Nach dem in Arbeit befindlichen Masterplan Grundschule des NRW-Schulministeriums, der noch in diesem Jahr vorgelegt werde, werde es kein komplettes Verbot der Methode geben. Künftig sollen Lehrer aber die Anwendung auf „die Anfangsprozesse des Lesen- und Schreibenlernens begrenzen und von Anfang an zum normgerechten Schreiben hinführen“, wie es der Zeitung zufolge laut Entwurfstext heißt. Es soll zudem ein Grundwortschatz eingeführt werden, der eine Liste von Lernwörtern enthält und eine verbindliche Zielmarke für die Vermittlung von Deutschkenntnissen in den Grundschulen sein soll. Ansonsten aber sollen Schulen und Lehrer über die Methoden in eigener pädagogischer Verantwortung entscheiden.
“Extrem selten eingesetzt”
Nordrhein-Westfalen schlägt damit einen anderen Weg ein als etwa Baden-Württemberg, wo Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) unlängst den Grundschulen in ihrem Bundesland den Einsatz der umstrittenen Methode verboten hat. Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, fordert ein bundesweites Verbot. Anlass ist eine Studie, in der die klassische Fibel-Methode für Grundschüler deutlich besser abgeschnitten hat als Ansätze wie «Lesen durch Schreiben» und «Rechtschreibwerkstatt» (News4teachers berichtete).
Mit Blick auf „Lesen durch Schreiben“ erklärt Anne Deimel, stellvertretende Landesvorsitzende des VBE NRW: „Öffentliche Diskussion und Schulpraxis gehen weit auseinander. In Reinform wird die Methode nur extrem selten eingesetzt. Der Fokus sollte jetzt auf der Stärkung der Schulform liegen.“
Der VBE sieht die aktuelle Diskussion kritisch. Zum einen besteht ihm zufolge die Gefahr, dass die tatsächlichen Versäumnisse der Bildungspolitik in den Hintergrund geraten. Zum anderen sei die vieldiskutierte Studie bislang nicht vollständig veröffentlicht worden – sodass sich voreilige Schlüsse verböten. „Grundschulen in NRW sind in ganz Deutschland die Schulform, in die am wenigsten Geld fließt. Zu große Klassen, zu wenig ausgebildete Lehrkräfte und unzureichende Ausstattung sind die tatsächlichen Gründe für das schlechtere Abschneiden in Leistungsvergleichen“, meint Deimel. bibo / Agentur für Bildungsjournalismus
