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Philologen: A14 für Gymnasiallehrer „dringend erforderlich“ (die anderen sollen dann gerne auch A13 bekommen)

HANNOVER. Bereits seit Jahren fahren die GEW und der VBE eine bundesweite Kampagne zur finanziellen Gleichstellung insbesondere von Grundschullehrern: „A13 für alle!“ – zunehmend erfolgreich: Der Lehrermangel in der Primarstufe zwingt immer mehr Bundesländer, die Lehrerbezüge anzugleichen (News4teachers berichtete). Jetzt meldet sich der Philologenverband Niedersachsen zu Wort. Er hält es nach eigenen Angaben „für dringend erforderlich, zu Verbesserungen in der Besoldung der Lehrkräfte zu kommen und Besoldungseinstufungen auf einem höheren Niveau vorzunehmen“. Heißt konkret: Alle sollen eine Stufe heraufgesetzt werden – die eigene Klientel, die Gymnasiallehrer also, auf A14.

Stets voran, doch nie nach oben? Die unendliche Treppe des Mathematikers Lionel Penrose ist physikalisch unmöglich und nur eine Wahrnehmungstäuschung. Illustration: Wikimedia Commons

Die „derzeit mit Nachdruck geführte Debatte in Politik und Gesellschaft sowie bei Lehrerverbänden“ sei ausdrücklich zu begrüßen und müsse nun zu einem spürbaren Ergebnis auch in Niedersachsen führen, so teilt der Philologenverband in einer Pressemitteilung mit – allerdings: für alle Lehrkräfte.

Die Diskussion werde bedauerlicherweise verkürzt geführt, indem ausschließlich über eine Anhebung der Besoldung für Grund-, Haupt- und Realschullehrer nachgedacht werde. In diesem Zusammenhang müsse aber „zwingend“ beachtet werden, dass die Besoldungseinstufung der Lehrer an den beruflichen und allgemein bildenden Gymnasien – im Gegensatz zu anderen Lehrergruppen – seit Jahrzehnten unverändert geblieben sei, was die Frage nach Besoldungsgerechtigkeit aufwerfe. „An den Gymnasien sind die Lehrkräfte von strukturellen Verbesserungen ihrer Besoldung seit langem ausgeschlossen geblieben und in besoldungsmäßiger Hinsicht schon seit geraumer Zeit im Vergleich zu anderen Lehrämtern unterbewertet. Das ist nicht nur ungerecht, sondern auch ein Zustand, der das gymnasiale Lehramt zunehmend unattraktiv macht“, meint Philologenchef Horst Audritz.

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Die Unterrichtsversorgung in Niedersachsen habe sich in den letzten Jahren insgesamt sowie insbesondere in den MINT-Fächern dramatisch verschlechtert. „Viele, die zunächst eine berufliche Tätigkeit als Lehrer an beruflichen und allgemein bildenden Gymnasien mit ihren vertieften fachwissenschaftlichen Studiengängen angestrebt haben, orientieren sich angesichts geringerer Bezahlung und schlechterer Arbeitsbedingungen neu und gehen in die Wirtschaft, wo sie mit ihren Qualifikationen hoch begehrt sind. Anhaltender Lehrermangel ist damit vorprogrammiert“, so betont der Verbandsvorsitzende.

Falls wesentliche Korrekturen in der Besoldung der Lehrer an Gymnasien ausblieben, sei es unausweichlich, dass die Gymnasien künftig ihre schulgesetzliche Aufgabe der Vermittlung einer breiten und vertieften Allgemeinbildung mit dem Ziel der allgemeinen Studierfähigkeit nicht mehr hinreichend und qualifiziert wahrnehmen könnten. Diese „dramatische Entwicklung“ betreffe nicht nur die Schulen selbst, sondern habe letzten Endes erhebliche Auswirkungen auf junge Menschen hinsichtlich ihres weiteren Bildungsweges in Studium und in Berufen mit anspruchsvollen Ausbildungsgängen. „Unsere Wirtschaft, unsere Wissenschaft und Verwaltung benötigen mehr als je zuvor in den Schulen gut ausgebildete und anschließend durch anspruchsvolle Studiengänge adäquat vorbereitete junge Menschen. Ohne eine erkennbare Anhebung der Besoldung der Lehrer an Gymnasien werden aber die dafür dringend benötigten Lehrkräfte nicht zur Verfügung stehen“, warnt Audritz.

