KLAGENFURT. “Entrepeneurship” hat sich in der modernen Führungstheorie längst zu einem Modewort entwickelt. Verstärkt taucht der Begriff auch außerhalb des unternehmerischen Bereichs auf. Gerade Schulen können von mehr Unternehmergeist und Gründermentalität profitieren, meint der Klagenfurter Schulentwickler Stefan Brauckmann.
Privatwirtschaftliche Managementmethoden sind an Schulen längst verbreitet. Die Umsetzung entsprechender Ansätze – auch unter dem Stichwort öffentliche Reformverwaltung oder New Public Management Modell (NPM) bekannt – erfolgt dabei allerdings eher selten im Sinne eines systematischen Ansatzes. Stefan Brauckmann, Professor für Qualitätsentwicklung und im Bildungsbereich, sieht in einer konsequenteren Umsetzung des NPM-Modells Chancen für das Schulwesen. Schulleiter müssten demnach stärker im Sinne von „Edupreneurship“ handeln, um den Herausforderungen der Gegenwart gerecht zu werden.
„Das eine kann man doch nicht mit dem anderen vergleichen. Wirtschaft und Bildung sind zwei völlig verschiedene Bereiche“, bekommt der Bildungsforscher Stefan Brauckmann (Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung) wiederholt zu hören. „Hängt von der Fragestellung ab“, gibt er dann gerne zurück. Für ihn ergibt eine Analyse der aktuellen Herausforderungen und Zielstellungen, vor denen Schulen stehen, ganz klar: „Der unternehmerische Aspekt wird für die organisatorische Gestaltung von Schulen immer bedeutsamer.“
Besonders Schulleiter, also die Manager von Schulen bzw. zukünftig ganzen Schulclustern, wären demnach gefordert umzudenken: „Schulen brauchen strategische Partner auf vielen Ebenen. Das, was in der Betriebswirtschaft als environmental scanning [die strategische Analyse der Umfeldfaktoren eines Unternehmens] bezeichnet wird, könnten auch Schulen betreiben: Sie könnten beispielsweise unter den Eltern der Schüler erheben, welche Expertisen vorhanden sind und eingebracht werden könnten. Eltern könnten somit – verstanden als stakeholder – zu den Ressourcen einer Schule beitragen.“
Ein anderes Feld betrifft die zunehmend professionalisierte Außendarstellung, die immer stärker dem Marketing gleicht: „Heute reicht es für Schulen nicht mehr, nur noch präsent zu sein. In vielen Sparten herrscht bereits ein Wettbewerb um die Schüler. Eltern verstehen sich heute vielfach schon als Klientel und treffen ihre Schulwahl auf Basis verfügbarer individualisierter Lernangebote.“
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch die zunehmende Notwendigkeit professionellen Beschwerdemanagements im Schulbetrieb. Stefan Brauckmann, der hierzu mit einem Experten im Bereich Dienstleistungsmanagement zusammenarbeitet, führt dazu aus: „Verstehen sich Eltern als Kunden von Schulen, tragen sie auch ihre Beschwerden an die Schulen heran und erwarten sich eine professionelle Bearbeitung ihrer Anliegen. Letztlich gelangen all diese kritischen Rückmeldungen oftmals ungefiltert an die Schulleitung, die derzeit noch wenig Handwerkszeug hat, um damit gut umzugehen.“
Damit Schulen in Zukunft so etwas wie ein umfassendes Qualitätsmanagement betreiben können, braucht es entsprechende Führungspersönlichkeiten an der Spitze dieser Institutionen. Dazu gehören laut Brauckmann auch entsprechende unternehmerische Einstellungen von Schulleitungen, die er gemeinsam mit dem zypriotischen Bildungsforscher Petros Pashiardis (Open University of Cyprus, Nicosia) unter dem Begriff der „Edupreneurship“ zusammenfasst. Viele Schulleiter haben Grundprinzipien davon schon in ihr professionelles Handeln integriert, bei anderen haben die Prozesse zur Neubewertung ihrer Aufgaben begonnen. Die pädagogische Führung würde dabei weiterhin im Zentrum stehen, aber, so Brauckmann: „Die Ökonomie ist in pädagogischen Fragen besser als ihr Ruf.“ (zab, pm)
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