BERLIN. Die GEW Berlin betrachtet die neue Lehrkräfte-Einstellungsrunde nach eigenen Angaben „mit großer Sorge“. Nur ein Viertel der zum Februar 2018 neu eingestellten Lehrkräfte an Berliner Grundschulen seien ausgebildete Grundschullehrkräfte. Über alle Schulformen hinweg beträgt der Anteil von Seiteneinsteigern an den Neueinstellungen zum zweiten Schulhalbjahr 38 Prozent. Die Lage dürfte sich zudem weiter verschlechtern, prophezeit die Gewerkschaft.
„Der Lehrkräftemangel spitzt sich mit jeder Einstellungsrunde zu. Die Qualität rückt dabei immer weiter in den Hintergrund“, stellte Tom Erdmann, Vorsitzender der Berliner GEW fest. „Die Senatsverwaltung muss jetzt alles dafür tun, die Schulen mit vielen Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern bestmöglich zu unterstützen“, so Erdmann. „Die Senatsverwaltung muss es den Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern an unseren Schulen ermöglichen, gute Lehrkräfte zu werden. Dafür brauchen sie eine bessere pädagogische Anleitung, mehr Mentorenstunden und eine Reduzierung ihrer Unterrichtsverpflichtung“, erläuterte Erdmann. Er wies auf die extrem hohe Arbeitsbelastung der Seiteneinsteiger hin, die neben einer Unterrichtsverpflichtung von 19 Stunden ihre berufsbegleitende Ausbildung zu absolvieren haben.
Ungleiche Verteilung
Der GEW-Landesvorsitzende stellte fest, dass die im Dezember 2017 vom Abgeordnetenhaus beschlossenen Entlastungen für Quereinsteiger bisher nicht umgesetzt worden seien. Mit Blick auf Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) erklärte er: „Die Senatorin hat die Chance verpasst, jetzt zum zweiten Schulhalbjahr erste Maßnahmen zur Entlastung umzusetzen. Die Stundenermäßigung und der pädagogische Vorbereitungskurs müssen sofort kommen!“ Um die nötigen Verbesserungen umsetzen zu können, werde die Senatsverwaltung trotz Lehrkräftemangel mehr Personal einstellen müssen. Zudem müssten die Studienkapazitäten zur Weiterqualifizierung von Quereinsteigern deutlich ausgebaut werden, um die derzeit langen Wartezeiten zu verkürzen.
Die GEW macht auch auf die ungleiche Verteilung der Quereinsteiger aufmerksam. „Der Lehrkräftemangel trifft die Schulen in schwieriger sozialer Lage besonders hart“, so Erdmann. Bei den Neueinstellungen zum Februar 2018 verzeichnen die Bezirke Mitte (52 Prozent), Spandau (53 Prozent) und Neukölln (50 Prozent) erneut die höchsten Quereinsteiger -Quoten. Hier müsse der Senat aktiv steuern. Überlegungen der rot-rot-grünen Koalition, die Unterrichtsverpflichtung in sozialen Brennpunkten generell zu reduzieren, begrüßt die GEW. Maßnahmen zur Arbeitsentlastung müssten jedoch für das gesamte pädagogische Personal und nicht nur für Lehrkräfte gelten, forderte Erdmann. News4teachers
GEW-Erhebung: Vielerorts gäb’s ohne Seiteneinsteiger keinen Unterricht mehr