Die angeblich „brisante Erkenntnis“ verstecke sich in Kapitel 4, Unterpunkt 1, der Studie, die den generellen Zusammenhang von Gewalttaten und Zuwanderung untersucht, so heißt es in der „Welt“. Unter der Überschrift „Extremismus und fundamentalistischer Islamismus“ wiesen die Wissenschaftler „auf einen beachtlichen Anteil muslimischer Schülern hin, die islamisch motivierte Gewalt und Terror begrüßen“. Überschrift des Beitrags: „Islamistische Tendenzen im Klassenzimmer“. Er wäre allerdings besser „Rechtsradikale und linksradikale Tendenzen im Klassenzimmer“ betitelt worden. Denn das Fazit der Forscher, das die „Welt“ in ihrem Beitrag unterschlägt, lautet: Unabhängig von den Antworten auf einzelne Fragen lässt lediglich jeder neunte muslimische Neuntklässler, der in der Umfrage dazu Angaben gemacht hat (und das war nur gut die Hälfte), insgesamt eine islamisch extremistische Einstellung erkennen. „Werden die hier ebenfalls berichteten Raten zu rechtsextrem und linksextrem eingestellten Jugendlichen zum Vergleich herangezogen, so ist dieser Anteil nicht übermäßig hoch.“
Ergebnisse im Einzelnen:
- “Jeweils ein Viertel bis ein Drittel der teilnehmenden muslimischen Befragten stimmen den Aussagen zu, dass andere Religionen weniger wert sind als der Islam, dass sie für den Islam kämpfen und ihr Leben riskieren würden und dass die Gesetze der Scharia besser sind als deutsche Gesetze.”
- “Zwischen einem Fünftel und einem Sechstel der teilnehmenden Muslime stimmt weiteren, Gewalt beinhaltenden Aussagen zu (Muslime müssen sich mit Gewalt gegen Unterdrückung wehren, Muslime müssen Ungläubige bekämpfen, gegen Feinde des Islams muss mit aller Härte vorgegangen werden).”
- “8 Prozent der Muslime finden es richtig, dass die Muslime im Nahen Osten versuchen, durch Krieg einen Islamischen Staat (IS) zu gründen.” (Die Umfrage fand zur Hochphase der Eroberungen des IS in Irak und in Syrien statt).
- “3.8 Prozent sprechen sich sogar für terroristische Anschläge aus. Die geringste Zustimmung (2,4 Prozent) erhält die Aussage, dass man es gut findet, wenn in Predigten oder Videos zu Gewalt gegen Ungläubige aufgerufen wird.”
Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass insgesamt 500 muslimische Schüler im Rahmen einer großen Schülerbefragung (10.000 Teilnehmer) befragt worden waren – dass auf die Fragen zu extremistischen Einstellungen aber nur rund 280 der muslimischen Teilnehmer geantwortet hatten. Die angeführten Zustimmungsquoten können also gegenüber der Grundgesamtheit der befragten Moslems nochmal halbiert werden. Trotzdem empfehlen die Forscher, den „insgesamt nicht übermäßig hohen Anteil islamisch fundamentalistischer Jugendlicher in jedem Fall ernst zu nehmen“.
Links- und rechtsradikale Tendenzen
Genauso ernst übrigens wie rechts- und linksradikale Tendenzen unter Jugendlichen in Deutschland: „Auch wenn die Schülerbefragungen keine Bestätigung für den Anstieg des Rechtsextremismus liefern, so verdeutlichen sie doch, dass rechtsextreme Einstellungen recht weit verbreitet sind und allein deshalb als ein Bereich gelten sollten, dem erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken ist. Etwa ein Fünftel der Jugendlichen sind eher ausländer- oder muslimfeindlich; jeder Neunte identifiziert sich mit nationalistischen Gedanken.“ Ähnliches gilt für linksextreme Einstellungen – hier war sogar ein Anstieg zu erkennen: „‘Heutzutage werden die Menschen von den Reichen und Mächtigen ausgebeutet.‘ oder ‚Wirklich frei können wir nur dann sein, wenn der ganze Staat abgeschafft wird.‘ Im Jahr 2013 stimmten diesen Aussagen 5,9 % der Befragten zu, 2015 bereit s 7,1 %.“ bibo / Agentur für Bildungsjournalismus
Hier lässt sich die Studie herunterladen.