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Internationaler Vergleich: Je kompetenter die Lehrer desto kompetenter die Schüler

EICHSTÄTT. Gute Lehrer gleich gute PISA-Ergebnisse – schlechte Lehrer gleich schlechte PISA-Ergebnisse? So einfach ist es (leider) nicht. Doch Schülerleistungen hängen durchaus von den kognitiven Kompetenzen der Lehrkräfte ab, zeigt jetzt eine international angelegte Studie. Es kommt auf die Lehrerauswahl an.

PISA, das „Programme for International Student Assessment“ kennt jeder. Nicht ganz so bekannt ist PIAAC, das „Programme for the International Assessment of Adult Competencies“. Dennoch ergeben sich auch aus PIAAC interessante Erkenntnisse für Schulen, wie jetzt Simon Wiederhold von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, Eric A. Hanushek (Stanford University) und Marc Piopiuni (ifo Institut) zeigen konnten. Zentrales Ergebnis ihrer Studie: Die kognitiven Kompetenzen von Lehrern stehen in engem Zusammenhang mit internationalen Unterschieden von Schülerleistungen.

Die Lesekompetenz von Lehrern korreliert im internationalen Vergleich mit den Schülerleistungen. Foto: 947051 /pixabay (CC0) (bearbeitet)

Anhand der PIAAC-Studie untersuchten die Autoren, die Kompetenzen von Erwachsenen, aus 31 Ländern. Die Fähigkeiten von Lehrkräften in den Bereichen Lesen und Rechnen verknüpften sie anschließend mit den entsprechenden PISA-Schülerleistungen im selben Land.

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„Im internationalen Vergleich zeigen sich erhebliche Unterschiede bei den kognitiven Kompetenzen von Lehrern: So entspricht das Kompetenzniveau der Lehrkräfte in Chile und in der Türkei dem von kanadischen Erwachsenen, die eine Berufsausbildung abgeschlossen haben. Die Kompetenzen von Lehrkräften in Japan und Finnland hingegen sind vergleichbar mit dem von Kanadiern, die einen Masterabschluss bzw. Doktortitel erworben haben“, erklärt Wiederhold, Inhaber des Eichstätter Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insb. Makroökonomik.

Im Vergleich der 31 untersuchten Länder belegen die Lehrkräfte aus Deutschland hinsichtlich der Rechenkompetenzen den dritten Platz, beim Lesen den zehnten Rang. Führe man die Lehrerkompetenzen mit den Leistungen der Schüler zusammen, so zeige sich ein systematischer und eindeutiger Zusammenhang: Je höher die Kompetenzen der Lehrer, desto besser die Leistungen der Schüler im PISA-Test.

Die Größenordnung des gefundenen Effektes werde durch folgendes Gedankenexperiment deutlich: „Würde es allen untersuchten Länder gelingen, ihre Lehrer auf das Kompetenzniveau der finnischen Lehrer – international die Lehrer mit den besten Rechen- und Lesekompetenzen – zu bringen, würden sich die internationalen Unterschiede in den Schülerleistungen um rund ein Viertel verringern“, erläutert Wiederhold.

Ein weiterer Befund der Studie lässt zumindest indirekt einige Handlungsempfehlungen für die Politik zu: Unterschiede in den Kompetenzen der Lehrer spiegelten weniger die allgemeinen Unterschiede zwischen den Ländern, sondern lagen vielmehr darin begründet, aus welchen Segmenten des jeweiligen „Kompetenzmarktes“ eines Landes sich die Lehrer rekrutierten.

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Konkret leiteten die Forscher aus Zusammenhang zwei bemerkenswerte Wechselbeziehungen ab: In Ländern, in denen Frauen auch jenseits des Schulsektors gute Berufsperspektiven in hochqualifizierten Arbeitsfeldern haben, zeigt sich ein durchschnittlich geringeres kognitives Niveau bei den Lehrkräften, was als Ergebnis einer Abwanderung von gut qualifizierten Frauen in andere Branchen interpretiert werden könn. Dies spiegelt auch wider, dass Schulen nach wie vor ein Berufsfeld darstellen, in dem mehrheitlich Frauen tätig sind – in Deutschland beispielsweise beträgt der Anteil der Lehrerinnen rund zwei Drittel.

Zudem zeigen die Wissenschaftler einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Lehrerkompetenzen und dem Verdienst von Lehrern relativ zum Verdienst anderer Hochschulabsolventen: Je besser Lehrer bezahlt werden, desto eher ließen sich Personen mit hohen kognitiven Kompetenzen für den Lehrerberuf gewinnen. (zab)

Die ausführliche Studie als pdf-Download (engl.)

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