Er betont: „Der zunehmende Lehrermangel und die sich weiter verschlechternde Unterrichtsversorgung sind auf klare Ursachen zurückzuführen: Das Land kann als Arbeitgeber der Lehrkräfte angesichts der geringeren Bezahlung und der schlechteren Arbeitsbedingungen mit der Privatwirtschaft nicht mehr konkurrieren. Wir fordern daher, die Besoldung nicht nur für Grund-, Haupt- und Realschullehrer neu zu bewerten, sondern ebenso eine Anhebung der Besoldung für die beruflichen und allgemein bildenden Gymnasien auf A14 vorzunehmen.“

“Ungerechte Besoldung” der Lehrer

Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL/VDR), der nach eigenen Angaben „schon seit Jahren für eine bessere und gerechtere Lehrerbesoldung eintritt“, hat heute seine Forderung nach „mindestens A13 für alle Lehrkräfte“ erneuert. Die „Unattraktivität des Lehrerberufs im nichtgymnasialen Bereich“, die sich in den niedrigen Bewerberzahlen für Stellen an Grund- und Hauptschulen zeige, liege im niedrigeren Gehalt begründet. Eine  immer höhere Belastung, gepaart mit einer ungerechten Besoldung, schrecke junge Menschen ab, Lehrer an einer Grund-, Haupt-, Real- oder Oberschule zu werden. „Es bedarf daher vor allem in diesem Bereich endlich einer Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufes. Eine Besoldung mindestens nach A13 würde auch eine Wertschätzung der immensen Arbeit der Lehrkräfte an den Grund-, Haupt-, Real- oder Oberschulen widerspiegeln“, erklärt VNL/VDR-Chef Torsten Neumann.

Was er nicht sagt: Wenn gleichzeitig die Gymnasiallehrer auf A14 klettern, wäre der erhoffte Effekt –die Attraktivitätssteigerung der Lehrämter an anderen Schulformen – schon wieder perdu. bibo / Agentur für Bildungsjournalismus

Das Thema wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert.

GEW macht Druck - Ministerium prüft

HANNOVER. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) will am Donnerstag vor den Niedersächsischen Landtag ziehen und für bessere Arbeitsbedingungen demonstrieren. Zu den zentralen Forderungen der GEW gehört, dass Lehrer an Grund-, Haupt- und Realschulen in Niedersachsen künftig genauso viel verdienen sollen wie Studienräte an Gymnasien, die sogenannte Gehaltsstufe A13.

Bislang verdienen die Pädagogen an den anderen Schulformen deutlich weniger als ihre Kollegen an Gymnasien – aus Sicht der GEW ein wichtiger Grund dafür, dass es besonders schwer ist, für Grund-, Haupt-, und Realschulen Lehrer zu finden. In mehreren Bundesländern, darunter Berlin, Brandenburg und Sachsen, ist die Angleichung der Gehälter bereits beschlossene Sache. In anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen wird darüber zumindest diskutiert.

Das Kultusministerium stelle die bisherige Besoldungsstruktur auf den Prüfstand und arbeite an einer besseren Bezahlung für Grund-, Haupt-, und Realschullehrer. «Das Thema steht sehr weit oben auf unserer Agenda», betonte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Rande einer Landtagssitzung. Allerdings: «Allein für die Forderung “A13 für alle” reden wir über eine Summe von etwas über 200 Millionen Euro jährlich. Das können wir nicht mal eben aus der linken Jackentasche finanzieren.» Derzeit lasse das Ministerium prüfen, welche juristischen Folgen eine Anhebung der Besoldung haben könnte. Danach solle das weitere Vorgehen im Rahmen des Haushaltsaufstellungsverfahrens geklärt werden. Dies müsse bis spätestens Dezember 2018 der Fall sein. Der Haushaltsentwurf für 2019 sieht derzeit noch keine Veränderungen bei der Besoldung vor. Ob diese noch vorgenommen werden, ließ der Minister offen. dpa

„A13 für alle“: Philologenverband sagt der Kampagne von GEW und VBE den Kampf an – gegen den „Einheitslehrer“!

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