geschlechtsspezifisch ausgerichtet ist, hatte vor kurzem eine weitere Studie des IFS ergeben.  Dabei waren Viertklässlern Texte mit männlichen und weiblichen Identifikationsfiguren vorgelegt worden – und bei immerhin einem Drittel der Geschichten zeigten sich hinsichtlich des Interesses der Kinder keinerlei signifikanten Geschlechtsunterschiede. Deutliche Geschlechtsunterschiede gab es dagegen zum Beispiel bei einer Geschichte mit dem Titel „Der tollpatschige Junge“:  Die Story mit einem männlichen Anti-Helden war für Jungen dann doch erkennbar weniger attraktiv als für Mädchen. N4t

Zum Bericht: Weil sich ihr Gehirn schneller entwickelt, haben Mädchen im Sprachunterricht einen Vorteil

 

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